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Vom Streber, über a²+b²=c² bis zum Mittwoch

Mittwoch! Halbzeit! War ok bis jetzt diese Woche. Natürlich es könnte immer besser sein, oder etwa nicht? Noch dieses kleine Quäntchen mehr. Auf der anderen Seite warum? Warum muss man sich quälen? Keine Ahnung. Sind diese Klassenstreber nicht immer ein wenig suspekt? Wir erinnern uns bestimmt alle an jene, die Klassenbeste waren, oder die anderen, die Naturwissenschaften für sich gebucht haben oder im Kunstunterricht die Hammerbilder schufen. Oder an jene, die machen konnten was sie wollen, sie waren in jedem Fach Spitze. Haben wir sie nicht alle schräg beäugt und waren sie nicht alle Außenseiter?

Drehen wir mal den Spieß um, wir waren die Außenseiter, Versager, Blaumacher, waren jene, die früher noch wegen, man mag das heute nicht mehr glauben, eine ganze Zeit vor der Tür verbringen durften, weil wir unausgesetzt mit der Nachbarin gequatscht haben. Aber nicht sie wurde rausgeschickt, mitnichten, sondern du selbst bist draußen gestanden. Gelegentlich traf man dann den Quatscher aus der Nachbarklasse und verbrachte so einen netten Unterricht. Versäumt hat man sowieso nichts, denn die freundlich gesonnenen Mitstreiter haben dafür Sorge getragen, dass Lücken nicht so groß geworden sind. Was soll man machen, wenn partout nicht versteht weshalb a²+b²=c² ist oder weshalb die binomischen Formeln sind wie sie sind. Dreisatz zur gleichen Qual werden kann wie Vokabeln lernen. Zugegeben, den Dreisatz konnte ich perfekt, kann ihn immer noch, wende ihn sogar häufig an, den Satz des Pythagoras auch solala, aber Vokabeln habe ich nie gelernt. Das lag mir einfach nicht, obwohl ich in Sprachen gut war. Englisch reden das geht nach drei Tagen Aufenthalt ganz gut, allerdings muss zugeben, dass ich das manchmal meinen Töchtern überlassen habe, was aber andere Gründe hat. Nein, nicht dass sie gezwungen waren das zu tun, das hatte andere Gründe. Nun habe ich dieser Tage einen Artikel über eine junge Frau, mit sechzehn Jahren eher ein älteres Mädchen, das gerade begonnen hat zu studieren. Abi mit 1,0 ein paar Jahre früher als jene, die ihr Leben auf der Schule in vollen Zügen samt Blaumachen, Tadel und keine Ahnung was nicht noch alles genossen haben. Sie sagte, sie hat immer gleich gelernt, hat nicht darauf gewartet bis eine Klausur anstand. Hmmm…. Keine schlechte Idee, aber die hält von einigem anderen Netten ab, was sie aber so nicht sagt. Nein, das ist natürlich Blödsinn. Ich wäre froh gewesen, hätte ich das während meiner Schulzeit so gemacht und nicht immer auf den Punkt gelernt. Aber lernen wir in der Schule wirklich zu lernen? Gucken wir uns noch rasch die Art und Weise an, wie Kinder heute an die Rechtschreibung heran geführt werden. Aaarrrggg, das ist eine Katastrophe, was ich schon immer behauptet habe. Ich möchte nicht behaupten, dass unsere Methode früher die bessere war, aber ich meine, dass sie effektiver gewesen ist. Vielleicht macht es heute auch mehr Sinn den Kindern vor allem beizubringen wie man lernt, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt. Oder besser, man bringt den Eltern bei, wie man lernen kann. Ich konnte das meinen Kindern nicht beibringen, konnte ihnen diese Wege nicht zeigen. Dafür habe ich sie anderes gelehrt, auch wenn das nix mit Lehrstoff, oder Schule, oder was auch immer zu tun hat, wie Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Liebe nehmen und geben, Toleranz, Akzeptanz, Nachsichtigkeit, ach ich könnte da noch sehr viel mehr hinschreiben. Es sind auf jeden Fall tolle junge Frauen, die ich bis ans Ende meiner Tage lieben werde.

Zurück zu den Strebern. Sind die typischen Klassenstreber also nicht die überintelligenten Typen, die schlauer als andere sind, sondern nur solche Freaks, die schlau genug sind, um zu wissen wie man lernt? Übrigens haben sie diese Streber nicht oft dadurch ausgezeichnet, dass sie den Nachbar nicht abschreiben ließen? Natürlich ist das Abschreiben eine angenehme Art und Weise durch die Schulzeit zu kommen, nur ist man dann angearscht, wenn man eine Klausur in der Aula schreiben muss und je ein Platz nach vorne, rechts und links und hinten frei ist, als hätte man hinten Augen im Kopf. Okay, wenn man in Panik ist, eine Klausur nicht verhauen darf, dann wachsen da auch plötzlich Augen im Hinterkopf.

Viele aus meinen alten Klassen sind heute dick und fest im Beruf verankert, haben gelegentlich auch nett und sorglos geheiratet. Was sind wir heute? Streber? Schwimmen wir irgendwo in der Mitte mit? Sind wir Loser? Im Job Mutige und gehen immer auf unsere Ziele ohne Umweg straight ahead zu? Oder zögern wir gelegentlich und die eine oder andere Chance geht vorbei ohne dass wir sie genutzt haben? Oder da tut sich etwas auf, das wir lieben würden zu tun und dennoch dürfen wir es nicht tun, weil ein anderer, eine andere den Job, die Aufgabe bekommen hat? Es ist egal was oder wer wir sind, auf dem Weg nach oben, heißt es, soll man auch jenen gegenüber stets freundlich sein, die man überholt, den auf dem Weg nach unten begegnet man allen erneut.

Manchmal ist etwas weniger nach den Sternen mehr, macht sympathischer und der Erfolg, der kommt so oder so, wenn er kommen will, bleibt weg, wenn er das will. Im Gegenzug dafür haben wir etwas mehr Leben, dem wir anderen Sinn geben können, in wem wir Neues entdecken können, das wir nutzen können oder nicht, erkennen andere Talente an uns, die wir so niemals vermutet hatten, wagen uns an Aufgaben heran, deren Lösungen viel greifbarer sind, als jemals zuvor. Alles hat seine Zeit heißt es und ich meine darin liegt etwas Wahres.

Laßt es heute laufen Jungs und Mädels, es ist Mittwoch, die Hälfte der Woche ist geschafft, vielleicht die Chance in Euch zu gehen, einen Moment verharren, die Sonne, sofern sie scheint, draußen genießen und wenn sie nicht scheint trotzdem raus gehen, weil es angenehm mild ist. Wurscht ob ihr Streber seid oder nicht, Genießer oder ständig Eilende, Hetzende oder in sich Ruhende: Laßt es Euch gut gehen!

 

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