„Klack…klack…klack…klack“

„Ist ja gut, ich weiß, dass es laufend „klack…klack…klack…“ gemacht hat.“ fährt der Kommissar den Mann gereizt an, der im Unterhemd und heller Hose mit offenem Gürtel vor ihm stand.  „Mehr können Sie mir nicht sagen? Irgendetwas gesehen oder vielleicht ein Auto gehört?“ fragt er reichlich genervt während er einen Schritt zurück macht um aus der Bierwolke heraus zu kommen, die der Dicke vor ihm, er war klein, untersetzt und der Bauch hing ihm über der Hose, bei jedem Atemzug ausstieß. Das war widerlich, so früh an diesem kühlen Sommersonntagmorgen, es war immer widerlich. Endlich schaffte er es, den Mann einem uniformierten Kollegen zu übergeben, der dessen Personalien aufnehme sollte.

Als er hierher zum Tatort gefahren war, spielten sie im Radio den uralten Song „Immer wieder sonntags“, der sich in seinem Gehirn als Ohrwurm unauslöschlich für diesen Tag eingebrannt hat. Immer wieder sonntags wurden in den letzten Monaten übel zugerichtete Frauenleichen gefunden. Der Fundort war nie der Tatort, nie hat irgendwer etwas gesehen oder gehört außer dieser Typ, aber was soll man mit einem „Klack…klack…klack“ schon anfangen. Das waren bestimmt die Kronkorken seiner eingezogenen Biere, deren Begleitung wahrscheinlich kleine klare Kurze waren. „Immer wieder sonntags klack…klack…klack kommt die Erinnerung“. Was war dieses Klack…Klack…klack? Das Hirngespinst eines Alkoholikers? Oder hatte es etwas mit dem Fall zu tun.

Es kotzte den Kommissar an, dass er in dieser Mordserie keinen Schritt weiter kam. Nun hatten sie ihre fünfte Frauenleiche. Das wird eine Freude werden, morgen früh kann er seinem Boss wieder mal erklären, dass sie nichts hatten, keine Spur, kein Haar, kein Fingerabdruck, nichts, sie hatten absolut nichts. Der Täter hatte bisher keine verwertbaren Spuren hinterlassen, noch nicht einmal ein Schema nach dem er sich seine Opfer aussuchte, oder Vollmond an den er sich hielt. Was sollte er machen? Er konnte sich keine Spuren aus dem Ärmel zaubern. Er hatte nichts, wo er hätte ansetzen können. Doch natürlich seit heute dieses verfluchte Klacken. Ob er das überhaupt erwähnen sollte? Er würde es in Akten vermerken und damit war gut. Soll die Profilerin danach suchen, die sein Boss ihm und Piffke seinem Assistenten morgen vor die Nase setzen würde. Das war ihm in all seinen Dienstjahren noch nie passiert, immer hatte er alle schweren Fälle, die auf seinem Tisch gelandet waren auflösen können, nur ein einziges Mal nicht. Aber das war vor vielen Jahren gewesen und ist längst schon vergessen.

„Ich kann hier nichts mehr tun, oder“ wandte er sich mit der eher rhetorischen Frage an den ganz in weiß verhüllte Gestalt von der Spurensicherung, die kopfschüttelnd antwortete:  

„Nein, du kannst hier nichts tun, fahr nach Hause, nimm noch eine Mütze Schlaf, morgen früh hast du die Ergebnisse auf deinem Tisch.“ antwortete die Gerichtsmedizinerin.  

„Ich glaube fast, ihr könnt euch de Aufwand sparen, ihr werdet ohnehin nichts finden.“

„wird wohl so sei, aber irgendwann macht der Kerl einen Fehler und das wollen wir nicht verpassen.

Für die Spurensicherung war diese Mordserie nicht minder frustrierend. Seit der letzten Toten hatten sie die nicht nur den Kommissar im Nacken, nein selbst der Bürgermeister klopfte bei ihnen ungehalten und persönlich an. Das hat es noch nie gegeben, fünf Frauenleichen und nicht eine einzige Spur, es ist als trüge der Täter nicht nur Handschuhe, sondern einen kompletten Schutzanzug. Der Bürgermeister erschien bei ihrem Chef der wiederum im Labor und wollte mitmischen. Dabei war dieser immer besser am Schreibtisch aufgehoben. „Wir bemühen uns.“ Murmelte sich noch ehe sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte.

Es ging ihm nicht mehr aus dem Kopf: „Immer wieder sonntags klack…klack…klack..“ . Was konnte das sein. Wer läuft am frühen Sonntag klackend durch die Straßen und legt Frauenleichen ab? Er erreichte sein Auto, stieg ein, startete den Motor und fuhr los. Er überlegte, ob er nach Hause fahren oder sich ein Frühstück bei Friedas gönnen sollte. Die Antwort war eindeutig. Wenig später stoppte er den Wagen vor der Tür des Bistros. Hier trafen sich am frühen Sonntag die letzten der Nacht und die ersten des Tages.

An der Tür stieß er mit einem zusammen, der einen Hund an einem Gestell führte und in dessen anderer Hand ein weißer Stock ruhte.