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Andrea Nahles und Gleichheit Art. 3 GG

Andrea Nahles ist wieder aufgetaucht. Sie hat eine Verpflichtung eingelöst, die sie noch als Parteivorsitzende der SPD, eingegangen war. Sie hielt einen Vortrag über die Gleichberechtigung nach Artikel 3 GG. Ist sie zurück auf der politischen Bühne? Den Artikeln nach, die ich gelesen habe, wohl eher nicht.

Erinnern uns daran, wie es war, wenn ein Raunen durch unser Land gegangen ist, wenn Frau Merkel einem Mitstreiter ihr volles Vertrauen ausgesprochen hat. Kurze Zeit später war er eliminiert und irgendwohin geschickt worden, wo er keinen größeren Schaden anrichten kann. Die Kanzlerin wurde dann als gefühllos und berechnend bezeichnet. Männer würde man niemals so deklarieren, wenn sie Beine des Stuhles auf dem sie sitzen, verteidigen.

Wir wissen um den Anden-Pakt, in dem sich Männer verpflichten einen aus ihrem Kreis zum nächsten Bundeskanzler zu machen. Frauen haben keinen Pakt, sie bilden keine Gemeinschaften, in denen sie sich gegenseitig fördern. Frauen kämpfen alleine und für sich.

Andrea Nahles sagte, laut Spiegel.de, gestern unter anderem: „Zu keinem Zeitpunkt“, sagt sie, habe sie das Gefühl gehabt, „dass Männer und Frauen in der Politik wirklich gleichberechtigt sind“. Dem kann ich nur zustimmen, das geht mir auch so, während die Kleiderordnung weiblicher Politiker eher beachtet wird, als das, was sie sagen, könnten Männer in Unterhosen vor die Kamera zum Interview treten, ohne, dass das irgendwen stören würde.

Keine Gleichberechtigung in der Politik, in der Wirtschaft, nirgendwo.

Als ich Kind war, mussten Frauen sich die Erlaubnis ihres Mannes geben lassen, sich ein eigenes Konto zu eröffnen, durften nicht arbeiten, wenn er es nicht wollte und wenn sie es taten, schätze ich, dass sie ihr Einkommen zu Hause abgeben mussten. Obendrein konnte er einfach ihren Job kündigen. § 218 wurde nach sehr viel Protesten und toten Frauen abgeschafft und trotzdem haben wir immer noch den §219 und Einschränkungen, die Frau bei ihrer Entscheidung nicht braucht. Könnten Männer schwanger werden, dann wäre er inzwischen komplett abgeschafft.

Artikel 3 GG: Männer und Frauen sind gleich. Unser Bevölkerungsanteil ist etwas höher als der Anteil an Männern. Nicht viel, aber doch. Trotzdem finden sich nach der letzten Wahl weniger Politikerinnen im Parlament wieder. Gibt es weniger weibliche Kandidaten, oder liegt es daran, dass wir hier nach Konkurrenzdenken wählen, während die Männer die nach Gruppenzugehörigkeit tun. Wie sonst kann es sein, dass Höcke auch Frauen nachlaufen und so ihre Stimme verplempern?

Gucken wir uns an, was Frauen in der Politik leisten, nehmen wir Frau Nahles. Als alleinerziehende Mutter hat sie diesen Spagat der Landesvorsitzenden der SPD gewoppt. Das hat sie hinbekommen und ich denke gut. Gescheitert ist sie nicht an der Doppelbelastung, sondern an den inneren, ausschließlich männlichen Zirkeln der SPD und da gehören dann auch Leute dazu, die niemals einen Beruf abgeschlossen haben, die nie ein Projekt beendet haben, die unqualifiziert in den Tag labern und dann noch in der Lage sind einem dieser Zirkel möglicherweise anzugehören. Natürlich sind auch andere dort, aber es sind eben ausschließlich Männer Mitglieder.

