Mindestlohn in Social Media
Es geschah dieser Tage, dass ich nachdem wieder mal Werbung für mein „Rosenspiel“ dort gepostet hatte, wo ich dachte, dass das gut ist. Der Anlass war der, dass ich eine Werbeaktion mit günstigeren Preisen machen wollte, das auch angekündigt hatte, aber es klappte nicht so wie gedacht. Kann passieren, das war mein Fehler. Ich wurde dann von einer Frau via PN angesprochen, die versprochen hatte, dass sie sich das Buch herunterladen würde. Ich bemerkte einen oder zwei Tage später, dass das an Werbung wie ich es geplant hatte, nicht hinhaut und prompt bekam ich abermals eine PN von dieser Frau. Daraus hat sich ein kurzer, nachdenkenswerter Austausch entwickelt.
Wir leben in einer Zeit von Social Media, Internet, I-Phones. Das ist so. Es gibt Twitter, Google+, Xing, Facebook und keine Ahnung welche Plattformen es hier noch gibt, noch entstehen werden, es gibt riesige Versandunternehmen, wie zum Beispiel Amazon, es gab ebay als Gebrauchtwaren. Und Trödelmarkt. Im Grunde eine tolle Sache, aber… Ich weiß, es gibt immer ein „Wenn“ und ein „Aber“. Hand aufs Herz, ganz ehrlich, hat all das nicht auch zu einem Preisverfall in vielen Bereich geführt, zu einem kostenlosen Informationsaustausch, wofür man irgendwann mal bezahlt hat? Zu diesem Austausch, den ich eingangs erwähnt habe, kommt dann auch noch ein Telefonat dazu, das ich in anderer Sache geführt habe, auch hier war der Konsens der, dass Leistung abgefordert wird, die des einen oder anderen Geschäftsgrundlage bildet und die er dort kostenlos geben soll. Ich bin mir natürlich bewusst, dass es unter Freunden diese kostenlosen Leistungen gibt, immer gegeben hat du immer geben wird, aber verlangt es nicht mindestens die Höflichkeit, dass ich, wenn ich eine FB-Freundschaft um Hilfe bitte, nach einer Dienstleistung frage, die dessen Lebensgrundlage, dessen Einkommen betrifft, auch nach der Rechnung frage. Man verlangt unter Freunden keine Rechnung, aber Moment, bei aller Freundschaft, wie viel Freundschaft ist eine geschäftliche FB-Freundschaft? Ist das eine kostenlose Angelegenheit nur weil man per „Du“ ist? Muss das Potential „Wissen“ verschenkt werden? Das wodurch man die Butter auf dem Brot verdient. Da ist das doch ein Leichtes, sich in allen Berufssparten einen „Freund“ oder eine „Freundin“ zu suchen, die dann alles kostenlos erledigt wofür man ohne diese bezahlen müsste. Hallo? Geht’s noch? Ich meine hier geht es um die Existenz eines jeden. Es ist toll, wenn man sich austauscht, alles keine Frage. Aber muss man dann gleich eine kostenlose Rundumbetreuung erwarten?
Im Austausch mit der eingangs erwähnten Frau, meinte sie, dass ich mein Buch „Rosenspiel“ mit Euro 3,99 viel zu günstig anbieten würde. Dahinter würde doch Arbeit stecken, Herzblut, Leidenschaft, Engagement, auch Kosten, wenn man ein Lektorat in Anspruch nimmt. Das stimmt, da ist etwas dran, aber gerade durch diese Kostenlosmentalität, das ich muss nix mehr bezahlen, wenn ich mir aus dem Internet etwas ziehen, wird der Markt der Bücher, der Markt für Autoren kaputt gemacht. Ich habe das bereits einige Male schon geschrieben, dass man als unbekannter Autor nur dann noch bestehen kann, wenn man entweder tricky ist, oder aber so prominent ist, dass man zu Talks und keine Ahnung wo noch hin eingeladen wird und der Verlag eine regelrechte Lesereise von sich aus organisiert. Das gibt der elektronische Buchmarkt nicht her. Im Gegenteil er wirkt dagegen, es gibt eine Menge Angebot, das ist aber nicht das Problem, das Problem ist das, dass die Autoren sich selbst oft unter Wert verkaufen. Wer würde für ein Buch heute noch mehr als 5 Euro bezahlen wollen? Wer schielt nicht immer nach den kostenlosen Angeboten. Die Autoren machen das, in der Hoffnung, dass es Leser gibt, die ehrliche Rezensionen schreiben, aber und das kann man gerade hier sehr oft finden, gibt es immer welche, die sich keine Mühe machen die Werke zu lesen, sondern sie laden kostenlose Exemplare herunter, nur um dort schlechte Rezensionen zu posten, um eigene