Griechenland und seine Politiker
Ausgerechnet! Es gibt mitunter Interviews, Talk Shows, da fragt man sich, wie kommt ausgerechnet die oder jener dazu, so etwas zu sagen. Da sitzt man dann vor der Zeitung, dem Bildschirm und reibt sich verwundert die Augen. Denkt Mensch oder, ganz genderlike, Menschin nach, bevor die Worte gesprochen wurden? Das geht Euch doch sicher nicht anders, nur hat man sich inzwischen an den Schrott, den die Leute quatschen, gewöhnt und hakt das dann als Ulk ab. Die vergangenen Tage haben, bezogen auf Griechenland, leider gezeigt, dass das keine gute Option ist. Griechische Bürger wissen heute nicht, wie es morgen in Griechenland selbst weiter gehen wird. Sie sollen über ein Papier abstimmen, das gar keine Gültigkeit mehr hat. Sie sind es, die von allen vorgeführt werden, auch von ihren eigenen Politikern.
Zugegeben man kann es nicht jedem recht machen. Das geht nicht, nicht im virtuellen Leben, nicht im realen Leben, niemals. Das muss man auch nicht, das kann nicht das Streben eines Menschen sein, denn da müsste er sich selbst aufgeben. Eigentlich wollte ich ganz etwas anderes heute schreiben, denn da hat ausgerechnet Plasberg gegen Jauch nachgetreten, nachdem dieser verkündet hat, dass er zum Ende des Jahres die sonntägliche Talkshow aufgeben würde. Er, Plasberg, sagte sinngemäß, dass das liebe, bubihafte Auftreten von Jauch mit ernstem, journalistischem Talk nicht vereinbar ist. Ja, das stimmt, das ist korrekt, dieser Meinung bin ich auch, aber das sagt ausgerechnet er, der seine spitze, journalistische Art, Fragen zu stellen, im Hauptabendprogramm der ARD, zu Gunsten häufig dummdreister Fragen eingetauscht hat. Seine Art nachzuhaken läuft immer ins Leere und wenn einer seiner Gäste ihm nicht antworten will, dann tut er das nicht und obendrein, darüber muss man sich im Klaren sein, sind die Fragen im Vorfeld abgesprochen. Hatte er, Plasberg, im dritten Programm Biss und gelegentlich richtig gute Sendungen, so hat er jetzt nichts mehr davon und agiert, für meine Begriffe, wie ein alter Löwe dessen Zähne gezogen worden sind. Es wäre besser gewesen, er hätte diese Aussage nicht gemacht. Er wird doch hoffentlich nicht daran denken, den Sonntag Abend Talk übernehmen zu wollen. Vielleicht war das ja seine Bewerbung dafür. Darüber wollte ich eigentlich in Blog schreiben, gäbe es da nicht ein Thema, das uns irgendwie alle angeht.
Kommen wir zu dem unleidlichsten Thema dieser Zeit: Griechenland. Ich bin mir nicht sicher, was diese taktischen Winkelzüge des Herrn Tsipras bewirken sollen. Er will ein Referendum durchziehen. Gut, das kann er machen, aber das worüber er abstimmen lassen möchte, hat gar keine Gültigkeit mehr, weil dieses Papier, um das es geht hinfällig geworden ist. Worüber will er abstimmen? Was will er überhaupt? Er will die Eurostaaten in die Knie zwingen, einen Schuldenerlass herbeiführen. Das wiederum würde bedeuten, dass wir für die Schulden aufkommen müssen, wir müssten das bezahlen, das griechische Volk wäre schuldenfrei, die Regierung und jene, die folgen werden, können so weiter machen wie bisher, weil es geht doch. Oder sehe ich das falsch? Wer außer dem Rest Europas muss diesen Machtkampf noch büßen? Richtig, das griechische Volk, denn es würde sich ja nichts verändern, nichts würde besser werden und in ein paar Jahren passiert das gleiche wieder und was einmal geklappt hat, das klappt auch ein zweites Mal. Aber wer will das?
Ich stelle die Frage anders herum: Warum ist in Griechenland nicht das möglich, was in Irland, in Portugal möglich ist? Warum soll das griechische Volk nicht das auch schaffen? Ich denke schon, dass sie das können. Es gibt ein Credo, dass alle Linken immer wieder gerne auflegen: Reichensteuer, Bankenverstaatlichung und was ist während der letzten Monate in dieser Richtung passiert? Nichts. Gestern Abend saß ein Vertrauter von Tsipras bei Jauch, sorry, aber was der Mann von sich gab, das war, gelinde gesagt, sehr unverschämt. Er sagte allen Ernstes, dass doch die Deutschen auch mal Rentenkürzungen haben sollten, was sie dann sagen würden. Soll er mal die Rentner fragen, die immer weniger Rente bekommen, die sind auch nicht glücklich darüber. Es tut mir sehr leid das so sagen zu müssen, ich habe das Gefühl, dass dieser Mann uns nach Strich und Faden veräppeln wollte und das nehme ich ihm krumm, auch wenn er die Tatsachen verdreht. Natürlich und ich finde das selbstverständlich, wenn man das Volk nicht im Regen stehen lassen würde, wenn Medikamente, die fehlen, zur Verfügung gestellt werden würden, wenn das, was fehlt dorthin gebracht werden würde, alles keine Frage, aber dieser Regierung darf man keinen Cent in die Finger geben. Nada. Nichts. Weil selbst nach einem 100 %igen Schuldenerlass nichts passieren wird.
Ich bin Deutsche, bin hier geboren und aufgewachsen und habe nie in einem anderen Land gelebt, was einfach nicht möglich war, weil die schwere Krankheit meines Sohnes das niemals zugelassen hatte. Ich weiß nicht, wie es sich dieser Tage anfühlt in Griechenland zu leben, Grieche oder Griechin zu sein, aber ich hoffe, dass das, was die Politiker und auch die Journalisten anrichten, die Menschen trotzdem miteinander leben lassen, dass Wege gefunden werden, um die Kommunikation untereinander nicht sterben zu lassen. Ich hoffe, dass dieser Konflikt bald gelöst wird und zwar so, dass das griechische Volk hoch erhobenen Hauptes da heraus kommen wird. Ich wünsche es den Menschen in Griechenland.
Ich wünsche Euch einen guten Start in diese Woche, macht das gut und: Laßt es Euch gut gehen!