Ich würde die Entstehung eines Romans mit der Geburt eines Kindes vergleichen. Neun Monate lang geht man mit einer Idee Schwanger. Sie reift und formt sich im Kopf, man sitzt katatonisch vor seinem Laptop und schreibt, schreibt, schreibt, korrigiert, schreibt wieder. Dann kommt der schwierigste Teil. Die Geburt. Das Kind will sozusagen auf den Markt. Und hier meine lieben Leser und Leserinnen wird es richtig unschön, blutig um nicht zu sagen. Naiv und blauäugig, ähnlich einer Gebärenden, die freiwillig auf eine PDA verzichtet, schreibt man Verlagshäuser an und verschickt Manuskripte. Dann heißt es warten, warten und noch mal warten. Nachhaken, Absagen bekommen, wieder warten. Wenn man dann endlich feststellt, dass man alleine nicht mehr weiterkommt, ist man bereits in einem Zustand, der jenseits von Gut und Böse ist. Ich habe mir damals eine Agentin, die gleichzeitig Lektorin war und zusätzlich noch eine Lektorin genommen. Das Endergebnis möchte ich hier mit Fausts Worten ausdrücken: Nun steh ich hier, ich armer Thor und bin so schlau, als wie zuvor. Wobei das nicht ganz stimmt, verändert hatte sich etwas. Ich war um ein paar Euro leichter und um die Erfahrung reicher, dass nicht jeder Agent/Agentin die Kompetenz in Person ist.
Was hat mich dazu bewogen weiter zu machen? Nun, ich mochte Susanne! Ich mochte die Art und Weise, wie sie ihre Probleme anpackte und ich wusste, dass es Tausende Frauen da draußen gibt, die Susanne als eine Art Balsam empfinden würden. Sie würden sich denken: Hey, das ist mir auch passiert. Auch meine Welt hat aufgehört sich zu drehen! Und ich wusste, dass es Männer da draußen gibt, die das Buch lesen würden und sich denken würden: Oh verdammt, ich muss meinen Mailordner säubern.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich vier Dinge gelernt:
Erstens: Ausdauer ist enorm wichtig in diesem Beruf
Zweitens: Man muss seine Geschichte nicht nur im Kopf haben, sondern sie auch Erzählen können. So erzählen, dass man Menschen berührt und anspricht.
Drittens: Eine gute Lektorin/einen guten Lektor zu finden ist nicht einfach, aber unumgänglich.
Viertens: Der Verlag beeinflusst das Gelingen des Buches maßgeblich.

Zum Thema Lektoren, möchte ich auf die Rubrik „Lektorat“ verweisen. Bleibt mir an der Stelle nur zu schreiben: Danke Claudia.

Über Verlage könnte ich hier noch so viel mehr schreiben, wie sie sagen, dass sie interessiert sind und dann Wochen, ach was Monate nichts von sich hören lassen, wie sie seufzen und sagen, dass sie das Buch LIEBEN würden, aber leider noch zu viel daran zu ändern wäre (Hallo, wer oder was ist ein Verlagslektor???), aber allein das würde schon für ein eigenes Buch reichen. Allerdings bin ich mir sicher, dass sich kein Verlag dafür finden würde.

Zu guter Letzt gehört zu all dem noch eine riesige Portion Humor, sonst kommt irgendwann der Zeitpunkt wo man das Manuskript nimmt und ganz nach hinten in eine Schublade legt, oder es dem Reißwolf übergibt.

Übrigens entstand die Idee zu meinem Roman beim Italiener hier um die Ecke, wo ich mit meiner Freundin beim Essen saß und wir überlegt haben: „Was wäre wenn…“ und sie nur noch sagte: „Schreib es, du kannst das.“ und ich ihr noch versprochen hatte, dass ich mit meinem Buch unter dem Arm und einer Flasche Sekt vor ihrer Tür stehen würde, um zu feiern. Also ganz und gar unspektakulär entstand die Idee zu meinem Buch.

Nachdem ich so ungefähr 10-20 Seiten geschrieben hatte, bekam ich Zweifel und schickte das, was ich schon zu Papier gebracht hatte, dem damaligen Chefredakteur des SZ-Magazins Jan Weiler, der mir erst einmal alle Zweifel nahm und schlicht antwortete, dass er mir empfehlen würde, weiter zu schreiben. Monate später wurde im SZ-Magazin, Jan Weiler war längst nicht mehr dort, eine Kurzgeschichte aus dem Rosenspiel abgedruckt. Danke an Jan Weiler! Hätte ich weitergeschrieben, wenn er anders reagiert hätte? Wer weiß? Werde ich weiter schreiben, obwohl die Entstehung des Buches mich so viele graue Haare gekostet hat? Bestimmt, denn Susanne hat noch viel vor …