Wir Frauen können das nicht, wir sind nicht in der Lage Zirkel oder einer Pakt zu bilden in dem wir uns und ausschließlich uns alleine gegenseitig fördern. Traurig eigentlich, sehr schad, denn wir werden unsere Macht den Männer geradezu in den Rachen, pushen sie hoch. Es gibt inzwischen einige europäische Länder, in denen eine Frau ganz oben steht und die gut laufen und hätten wir nicht das Flüchtlingsproblem bekommen, dann wäre Frau Merkel schätzungsweise immer noch schwer anzugreifen.

Andrea Nahles war zu einem Opfer ihrer selbst geworden, weil sie die Männerriege vollkommen unterschätzt hat, aber sie ist eine Frau mit sehr viel Mut, mehr als ein Mann diesen gehabt hat, die SPD in einer grausamen Zeit zu führen. Das hat dann wohl ihren männlich Parteigenossen doch nicht gefallen, dass sie nach der Pfeife einer Frau tanzen sollen. Andrea Nahles ist nicht unbedingt mein Geschmack, muss es auch nicht, das ist nicht nötig, wenn man ihr Handlen unter dem Aspekt von Courage, Rückgrat und dem Willen der eigenen Partei zu dienen, betrachtet.

Es wird gewählt in Brandenburg, in Sachsen, der Termin ist greifbar nah. Mädels macht die Augen auf, verbannt Eure Hormone in die hinterste Ecke und guckt mal, ob ihr nicht eine Frau nach oben hieven könnt. Wer will schon gerne ständig und immer von Frauen regiert werden? Wer will zum Beispiel einen Höcke im Hinterkopf haben, der einem erklärt, dass der beste Platz der Frau am Herd ist. Das tut er ausgerechnet im Osten unseres Landes, in dem Teil in dem die Frauen deutlich emanzipierter waren als im restlichen Deutschland und das bis heute. Noch jedenfalls. Mädels mal ernsthaft, haltet an dem fest, was ihr bereits erreicht habt und gebt es nicht ab an die AfD, als Beispiel genannt, die deutlich männeraffin in ihren Plänen und in ihrer Gestaltung ist. Das müsst ihr Euch nicht antun, wenn aber doch, dann beklagt Euch nicht, dass ihr Erreichtes verlieren werdet, dass der Abstand zum restlichen Land noch größer werden wird.

Andrea Nahles hat wahre Worte gelassen ausgesprochen. Es ist so und es wird auch so bleiben, wenn wir uns nicht dagegen wehren, wenn wir nicht in den Unternehmen den Gipfel erklimmen, wenn in den Bundestag deutlich mehr Männer als Frauen gewählt werden. Tut es für Euch und Eure Kinder und Enkelkinder.

Es sieht so aus, als kehre Andreas Nahles der Bundespolitik komplett den Rücken. Manchmal wird es Zeit zu erkennen, dass man Neues beginnen muss, sagte sie gestern sinngemäß. Ich hoffe für die Frauen in unserem Land, dass sie ihren Neuanfang zu Gunsten des  Artikel 3 GG gestaltet und sich auch weiterhin für dessen Umsetzung 1:1 einsetzt.

Wir sollten es nicht hinnehmen, sollten mit allen Mitteln Erstrittenes erhalten, nicht mehr abgeben wollen, sondern noch mehr fordern und dafür sorgen, dass unsere Kinder und unsere Enkelkinder keinen Schritt nach hinten weichen müssen.

Denkt darüber nach, ob es nicht erstrebenswert ist, eine Gemeinschaft zu bilden und Frauen nach oben pushen. Eine Gemeinschaft, einen Pakt, wie Männer sie haben in denen es eine bedingungslose Worttreue gibt. Wir sind keine Konkurrenten, sondern wollen gemeinsam das festigen und ausbauen, was uns das Grundgesetz gibt. Lasst es Euch gut gehen. 

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