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Bürokratie – ein rotes Tuch

Deutschland ist ein Land voller Bürokraten. Natürlich sind alles in sich nette Menschen (Ausnahmen bestätigen immer die Regel), die nichts anderes als ihren Job machen. Natürlich wissen wir auch, dass überall und hinten und vorne, oben und unten auf Teufel komm raus beschissen wird und jene, die sich am lautesten beklagen, die haben halt gerade nichts, womit sie ebensolches tun können.

Scherz beiseite. Kein Geheimnis, dass meine Schwiegermutter dement ist, ich mache keinen Hehl daraus, dass ist nicht einfach ist. Aber alles wäre sehr viel einfacher, wenn der Verwaltungsapparat nicht durch seine Größe in Haltung erstarrt wäre. Sie kann nun nicht mehr laufen und es ist nicht ganz einfach sie aus dem Bett heraus zu holen. Da ich sie aber nicht in ihrem Schlafzimmer isolieren möchte, dachte ich, dass wäre dann eine gute Idee einen Rollstuhl zu ordern.

Der normale Gang ist also man gehe zum Arzt, bzw. wie das bei ihr der Fall ist, die Ärztin kommt zu ihr, und weist darauf hin, dass es nunmehr an der Zeit sei einen Rollstuhl zu haben. Die Ärztin stimmt zu. Prima! Nun ist es aber keineswegs so, dass man um die Ecke in das nächste Sanitätshaus gehen kann, nein, mitnichten, man muss das Rezept an die Kasse schicken, die wiederum schickt es an den „Vertragspartner“ und der wiederum nimmt Kontakt auf und liefert aus. In der Zeit, wo ich das Rezept fertig gemacht habe, es zum Briefkasten gebracht habe, zuvor mit der Kontaktperson bei der Kasse nachgefragt habe, was ich weiter tun muss, hätte ich für die Oma längst schon ein mobiles Teil haben können, mal abgesehen davon kostet auch meine Arbeitskraft, geht an meiner Zeit ab.

Jedes Jahr muss per Rezept, alles muss seine Ordnung haben, all das neu verordnet werden, das zur Pflege gebraucht wird. Das ist schlichtweg unnötig, denn a. will ich mit dem Kram nicht handeln und b. neigen wir nicht zur Verschwendungssucht, sondern tun das, was nötig ist und das vor allem für meine Schwiegermutter weitere gesundheitliche Folgen hätte.

Ich meine, dass es fluffig wäre, wenn man diesen Verwaltungsaufwand reduzieren könnte, was nicht nur meinem Zeitkonto gut täte, sondern auch dem der Allgemeinheit. Reden und keinen Vorschlag bieten ist eins, sich darüber Gedanken machen was man ändern könnte ein anderes. Mein Vorschlag ist der, dass die Pflegekassen erst mal das Vertrauen den Pflegenden entgegenbringen, das umgekehrt entgegen gebracht werden muss. Immerhin vertrauen wir diesen unsere Beiträge an.

Es ist festgestellt über die Pflegestufe, dass meine Schwiegermutter eine solche hat, ihre Krankheit ist ebenfalls attestiert und ohnehin nicht zu übersehen und wenn man auf ihr Geburtsdatum schaut, dann kann man sich gut vorstellen, dass das eine oder andere Organ nur noch eingeschränkt funktioniert. Es wurde also einmal als festgestellt und damit gut. Weshalb ich für jedes Jahr neu eine Verordnung holen muss, leuchtet mir hier nicht ein und nein, es kann kein Mißbrauch entstehen, denn wenn ein Mensch verblichen ist, so ist es als erstes die Krankenhasse, die das erfährt, sodann und im fast selbst Augenblick die Rentenkasse und gleich danach die Banken.

Zurück zu dem Rezept, das spart Zeit und Kosten, machen wir uns nichts vor. Der Rollstuhl: Weil alles sein Ordnung haben muss, muss zuerst die Ärztin das bescheinigen, dann wie beschrieben muss das Rezept abgeholt werden, sodann in ein Kuvert, welches beschriftet werden und mit einer Briefmarke zu 0,55 Euro ( ne schlappe D-Mark), versehen werden muss, dann muss man das zum nächsten Briefkasten schleppen, was unbezahlbare Zeit kostest. Die Arbeitsgänge auf der anderen Seite sind annähernd deckungsgleich. Ja Herrschaftshimmelzeiten noch mal, ich will weder damit Unfug treiben, noch damit über die Alpen fahren und es muss reichen, wenn ich bei der Kasse anrufe und sage, dass sie nicht mehr laufen kann.

Kann man das nicht so machen, dass wenn die Pflegestufe bei der Erkrankung festgestellt ist, dann direkt und ohne über einen Arzt gehen zu müssen der Krankenkasse Bescheid gibt. Das erspart einiges an Verwaltungsschritten, an Kosten. Anstatt permanent und ständig an den Beitragssätzen und Beitragsmodellen und Zuzahlungen rumzufummeln wäre es heftigst an der Zeit die Krankenkassen in ihrer Verwaltung zu straffen, Arbeitsgänge zu optimieren. Noch so ein Thema ist das, dass alle eine Rechnung erhalten und wenn mir einer erzählt der Verwaltungsaufwand hierzu sei zu groß, den lache ich herzlich mal aus und wenn nicht in Papierform, dann per Internet wie das zum Beispiel die Telekom macht, jeder Handyanbieter, jede Bank macht. Ich erinnere an der Stelle daran, dass der Beitragszahler der Arbeitgeber ist und dann soll er verdammt noch mal auch seine eigenen Kosten, die durch Leistungen, die er oder sie in Anspruch genommen hat, per Auszug dokumentiert bekommen. Das gehört sich einfach so. Selbst das Finanzamt erfreut seine Zahler mit regelmäßigen Daseinerklärungen.

Ja, ich ärgere mich darüber, dass auf dem Rücken der Beitragszahler gespart wird und die Beiträge immer mal locker angehoben werden, dass aber umgekehrt nichts, aber auch gar nichts für eine Verjüngung des Verwaltungsapparates getan wird, Kosten an sinnvollen Stellen durch Vereinfachung gespart werden.  Denkt mal darüber nach.

So entlasse ich Euch in eine hoffentlich entspannte Woche.

 

1 Kommentar zu „Bürokratie – ein rotes Tuch“

  • barbara2 says:

    das hauptproblem ist: gesetzte und verordnungen werden von menschen gemacht, die ihr leben lang nichts anderes machen als verwaltung und: es ist einfacher den kunden zu schröpfen als die eigene verwaltung zu verschlanken. das bekommt selbst die industrie nur hin, wenn die stückkosten durch diesen wasserkopf zu gross werden, so dass sie nicht mehr konkurrenzfähig sind. die krankenkassen haben kein interesse daran, die gehen lieber pleite (ist gerade die erste) und der überwasserkopf die kassenärztliche vereinigung erst recht nicht.

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