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Adventszeit und Krieg so nah

Adventszeit. Abgesehen vom Sommerurlaub eine der schönsten Zeiten des Jahres. Mit all dem Glanz und Licht, dem Geruch nach Zimt und Wintergewürzen und Glühwein. Zu Hause roch es nach Gebäck backen, Orangen, Mandarinen und Äpfeln. Irgendwann in dieser Zeit wurden wir, meine Geschwister und ich, vom lauten Schlagen des Hefeteiges geweckt. Das untrügliche Zeichen, dass meine Mama den Stollen vorbereitete, den dann mein Vater zum Bäcker fuhr, der ihn gebacken hat. Der Stollen wanderte dann, gut verpackt in einem Schrank auf dem Balkon.


Natürlich haben Kinder ein Recht darauf diese Zeit so zu erleben, dass sie sich später daran erinnern, ohne Hetze, mit viel Zeit füreinander in der der gespielt und gebastelt wurde. Zeit ein kostbarer Faktor, immer und ewig und zu jeder Zeit des Jahres. Zeit ein wertvolles Gut, mit dem wir gelegentlich schludrig umgehen. Verlorene Zeit lässt sich niemals wieder aufholen. Adventszeit, Weihnachtszeit. Zeit vieler schöner, manchmal aber auch trauriger Erinnerungen.
Dieser Tage wurde beschlossen, dass Deutschland aktiv in den Kampf gegen die ISIS eingreifen wird. Ich frage mich, ob wir hier deswegen so glimpflich bei Attentaten weggekommen sind, weil wir das bislang nicht gemacht haben. Alles hat zwei Seiten, das auch. Wir schicken Männer und Frauen, Söhne und Töchter in einen ungewissen Kampf, wohlwissend was passieren kann. Auf der anderen Seite muss jeder, der sich verpflichtet hat, immer damit rechnen, dass genau das passieren kann. Werden wir, wenn wir dort in den Krieg ziehen, indirekt direkt in die Kampfhandlungen durch Attentate hineingezogen? Unvorstellbar!
Ich habe keine Angst vor Anschlägen, weiß, dass es beim Kampf gegen Terrorismus um unsere Freiheit geht, dennoch passiert all das viel zu spät. Viel zu lange wurde weggeschaut, wurden die Gräueltaten ignoriert. Ob Assad am Ende wirklich der Gewinner sein wird, das lassen wir noch dahingestellt sein, ob Putin der Gewinner aus dieser gemeinsamen Aktion der Staaten sein wird, auch das kann erst am Ende beantwortet werden. Es kann an dieser Stelle nur einen einzigen Gewinner geben und das ist die Freiheit der Menschen, das Ende der Gemetzel, das Ende des Abschlachtens der Menschen dort.
Adventszeit und noch selten war Krieg so fern und doch so nah so real so plastisch, so greifbar, allein schon durch die Trauer der Hinterbliebenen der Anschläge von Paris, egal welche Nationalität sie hatten, egal welche Hautfarbe sie hatten, egal welcher Glauben ihrer war. Sie alle liebten das Leben und sind dafür umgebracht worden.
Adventszeit, Zeit mit wenig Zeit und viel zu tun, damit wir alle am Ende zusammen sitzen können, Freunde, Familie hoffentlich alle gesund und munter. 1. Advent, die erste Kerze brennt, genießen wir es Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, intensiv miteinander zu leben, was immer jeder für sich auch darunter verstehen mag. Ich wünsche Euch viel Zeit für Euch alleine, miteinander, zuhören üben, inne halten und schweigen, auch das ist manchmal ein Weg.

Ich möchte aber auch heute daran erinnern, dass kommenden Sonntag wie jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember der „Worldwide Candle Lightning“ ist. Der Tag an dem um 19 Uhr eine brennende Kerze im Fenster an all die verstorbenen Kinder erinnern soll. Alle Kinder, egal welcher Herkunft, egal welcher Hautfarbe, egal welcher Religion. Sie alle hatten ein Recht zu leben und durften es, aus welchen Gründen auch immer nicht. Schließt Euch bitte an und stellt um 19 Uhr eine Kerze in Euer Fenster.
Laßt es Euch gut gehen!

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