Wohl dem, der eine hat
Ein paar Tage stotterte der Motor wegen Betankung mit mäßig gutem Sprit, dann war er out of order, nun läuft er langsam wieder hoch. Kommt in den besten Familien und dabei wollte ich zum Beispiel über den armen Uli Hoeneß schreiben, der eine gewisse, möglicherweise privilegierte Lebensweise im Knast hat, und zu dessen Situation ein Freund der Familie sich darüber beklagt hat, dass er, der Arme, sehr darunter leiden würde, sein Dasein zur Zeit zwischen Kinderschändern und Straftätern verbringen müsse. Herrgott, der Mann ist ein verurteilter Straftäter. Oder wie nennt man eine Verurteilung zu über drei Jahren? Das ist so und daran führt kein Weg daran vorbei und er wird für den Rest seines Lebens vorbestraft bleiben. Wenn man über Friedmann spricht, heißt es „der jüdische Fernsehmoderator“, wie wird man dann künftig über Hoeneß schreiben oder berichten? Zum Beispiel der vorbestrafte Bayern-Boss, oder der Ex-Knacki, wenn seine Zeit vorbei ist?
Nein, das gönne ich ihm wiederum nicht. Apropos gönnen. Frau gönnt sich ja selten etwas, nun hat sie sich eine Untersuchung gegönnt, deren Durchführung mit allerlei Hindernissen verbunden waren. Jeder andere hätte das abgearbeitet, leider ging das so einfach bei mir nicht, weil das erste große Hindernissen den Namen „schlackenarme Diät“ hätte. Arrg…. Böse Falle. Essen und ich, wir sind ein Paar der Leidenschaft. Wie sagt man? Golfen und kochen der Sex des Alters? Na gut, wenn’s denn so sein soll. In Ordnung. Ich esse sehr gerne, koche auch gerne, das mit mehr oder weniger großem Erfolg, daneben geht immer mal was. Wobei ich zugeben muss, das ich mehr und mehr darauf achte was auf dem Tisch steht, woher es kommt und dass es kurze Wege hat, wobei ein leckerer Apfel aus der Region, der im Winter eine straffe Haut hat, der muss und das ist bei allen Menschen im Alter so, irgendwie behandelt worden sein. Wissen wir. Wir wissen auch alle, dass Tiere nicht unnötig leiden müssen, weder im Leben, noch dann, wenn sie den Weg zum Schlachter antreten und schon gar nicht dort, dass das Gemüse nicht schreien soll, wenn man es abschnitten und geerntet wird, dass wir Fische kaufen, die nicht aus überfischten Gewässern kommen und Aquakulturen unter strenger Aufsicht steht und der Betreiber jeden Fisch mit Namen ansprechen kann. Über Lederhandtaschen und Lederschuhe mag ich jetzt gar nicht schreiben. Etwas vergessen? Bestimmt eine Menge, dennoch achte ich mehr und mehr auf das, was ich einkaufe. Trotzdem Diät war angesagt. Das mir, die in ihrem Leben noch nicht wirklich eine Diät gemacht hat, freiwillig schon gar nicht und die absolut nichts von Diäten gleich welcher Art hält und den Standpunkt vertritt, dass der bester Ernährungsweg der goldene Mittelweg ist: Von allem ausgewogen viel oder wenig, je nach dem was es ist.
Das stand auf dem Speiseplan: Eier, klare Brühe, Kartoffelbrei, gekochten Fisch, Pudding, Weißbrot, eine perfekte Katastrophe. Als ich das gelesen hatte, schrieb ich panisch an Veronese-Engelmanns Sonja, ihr wisst wen ich meine, die sich da ja auskennt, ob Nudeln da nicht doch schon reinpassen, und wenn ich eine Soße mit Stärke anstatt mit Fett binde, was in sich schon ein grauenvoller Gedanken nach dem Soßenkurs, den ich von meinen Kindern geschenkt, machen durfte. Nach dem Gespräch mit ihr, war ich sehr beruhigt und motiviert. Im Übrigen hat diese Frau einen unglaublichen Humor, hier einen Auszug aus einem anderen früheren Gespräch, denn ab und haben wir es mal mit Nahrungs- und Genußmitteln:
Ich: Warum bläht eine pürierte Linsen-Ingwer-Kokosmilch-Suppe so unglaublich, wo doch die Schalen klein gehäckselt waren und ich die Pampe danach auch noch durch einen Sieb gedrückt habe?
Sie (lacht): weil das nix mit den Schalen zu tun hat.
Ich: Bitte? Eine andere Ernährungsberaterin erklärte mir, dass die Blähungen, die Mensch nach dem Genuß von Linsen verspürt durch die Schalen entstehen.
Sonja: Hast du die Linsen über Nacht eingeweicht? (Ihr fröhliches Lachen klingt mit durch)
Ich: Nö
Sonja: Na dann
Ich: Einweichen war doch früher, heute macht man das nicht mehr. Steht auch so auf der Packung drauf.
Sonja: Glaubst du, dass alles, was unsere Großmütter früher gemacht haben, schlecht war? Die wusste schon weshalb sie die Dinger über Nacht in Wasser gelegt haben.
Zurück zu meiner Diät ab Sonntag: Weißbrot, getoastet mit etwas Butter, Gewürz und auf die andere Hälfte Honig. Nach ungefähr zwei Drittel des ganzen Brotes, einem Pfund Suppennudeln in klarer Brühe stellte sich keine Sättigung ein. Nix da, kaum war das Brot drin und durch die erste Etappe durch, meldete mein Körper: „Willst du mich verarschen?“. Nein, natürlich nicht, aber was kann ich dafür? Was soll ich machen? Nix da Gemüse, Salat oder Ballaststoffe, nix was wirklich sättigt. Im Kühlschrank wartete eine Forelle auf mich. Ich liebe Forelle blau, aber eine solche ohne zerlassenes Bütterchen ist eine Beleidigung für diesen Fisch. Panisch von diesem ewig hungernden Teil genervt zu werden, habe ich Sonja aus ihrer Sonntagsglückseligkeit gerissen und ihr eine PN geschrieben, die so wirr gewesen sein muss, dass das kam, wofür wir sie schätzen und worauf ich gehofft hatte: Es klingelte mein Telefon und Sonja fragte mich mit einem erfrischenden Lachen, dass ich das doch mal verbal zusammenfassen sollte, was sie aus meinen geschriebenen Worten so gar nicht verstehen konnte. Also erklärte ich was, wann und wie und den Zeitplan. Sonja kennt meine Problematik und sie meinte, ich solle der Forelle das Bütterchen reichlich gönnen und das abbrechen und erst am folgenden Mittag damit anfangen. Dafür hätte ich sie umarmen und quetschen können. Dann gab das noch den einen oder anderen Tipp und so kam ich dann ganz gut über die Runden.
Das Problem an der Sache ist, dass man bei der Anmeldung zu einem solchen Termin ein standardisiertes Verfahren aufgedrückt bekommt und kein individuelles. In einem solchen Fall ist Social Media der absolute Hammer und das noch mehr, wenn unter den Kontakten, dann eine Frau wie Veronese-Engelmanns Sonja ist, die obendrein Ernährung, samt ihrer kleinen Sünden sehr ernst nimmt. Lebt Eure kleinen Sünden, behaltet dabei den Goldenen Mittelweg im Auge. Laßt es Euch gut gehen!