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Geld, Macht und Beckenbauer

Montag Morgen, das erste WM-Wochenende liegt hinter uns. Ich habe festgestellt, dass ich nicht alle Spiele sehen muss und fühle mich sehr gute dabei einfach ins Bett zu gehen, wenn ich müde bin. Spiel hin, Spiel her. Ist mir schnuppe und wenn ich das wirklich gucken will, in der Mediathek oder wo auch immer werde ich es wiederfinden und gucken können. Heute müssen unsere Jungs ran. Wenn ich Interviews mit ihnen sehe, oder wenn sie bei der Pressekonferenz sitzen und Fragen beantworten, dann habe ich das Gefühl, dass sie sich verändert haben, reifer geworden sind.

Sie sind reifer geworden, scheinen ein stärkeres Wir-Gefühl zu haben ohne dabei den Spaß zu vergessen. Es heißt „Fußball spielen“, es ist alles ein Spiel, nur ein Spiel mit sehr viel Geld und wenn ich mir ansehe, was die FIFA im Hintergrund für einen Mist macht, dann rollen sich die Zehnägel hoch. Sie bezahlen nirgendwo Steuern und ich meine, es wäre vollkommen in Ordnung, wenn sie, anstatt Beckenbauer „provisorisch von seinen Ämtern auszuschließen“, sich einfach mal überlegen, ob sie nicht Steuern bezahlen sollen in den Ländern, die Austragungsort sind, um dort wenigstens einen Teil der Kosten wieder einzufahren. Da wird mir schlecht, wenn ich anfange darüber nachzudenken welch Klüngel sich da gefunden hat. Es gibt mir auch zu denken, wenn ich höre, das kam so in den Nachrichtensendungen rüber, dass Beckenbauer in den Ländern Russland und Quatar „Geschäfte“ getätigt hat. Welcher Art waren diese und wie hängen sie mit der Vergabe zusammen. Ich verstehe auch die Inkonsequenz nicht, dass man Quatar als Austragungsort nicht längst schon getilt hat, Thema Menschenrechte, Sklavenhaltung. Immer und immer wieder fallen wir über den Spruch „Folge den Spuren des Geldes“.

Wie wären wir, wenn wir den berühmt-berüchtigten 100-Millionen-Euro-Jackpot knacken würden? Würden wir mehr wollen und bei den Machtspielchen mitmischen wollen? Oder würden wir uns zum Ottl machen wollen? Gucken wir uns die Geißens an. Aaaarrrggg. Nein, ganz sicher nicht, auf keinen Fall, wobei ich gestehen muss, so sehr mich die Leute nerven, bei Jauch hat sich Frau Geißen gar nicht so schlecht angestellt. Ändert aber gesamt nichts. Ich gönne ihnen was sie haben, dass sie es noch ganz lange haben und Menschen, die einfach unterhalten werden wollen auch unterhalten. Gefährlicher finde ich die Menschen, die Geld haben und dann im Hinterzimmer ihre Macht ausspielen. Nehmen wir Hoeneß, das Beispiel, das an der Öffentlichkeit steht, nein gerade aus ihr verschwunden ist, er ist ein mächtiger Mann, das darf man nicht unterschätzen. Steffi Grafs Vater, der ebenfalls wegen Steuerhinterziehung saß, der hatte keine Macht. Ganz im Gegensatz eben zu Uli Hoeneß. Nun ist er für eine Weile ausgeknockt und ich möchte nicht wissen, was er, über Seilschaften, alles ausgehandelt hat. Beckenbauer, ein netter freundlicher Mann, in der Öffentlichkeit, unantastbar, bislang fehlerfrei. Was, wenn er bestochen wurde? Was, wenn er für seine Stimme, für seine „Geschäfte“ in jenen Ländern, die gerade im Fokus sind, Bestechung angenommen hat? Reibungsloses Handeln als Beispiel? Guckt da schon ein Staatsanwalt hin? Sich vor der Beantwortung von Fragen dadurch zu drücken, dass sein Englisch so mies wäre, das kommt nicht gut, auch nicht für einen Franz Beckenbauer, der für mich der Inbegriff eines Saubermanns war, mit kleinen Abstrichen, aber doch. Aber insgesamt kommt das nicht gut, das möchte ich nicht haben, das ist Filz hoch drei, wenn das reicht.

Ich wünsche Euch eine gute Woche, laßt es ordentlich krachen, setzt zu Höhenflügen an, die ihresgleichen suchen. Genießt die Zeit draußen, es ist herrlich spazieren zu gehen, bei einem Kaffee draußen zu sitzen, drinnen ist jeder lange genug. Laßt es Euch gut gehen!

 

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