Werke wiederum zu puschen oder puschen zu lassen. Welcher Klempner repariert das Klo kostenlos, um eine gute Kritik zu bekommen? Welcher Bäcker gibt seine Brötchen kostenlos ab, um mehr Kunden zu bekommen? Welcher Arzt rechnet nicht ab, um gut Wind zu haben? Welcher Jurist verzichtet auf sein Honorar? Welcher Metzger gibt die geschlachtete Sau umsonst ab? Ich kann das nur am Beispiel eines Buches erklären, aber das geht in anderen Bereichen im Internet nicht anders. Wenn man zum Beispiel in einer Gruppe quasi eine „Beratung“ macht, die im realen Leben schlichtweg Geld bringen würde. Noch mal Hand aufs Herz: hätten wir für all das, was wir bereits von uns gegeben haben, Geld verlangt, dann wären wir alle reich. Nein, das bedeutet nicht, dass ich nun unter meinen wirklichen Freunden auch nur einen Cent für das, was ich tue verlangen würde. Darum geht das nicht, aber einem im Grunde wildfremden Menschen, dem ich gelegentlich in einer Gruppe begegne, dessen Freundschaftsanfrage ich „halt eben mal so“ positiv beschieden habe, muss ich ihm eine Komplettlösung, einen vollen Leistungsumfang, der Basis meines Geschäfts ist, für lau, für umsonst geben, nur weil man in einer Gruppe ist? Wenn man lauter solche Freunde in mehreren Gruppen hat, wie kommt dann die Butter auf das Brot? Wer eine Dienstleistung braucht, eine verlangt, nach einer fragt, der muss halt auch dafür bezahlen. Wer ein Buch lesen will, der soll dafür bezahlen, wer ins Kino geht muss schließlich auch dafür bezahlen. Überall müssen wir bezahlen nur hier, in den Weiten des Social Media erwarten wir, dass alles kostenlos geht. Am Ende verweise ich auf die großen Zeitungen, deren Printausgaben immer weniger werden und die nun dazu übergehen ihre Leistung in vollem Umfang im Internet anzubieten, natürlich gegen Bezahlung. Sie machen es vor, verschenken ihre Arbeit auch nicht. Alle schreien nach Mindestlohn, während in Social Media alles kostenlos laufen soll. Es geht nicht darum den allgemeinen Informationsaustausch zu unterbinden, das ist Blödsinn anzunehmen, dass ich das meine. Wenn eine Berufsgruppe sich untereinander austauscht, dann ist das normal und kostenlos, aber wenn ich als Autorin wegen eines Problems wiederum dort nachfrage, wäre es dann nicht normal für diese Leistung dann auch zu bezahlen?
Ich glaube es ist an der Zeit ein wenig umzudenken, was nur gemeinsam geht, ein Buch zum Beispiel ist eine Leistung, die von einem Autor erbracht worden ist. Meinen Roman „Rosenspiel“ zu schreiben, das war Arbeit. Es ist faszinierend von Mindestlohn und Mindestlohngruppen zu hören und zu lesen. Den Roman kostenlos, oder zu einem so niedrigen Preis abzugeben, das ist Mindestlohn, das ist Niedriglohn. Sein Wissen kostenlos abzugeben, das auch. Überall dort, wo etwas Einkommens- und Lebensgrundlage bildet kann und darf nicht mehr davon ausgegangen werden, dass kostenlos abgegeben wird, während an anderer Stelle laut für den Mindestlohn plädiert wird. Das muss ein Ende haben. Ich danke für jene Unterhaltung, die ich eingangs erwähnt habe und die mich nachdenklich gemacht, aber auch selbstbewusst dahingehend gemacht hat, dass ich mit Fug und Recht mindestens Euro 3,99 für meinen Roman „Rosenspiel“ verlangen kann, darf und muss. Denkt darüber nach, ob wir nicht alle an einem Strang ziehen sollten und die Dienstleistung, die wir anbieten und das was wir leisten keinesfalls mehr kostenlos abzugeben. Das ist die eine Seite und die andere ist die, dass wir aufhören müssen, alles erst mal als kostenlos zu erwarten.
Ich muss anmerken, ich kaufe aus überzeugung keine ebooks.
Ich bin altmodisch. Und kaufe Bücher aus Papier.
Natürlich kosten Papierbücher oft mehr als die e-ausgabe.
Selbst Taschenbuchausgaben kosten in der Regel 12,- bis 15,- (Gebundene Ausgaben 20,- bis 30,-).
Aber, das ist mir ein (Papier) Buch wert.
Ich habe Bücher im Regal, die meine Mutter als Kind schon hatte.
Und ich nehme auch heute noch immer wieder Bücher in die Hand, die ich vor 25 Jahren gelesen habe.
Bücher sind generell was wertvolles.
