Archiv
Kategorien

Die Sache mit dem Topf

Vor einigen Monaten teilte uns die Presse mit, dass wir viel zu viele Lebensmittel wegwerfen. Stimmt, dem muss ich absolut zustimmen. Leider. Ich gebe zu, dass ich gelegentlich auch dazu gehöre und Lebensmittel wegwerfe. Nicht aus Absicht. Manchmal ist das so, dass große Dosen, so ich denn wirklich eine einkaufe mit +20% werben und dann fast immer noch günstiger sind, als die passenden 1- oder 2-Personen-Dosen. Anstatt +20% wäre eine Alternative das Produkt günstiger anzubieten, denn den Mengenaufschlag muss der Kunde immer mitbezhalen, wie er jeden Rabatt bezahlt, da dieser immer in den Preis einkalkuliert worden ist. Oder glaubt hier irgendjemand noch daran etwas geschenkt zu bekommen? Aber da wäre dann noch ein anderer Punkt weshalb es mir immer wieder mal passiert, dass ich Lebensmittel wegwerfen muss: Das ist, wie ich das nenne, die Crux mit dem Topf.

Der Topf als solcher. Jawohl. Je größer der Topf, desto mehr packt man doch hinein, oder? Kleinere Töpfe und schon koche ich weniger Nudeln. Als Beispiel. Ich war gewohnt für viele zu kochen. Zugegeben inzwischen ein Weile schon nicht mehr. Trotzdem will das noch nicht gelingen die Portionen der inzwischen ausgezogenen Kinder, samt ihrer Freunde, nicht mehr zu kochen. Drei Kinder saßen samt Freunden am Tisch. Da musste der Topf groß sein, die konnten eine Menge vertilgen. Da waren die Reste für den nächsten Tag nicht gerade üppig. Irgendwie liegt das noch im Blut, diesen antrainierten Mechanismus kann ich nur schwer ablegen. Auf der anderen Seite gibt es da Gerichte, da kann ich gar nicht wenig kochen. Zum Beispiel Dampfnudeln. Hefe und ein Pfund Mehl. Das ist das Maß. Die kann ich auch heute noch in der Familie verteilen und Freunde mögen sie auch. Das ist nicht das Problem. Davor ein herzhaftes Süppchen, gut, das schmeckt im großen Topf gekocht besser. Kartoffelsuppe zum Beispiel, da kann das ein wenig mehr sein, dann schmeckt sie besser. Das ist wie die Erbsensuppe aus der Gulaschkanone der Bundeswehr. Erbsensuppe, nicht gerade mein Favorit, aber die esse ich, wenn sie in riesigen Töpfen gekocht wurde bedingt dann  doch. Nicht viel, aber ein wenig. Gelegentlich, wenn sich diese Gelegenheit wirklich bietet. Eintöpfe schmecken aus Riesentöpfen einfach besser. Aber das kommt gar nicht gut, würde ich eine Gulaschkanone anschaffen um dann Literweise Eintopf zu kochen. Wer etwas anderes behauptet, hat noch nie einen guten Eintopf aus der Gulaschkanone gegessen. Tja, aber für die reduzierte Restfamilie ist das, die Suppe aus dem großen Topf nicht zu bewältigen und Erbsensuppe, die, weil massenweise gekocht und zu essen, aus den Ohren rauskommt? Wer will das schon? Also keine richtigen Eintöpfe mehr. Ich esse Reste, ja das tu ich, aber nicht bis mir alles zu den Ohren herauskommt. Aber wegwerfen? Wirklich müllen? Nein, da blutet mein Herz, das mag ich auch nicht und meine Kinder bis ans Ende ihrer Tage mit Eintöpfen zu überschütten kommt auch nicht gut. Ähnliches Problem ergibt sich bei Rollbraten, so einen, der selbst gefüllt wurde und außen fettig glänzt. Oder Gulasch oder Kohlroulade, selbst Rinderroulade schmecken besser, werden mehr gekocht. Gut Rollbraten gibt es bei uns seit Jahren ohnehin nicht, weil es bei uns a. sehr selten Schwein gibt und man b. zu oft davon essen müsste bis er alle wäre.

Ach ja, es gibt auch noch die Gefriertruhe. Natürlich gibt es sie. Aber, ich habe das von meinem Vater eindeutig geerbt, vergesse ich immer auf das werdende Gefriergut zu schreiben was es ist. So ist es schon oft genug passiert, dass ich etwas aus der Truhe genommen habe, in der festen Meinung, dass ich – nur mal so als Beispiel – das Gulasch erwischt habe. Mitnichten natürlich nicht, es war kein Gulasch, sondern weiß der Kuckuck irgendwas, aber nicht das, worauf sich alle gefreut hatten. Mein Papa hatte das drauf, uns lächelnd zu erklären er hätte sich umentschieden, hätte keine Lust mehr auf Gulasch gehabt. Natürlich wussten wir was Sache war, hatten wir ihn ganz unten in der Truhe wühlend fluchen gehört. Aufkleber, Namen der Gerichte auf die Tüte schreiben? Langweilig. Es fehlt dieser ganze Aha-Effekt des Überraschungsessens, der das Leben fröhlich macht.

Aber müllen? Essen wegwerfen, ich möchte das nicht und doch passiert es mir, dass ich etwas übersehe, mich in der Menge vertue und immer noch für eine halbe Fußballmannschaft samt Ersatzspielern koche. Das schmeckt lecker, ist aber eben viel zu viel. Nein, ich eigne mich nicht als Tagesmutter, da gehört mehr dazu als Unmengen zu kochen. Es ist ein Lernprozeß weniger zu kochen als für eine mittlere Großfamilie. Ich schätze, dass dieser noch eine Weile andauern und mich beschäftigen wird, aber ich werde das hinbekommen genau die Menge zu kochen, die benötigt wird und dann werde ich mich gut fühlen, weil ich immer weniger Essen wegwerfen werde.

Der Frühling hat es sich nun doch überlegt, ab 15. April soll es den ersten Spargel geben, aber er soll sehr teuer sein habe ich gehört.  Aber er erste Spargel, ein Traum. Also der Frühling will jetzt kommen, die Temperaturen, die zweistellig werden können, wollen ansteigen. Allerdings wird es auch Regen geben, mehr oder weniger. Aber den nehme ich in Kauf, Hauptsache ich muss dabei nicht so maßlos frieren, kann raus gehen mit oder ohne Schirm, wie mir das gerade gefällt und wie ich mit gut fühle. Bald gibt es für die Mittagspause draußen keine Ausrede mehr, auch nicht einen kleinen täglichen Spaziergang einzufügen, alles dafür tun, dass wir uns wohl fühlen: Laßt es Euch gut gehen.

 

Kommentieren