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Mediale Welt

Menschen sind eigenartige Geschöpfe. Diese Welt ist nur noch bekloppt. Verrückt in einer morbiden Art und Weise. In Großbritannien wissen die Politiker längst schon nicht mehr, was das Volk wirklich will, wollen es wahrscheinlich gar nicht wissen, und diskutieren um des Kaisers Bart. An anderer Stelle glaubt sich ein Präsident als Sieger, in einem anderen Land muss die Bevölkerung den Streit zweier Männer um die Präsidentschaft bitter büßen, in Syrien radiert ein Herrscher sein eigenen Volk nahezu aus, während an anderer Stelle Menschen wegen Nichtigkeiten öffentlich hingerichtet werden. Alles verrückt.

Und in kleinem? Na ja, da geht das auch nicht besser. Der eine schimpft über den anderen, der wiederum meckert zurück, Mädchen verschwinden spurlos. Mit etwas Glück taucht die eine oder andere wieder auf, einige jedoch bleiben verschwunden. Shitstorm und Mobbing im Internet. Verbrecher dürfen frei herumlaufen, weil die Justiz nicht hinterher kommt, ihnen den Prozess zu machen. In Altenheimen herrscht Mangel an Personal, in Krankenhäusern gehen Ärzte nicht zu ihren Patienten, obwohl das Personal sie darauf aufmerksam gemacht hat, dass diese Auffälligkeiten aufweisen. Busfahrer und Polizisten müssen ertragen, wenn sie beschimpft werden. Sanitäter daran gehindert zu ihrem Einsatzort zu fahren. Unsere Politiker bringen nur noch Hickhack und raus kommt dabei nichts. Sie geht wohl unter, diese wunderschöne Welt.

Warum das alles? Keine Ahnung. Ich verstehe das nicht. Möglich, dass diese Menschen das unter der Kunst des Streitens verstehen. Ich jedenfalls nicht. Aber ist Streit eine Form von Kunst, dass man von der Kunst des Streitens sprechen kann? Wenn Kunst verbal sein kann, ohne Fäuste und Waffen, dann ist es eine Kunst. Ich nehme allerdings samt und sonders alle Talk-Shows aller TV-Sender heraus. Das ist reiner Blödsinn, der da gezeigt wird. Beschimpfungen sind auch keine Kunst und fallen durch das Raster durch.

Aber: Wie streitet ihr? Sagt ihr gerade heraus, über was ihr Euch geärgert habt? Oder zieht ihr Euch einfach aus dieser Konstellation heraus und ignoriert, was Euch geärgert hat? Fragt ihr vielleicht nach, warum etwas ist, wie es zu sein scheint? Fragte nach dem Anlass, z.B. einer Nichtbeachtung? Sagt ihr: „Du Depp!“ und dann ist alles wieder gut oder wählt ihr eine elegante Art und Weise? Oder macht ihr es von Eurer Erfahrung abhängig, die ihr mit diesem Gegenüber schon gemacht habt und denkt: Lass‘ mich doch in Ruhe und ignoriert fortan denselben? Das hat nichts mit nachtragend, eher etwas mit Selbstschutz zu tun. Vielleicht kommt ja dieser irgendwann zur Besinnung und fragt sich mal in einer stillen Stunde, weshalb ihr ihn nicht mehr beachtet, nach dem Motto „Die Hoffnung stirbt zuletzt“? Oder ist es von Eurer Tagesform abhängig? Oder sperrt ihr jene Kontakte, werft sie aus Euren TLs aus? Oder lasst ihr sie, weil es Euch egal ist?

Vor ganz langen Jahren in den Anfängen des Internet, als die Gebühren noch getaktet und nicht als Flat berechnet wurde, da bin ich mal durch eine harte Schule der Diskussion gegangen, die mich ganz sicher geprägt hat, da sagte mal jemand zu mir, schlaf drüber, wenn die Situation heikel ist, bevor du antwortest, vielleicht ist es dir am nächsten Tag keine Antwort mehr wert. Diesen Rat beherzige ich in solchen Momenten immer, okay meistens. Dann wäge ich ab, distanziere mich und steige daraus aus, oder ich gehe eine Diskussion bis zum bitteren Ende. Vielleicht spielt hier auch Erfahrung eine Rolle und das gilt vor allem für die heutigen, schnellen Medien: Ich ziehe mich raus und je nachdem wie hart und beleidigend die Treffer der Gegenseite waren, das Verhalten davor und in Summe, drehe ich mich um, und beachte diese Teilnehmer nicht mehr. Soll er machen, was er will. Da muss dann aber schon eine ganze Menge vorgefallen sein, bevor ich derart handle. Leicht fällt mir eine solche Entscheidung nie, aber letztendlich geht es mir um meine Ruhe und meinen Frieden und den aller anderen, sofern ich mich in einem Raum befinde in dem noch mehrere Menschen anwesend sind.

Man kann sich auch auf engem Raum aus dem Weg gehen. Das klappt hervorragend, aber nur solange, bis es, aus welchen, meist nicht nachvollziehbaren Gründen auch immer, auffällt, dem anderen nicht gefällt und eine neuerliche Provokation erfolgt, ohne dass man sich mal gefragt hat, weshalb man nun schon annähernd ein ganzes Jahr ignoriert wird. Der Witz an der Sache ist der, dass sie das nicht bemerken und sich dann bei anderer Gelegenheit deswegen lauthals beschweren, immer noch nicht wissend weshalb das so ist. Aber auch das geht ganz gut, denn das Internet hat eine gute Eigenschaft, man muss sich nicht real begegnen, man kann sich immer irgendwie aus dem Weg gehen. Darin bin ich gut, kann kann das aber noch etwas perfektionieren. Neuerliche dumme Sticheleien kann ich ab, unter Ulk verbuchen und ignorieren. Ich lebe auf diese Art und Weise angenehm friedlich im größten Sturm. Streitereien überlasse ich anderen und verhalte mich ruhig, weil sich jeder Sturm irgendwann wieder legt.  

Wie macht ihr das, wenn ihr verbal angegriffen werdet? Schaut ihr zuerst wer das tut oder haut ihr zuerst, natürlich nur verbal, zu? Oder denkt ihr: steig‘ mit den Buckel runter und gut ist? Natürlich kann das nur Otto Normalverbraucher so tun, bei Politikern oder Sportlern oder sonstigen Prominenten, hat das eine andere Wirkung. Diese werden sich aber kaum mit ihren bekannten Namen in einem Forum befinden. Ich kann nur den Rat geben, fragt nach, wenn ihr nicht wisst warum etwas ist wie es ist, lasst Euch nicht auf sinnlose Streitereien ein. Das Leben ist einfach wunderbar. Laßt es Euch gut gehen“ –

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