Autoren, die ein gutes Buch zustande bringen, das ich nicht mehr aus der Hand legen kann, bis Morgens um 4 durchlese, in der Badewanne lesen, beim essen, die mich zum weinen bringen oder sonstwie emotional berühren…
die haben nicht nur meine höchste Hochachtung.
Die dürfen auch gutes Geld verlangen.
Das ich gerne zahle.
Und bei einem Papier Buch, habe ich etwas in der Hand.
Das ich fassen kann.
Dem ich auch Jahre später anseh, wie ich das Buch geliebt habe.
Weil die Fettflecke oder Tomatenspritzer drauf sind, weil ich es auch beim essen nicht aus den Hand legen konnte.
Wasserflecke, weil ich weinen mußte oder das Badewasser spritze.
Ich kann Bücher die ich toll fand auch mal im Freundes und Familienkries rumgehen lassen.
Jemanden damit auf den Geschmack eines neuen Autors bringen.
Das man hunderte e-books in ein e-book-reader reinbekommt, platzersparniss hat? Alle Bücher immer dabei haben kann?
Ich lebe quasi in einer Bibliothek.
Kein Raum, in dem keine Bücher stehen, liegen stapeln.
Aber, ich finde das schön.
Und ich habe immer das Buch dabei, das ich grade lesen.
Finde ich nicht schlimm.
Aber, wenn jemand Monate oder Jahrelang an einem Buch schreibt, finde ich es einfach…schöner, wenn man die Arbeit auch dreidimensional auf Regalen, Tischen und Truhen sieht.
Die Geiz ist Geil Mentalität ist sicher ein Problem.
Nicht nur im Social Media, oder wenn man „Freunde“ um Rat fragt etc.
Und obwohl ich vor 2-3 Jahren dachte, das erledigt sich von selber, sind manche Leute immer noch so preisgeil, das sie eines nicht sehen:
es kommt NICHT darauf an, WAS du für etwas bezahlst.
es kommt darauf an, WAS du für das Geld bekommst.
Lieber eß ich nur alle paar Wochen Fleisch, aber wenn, dann nur erstklassiges das dann eben auch mal 40,-/Kilo kostet.
Das ist es dann aber auch wert.
Preiswert kommt davon, das etwas seinen Preis Wert ist.
Nicht, das es billig ist.
Und wer Billig kauft, kauft meistens zweimal.
Man muss eben unterscheiden, was einem etwas Wert ist.
Ich zahle auch ncith für alles.
Ich habe nie die (Papier)Bild gekauft.
Also sie noch kostenlos online war, hab ich manchmal drüber geschaut.
Jetzt, sind einige Inhalte zahlungspflichtig.
Das ist es mir aber nun wirklich nicht wert,
also schau ich gar nicht mehr da rein.
Und ernsthafte Nachrichten kann ich mir für meine GEZ Gebühren Abends bei ARD & ZDF ansehen.
Ich wünsche mir, das Autoren, die ein gutes Buch verfassen, von ihrer Arbeit leben können.
So wie jeder für die Arbeit die er leistet, entlohnt werden will und sollte.
Was kostet das Buch Gänsebluemchen? Lebe nicht in Deutschland
Das Buch „Gänseblümchen“ kostet als Printausgabe Euro 10,90, als E-Book Euro 3,99. Das wurde vom Verlag so festgelegt. Mein Roman „Rosenspiel“ gibt es als E-Book bei Amazon für Euro 3,99 und als Buch habe ich noch ein paar wenige Exemplare aus der ersten Auflage, die kann man direkt bei mir bestellen und sie kosten Euro 5,00 zuzüglich Porto, da das Cover nicht dem heutigen entspricht.
Einfach eine Nachricht direkt an mich, Mailadresse steht im Impressum, da können wir alles besprechen.
Hallo Maria,
danke für diese sehr ausführliche Antwort.
Ein sehr bedeutender Politiker sagte: Er lese jeden Tag die BILD-Zeitung, denn er muss schließlich wissen, was das Volk denkt. So gesehen gehört auch diese Zeitung zur Vielfalt der Informationsbeschaffung dazu.
Ich selbst habe keinen E-Reader, werde mir aber ganz sicher einen anschaffen.
Durch die Foren, Gruppen und wie man sich auch nennen mag, geht die gesamte Kundenbindung durch eine qualitativ gute Beratung verloren, wird zumindest in Frage gestellt und es wird mit hoher Selbstverständlichkeit erwartet, dass man immer eine kostenlose Antwort auf seine Fragen bekommt. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs der Nachteile, die der Einsatz von Social Media mit sich bringt. Ich bin absolut nicht gegen Internet und Social Media, absolut nicht, aber ich habe etwas gegen diese Art der Nutzung, die niemandem nutzt, aber allen schadet.
Danke nochmals für die lange Antwort.