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Nach dem Unfall oder die ewigen Pessimisten

Vorweg bedaure ich den Unfall des Kandidaten und wünsche ihm gute Besserung und hoffe, dass seine Verletzungen alle komplett ausheilen. Unser aller Mitgefühl gehört ihm und seiner Familie.

Gestern Abend, Samstagabend gemütliches couchen mit Thomas Gottschalk. Ausgehen war nicht, hatte ich am Abend davor. Seit Jahren wird „Wetten dass…“ geguckt, obwohl ich gestehen muss, dass es mir seit langer Zeit schon zu langatmig geworden ist. Wenn der Moderator immer open end zu haben hat, dann hört er halt nicht mehr auf zu quatschen und das war mir zu nervig geworden.

Gestern wurde die Sendung von einem schweren Unfall überschattet worden. Ich saß noch am Laptop, hatte meine Position auf der Couch nicht bezogen als Samuel der erste Wettkandidat schwer verunglückt ist. Ich mag nicht auf den Unfall eingehen, sondern eher damit, dass binnen Sekunden die ewigen Mahner aus allen Ecken kamen und gleich schon vom Ende des Sendeformats sprachen. Es ging auch darum, ob man solche Unfälle zur Hauptsendezeit in Kauf nehmen muss. Prinzipiell muss man den Fernseher erst gar nicht einschalten, das vorweg.

Vorausgesetzt, dass die Wette so umgesetzt wurde, wie der Kandidat sich das ausgedacht hatte, wusste er um das Risiko eines Sturzes. Bitte es tut mir sehr leid, dass er nun schwer verletzt im Krankenhaus liegt, aber er ist ein volljähriger Mensch. Alle Welt ruft nun nach den Verantwortlichen des ZDF um einen Buhmann zu suchen, weil man nur schwer damit umgehen kann, dass da ein Mensch ist, der eine eigene Entscheidung getroffen hat, immer unter der Voraussetzung, dass es seine eigene Wettidee von Anfang bis Ende war und immer geblieben war. Ausnahme natürlich, dass wenn dann Unebenheiten zu seinen Gunsten geebnet worden waren. Ob er hätte mit Seilen gesichert werden können? Ich weiß darauf keine Antwort.

Als ich dann in der Twitterwelt mich erdreistete einen Kommentar zu den ewig „Ich-habs-immer-gesagt“- Sagern und dann „Hinter-Finger-hebern“ gegeben habe, wurde ich von schräg nach links angemacht, ob man so etwas in einer abendlichen Familienunterhaltung zeigen müsse. Ja Herrgott nochmal niemand hat den Unfall gewollt, aber der junge Mann ist nun mal volljährig. Mal ganz klar, wäre ich jünger, ich würde mir die Teile auch an die Füße schnallen und einiges damit ausprobieren.

Aber bei den Angesprochenen waren die Argumente irgendwie ausgegangen und so änderte die Diskussion ihre Richtung: „es geht nicht um den wettenden – es geht um jene teenies/kinder die das mitansehen müssen“. Punkt 1, diese Kinder sehen und hören tagtäglich Nachrichten, haben ihre eigenen Nachrichtendienste und sie haben Punkt 2 auch noch Eltern und die werden doch hoffentlich in der Lage sein, das aufzufangen.

 Aber etwas anderes konnten Kinder an diesem Abend erfahren und lernen: Ein Mensch scheint doch noch etwas wert zu sein. Es gibt Fernsehsender in denen, wenn es um Achtung und Würde geht, auch mal die Kameras abgeschaltet werden, bei denen nicht drauf gehalten wird, koste es was es wolle. Vielleicht muss man damit rechnen, dass irgendwann im Netz seitens der Zuschauer auftauchen wird, das kann ich nicht ausschließen.  Nachdem der Unfall geschehen war, wurde augenscheinlich nicht nur alles unternommen, damit Erste-Hilfe geleistet wurde, sondern es wurde auf die Würde des Kandidaten geachtet. Er wurde in alle Richtungen abgeschirmt so gut das in dieser Situation möglich war. Kinder konnten sehen, dass Kandidaten nicht nur Nummern, nicht nur Ware dieser Sendung sind, sondern, dass es Bestürzung auslöst, dass dieser Unfall passiert ist und die so groß war, dass die Sendung abgebrochen worden war.

