Menschen 2013 – ZDF
Menschen 2013. Nachdem RTL letzte Woche sich dessen bedient hat, war gestern Abend das ZDF mit Markus Lanz dran. Ein gut gelaunter Moderator führte durch eine bunt gemixte Sendung. Das war unterhaltend, teilweise interessant, weihnachtliche Adventssonntagsunterhaltung. Das ist nicht schlimm, das ist nicht tragisch, das ist vollkommen in Ordnung. Ich meine politische Diskussionen gab es in den letzten Wochen und Monaten genug, angelogen wurden wir auch von allen, wieder immer, aber nun ist gut. Ob die SPD die Zustimmung ihrer Mitglieder bekommt oder nicht ist mir inzwischen herzlich egal, außer dem Punkt, dass ich der Meinung bin, dass die vielen Millionen Wähler, die dieser Partei ihre Stimmen gegeben haben ordentlich verarscht worden sind.
Zu einem der Menschen des Jahres 2013 wurde Didi Hallervorden wegen seines Films „Sein letztes Rennen“. Die Thematik dieses Films kann ich nicht unbedingt nachvollziehen. Tut mir sehr leid. Es geht um den „tristen Alltag“ in einem Altenheim. Das mag für einen Teil der Bewohner in manchen Heimen der Fall sein, muss aber nicht und als ein Bewohner, der nicht unter Betreuung steht bleibt ihm jederzeit offen einen Marathon laufen zu wollen oder nicht und wenn ihm die angebotenen Kohlehydrate nicht reichen, dann muss sich eben zusätzlich welche kaufen gehen. Kastanienmännchen muss niemand basteln, aber es Bewohner für die ist das enorm wichtig solches und anderes zu basteln um die Feinmotorik so lange das geht zu erhalten. Mit anderen Worten die Idee des letzten Marathons ist gut, aber ansonsten ist das ein Schmarrn. Ich habe Herrn Hallervorder in der Talkshow bei Markus Lanz gesehen, welch vollmundiges Reden darüber, dass er niemals in eine Senioreneinrichtung gehen wird müssen, weil er ja immer positiv und nach vorne schauend denken würde. Na meine Mutter empfand seine Äußerungen als hammermäßige Unverschämtheit denjenigen gegenüber, die keine andere Wahl haben. Meine Mutter lebt übrigens genau in der Einrichtung in der seine Schwiegermutter untergebracht ist. Für meine Ma ist das ok, sie ist geistig fit, einzig körperlich geht das nicht und sie hat Lebensfreude, ist immer positiv denkend nach vorne gerichtet.
Der Protagonist, wie er im Film dargestellt ist, hat zu jeder Zeit jede Möglichkeit die Einrichtung zu verlassen, wann immer er das wollte, er unterliegt keiner Betreuung, hat keine Demenz und ist nur dort, weil seine Frau Betreuung nötig hat. Er kann also trainieren wann er will, so viel er will, er kann sich sie Seele aus dem Hals laufen, niemand kann ihn daran hindern. Es klingt in solchen Filmen immer so, dass das Leben der Bewohner so streng geregelt ist, dass sie keinen Freiraum haben, die Tür um 17 Uhr am Abend zugeschlossen wird und danach niemand mehr raus oder rein kommt. Das ist natürlich ein Schmarren. Meine Ma kann nach Hause kommen wann sie will, kann tun und lassen was sie will und wenn sie nicht zum Essen kommt, dann kommt sie eben nicht. Fertig. Natürlich stimmt es in Senioreneinrichtungen nicht immer, gibt es auch hier sehr dunkelschwarze Schafe, keine Frage, aber erzählen wollen, dass ihn irgendjemand daran hindern könne am Berlin Marathon teilzunehmen ist reine Filmfantasie, ist dichterische Freiheit. Ich würde wetten, dass Herr Hallervorden, wenn er in eine Demenz hineingeraten würde, es gibt Professoren, die das bekommen und deren Leben davor geistig angeregt, froh, heiter und positiv gestimmt verlaufen ist, genau auch in einer solchen Einrichtung ab dem Moment leben würde, wenn seine Frau die Pflege und Betreuung nicht mehr leisten kann. Es wird ihm dann keine andere Wahl bleiben, als dem zu folgen. Dann natürlich, dann könnte es passieren, dass irgendwer ihn daran hindern würde, die Einrichtung zu verlassen wann er will, aber nicht aus Willkür, sondern weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er den Heimweg nicht mehr findet. Ich kenne Menschen, die bis ins hohe Alter gelaufen sind, das ist nichts, was ungewöhnlich ist. Er, Herr Hallervorden hätte wissen müssen wie es ist, wie es geht und was an dem Film real ist und was nicht und hätte möglicherweise Einfluss nehmen können.
Angesichts der Personalnot, des gelegentlich hohen Krankenstandes, der Anzahl der Bewohner auf eine Pflegeperson, liegt es nicht an den Kastanienmännchen, sondern daran, dass dieser Notstand beseitigt werden muss.
Ruth Maria Kubitschek, eine alte Frau auf Höhenflug. Das passt, das ist in Ordnung. Ihre Buch, das sie über das älter werden geschrieben hat, das muss ich mir n icht kaufen, weil sich eh nichts an der Tatsache ändern lässt, dass man älter wird. Jeder Tag an dem wir leben, nähern wir uns dem Tag, an dem wir sterben. So ist das ganz nüchtern betrachtet. Angst davor alt zu werden? Nicht im Geringsten, im Gegenteil, ich kann heute Dinge tun, die ich in jüngeren Jahren nicht so einfach hätte tun können. Kann ich mich blamieren? Nicht wirklich. Wenn dann mal der Tag kommen sollte, da ich barfuß und im Nachthemd auf einer großen Kreuzung stehe und den Verkehr regle, dann ist das so und ich tue es, weil ich nicht anders kann und ich weiß es nicht anders. Mögen andere über mich lachen, das kann mir dann egal sein.
Ansonsten war Menschen 2013, wie immer übrigens, viel zu früh, was wohl daran liegt, dass die Sender sich beeilen der erste zu sein, der sich um die Menschen 2013 kümmert. Ich komme mal mit der guten alten Zeit, da wurde Menschen 2013 Anfang Januar ausgestrahlt. Das hat etwas, da ist das Jahr abgeschlossen, damit kann ich umgehen. Eins war mir noch aufgefallen: Herr Lanz, du bist grau geworden. Nicht, dass das nicht ok ist, das sieht ganz in Ordnung aus, aber das ging jetzt recht fix. Ein Mann, sagt man, wird mit grauen Haaren interessant, eine Frau alt.
Mal gucken, was noch so an 2013er Sendungen kommt, und nein, ich schaue mir nicht jede an, muss ich nicht haben. Das geht alles so unglaublich schnell vorbei: der zweite Advent ist erledigt, der dritte gleich da. Wow! Dann kommt Weihnachten und ratzfatz ist das Jahr vorbei. Wir können das nicht ändern und das nehmen wie es kommt: Laßt es Euch gut gehen!