Überall dort wo Menschen sind passieren Fehler aus denen Unfälle resultieren können, nicht müssen. Das gilt auch und vor allem für eine Sendung wie „Wetten dass…“. Ob dieses eine Mal über das Ziel hinaus geschossen worden war, diese Antwort müssen die Verantwortlichen für sich selbst finden. Ob es um Quotengerangel mit Dieter Bohlen ging als man diese Wette angenommen hat, ich weiß es absolut nicht, gehe aber davon aus, dass sie mit professionellen Stuntmen durchgesprochen war, dass alles nur erdenklich Mögliche getan wurde um die Sicherheit des Kandidaten zu gewährleisten. Meine Kinder waren noch nie waghalsige Typen, eher die ruhigen, ausgeglichen. Was hätte ich als Mutter gemacht? Hätte ich meinem Sohn abgeraten? Nein, nicht, wenn er für seine Entscheidung alt genug gewesen wäre. Das gilt ebenfalls für meine Töchter. Den Ewig-Nörglern wünsche ich einfach nur noch, dass sie die Klappe sollen.

Ich wünsche zu allererst, dass die Verletzungen ohne bleibendem Schaden ausheilen, seinen Eltern und Geschwistern starke Nerven und vor allem Samuels Vater wünsche ich, dass er sich keine Vorwürfe für etwas macht, das er nicht zu verantworten hat. Herrn Gottschalk und Frau Hunzinger wünsche ich, dass sie sich rasch von diesem Schock erholen mögen, sie haben sich nichts vorzuwerfen und beide haben sich vorbildlich verhalten.

3 Kommentare zu „Nach dem Unfall oder die ewigen Pessimisten“

  • Uta says:

    Hallo Gitta, danke für deine Gedanken. Besonders deinen Hinweis darauf, wie menschlich und zugleich professionell mit dem Unfall umgegangen wurde, möchte ich betonen. Trotz der angekündigten „hochkarätigen“ Gäste wie Take That und Justin Bieber und dem Medienrummel darum die Sendung unverzüglich abzubrechen – das zeigt doch, dass zumindest ab und zu Würde vor Kommerz geht. Und es geht – und wir haben’s anders als der unglückliche Kandidat unbeschadet überlebt.
    Bei aller Tragik war diese Entscheidung für mich eine echt adventliche und menschenfreundliche… Gruß, Uta

  • Gitta says:

    Liebe Uta,

    auch wenn man meinen STandpunkt nicht teilen mag, aber immer, wenn sich irgendein Unglück ereignet hat, ob nun gerade vor laufender Kamera oder wo auch immer, dann schießen sie wie Pilze aus dem Boden, die ewigen Fingerheber, Mahner und Nörgler.

    Selbstverständlich geht das Menschenleben und die Unversehrtheit eines Menschen immer vor, aber manchmal muss man auch verstehen, dass es Unfälle gibt, die zu verhindern nicht in unserer Macht steht. Das am Samstag war ein solcher Unfall, ein unglückliches Zusammentreffen von Raum und Zeit, falschr Absprungsabstand, falsche Geschwindigkeit, keine Ahnung. Gerade ich wünsche Samuel alles nur erdenklich Liebe und Gute und vor allem die vollständige Wiederherstellung seiner Gesundheit und alle anderen sollen einfach die Klappe die halten, aufhören sich mit dieser Geschichte nun eben mal wieder ins Gespräch zu bringen, oder zu profilieren. Das finde ich richtig ärgerlich.

    Herzlich
    Gitta

  • Ute says:

    Hallo Gitta,
    Di hast mir aus dem herzen gesprochen. Gerade am Samstag abend haben wir seit langer Zeit uns gegen „Wetten das“ entschieden. Ich habe es später erst im Internet gelesen. Egal was und wie passiert immer wird dann ganz laut getönt. viele die sich da hervortun, haben oft keine Ahnung davon aber wissen immer alles besser.
    Ich fand es gut was der Umgang mit der Situtation betrifft und dass die Sendung abgebrochen wurde.
    lg
    Ute

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