Neid, eine ganz eigene Betrachtung
Kann ein Mensch einen gesunden Neid empfinden, oder ist Neid immer in seiner Art zerfressen, ungesund, zerstörend? Wenn Frau Schneider auf ihre Nachbarin neidisch ist, weil die ein neues Auto fährt und sie nicht, dies unbedingt haben möchte und zwar auf Teufel komm raus, dann ist das wie ich meine ungesund. Wenn ein Mensch auf einen anderen neidisch ist, weil dieser Mensch einen Partner hat, den er selbst gerne hätte und dann alles dafür tut, dass die „Besitzverhältnisse“ andere sind, dann kann ich nichts damit anfangen. Was ist Neid? Wozu kann er führen? Zu immer höher, immer weiter?
Als Kind kann ich mich erinnern, dass die Farbe Gelb für Neid stand. Ob das so ist, ich weiß es nicht, keine Ahnung. Heute steht die Farbe Gelb für mich für Licht, für Sonne, für Leben. Ich behaupte Neid ist etwas, das mit entsagt geblieben ist, vor dem ich verschon worden bin. Fast. Es gab eine Situation in meinem Leben, da hatte ich einen Anflug von Neid, einem gesunden Neid, den man, ich behaupte das einfach, in dem Moment gelten lassen kann, weil er niemandem geschadet hat. Mir auch nicht. Mein Neid hing damit zusammen, dass ich einen Stich in meinem Herzen fühlte, wenn Mütter mit ihren gesunden Kindern gesehen hatte, selbst aber ein Kind hatte, dessen Zukunft so ungewiss war wie ein Jackpot-Treffer im Lotto. Dieses Gefühl habe ich mir gegönnt, haben diesen Müttern ihre Kinder gegönnt und war stolz auf meinen Sohn. Damit war dieses Thema durch, auch wenn es Gelegenheiten gegeben hatte, wie seine Konfirmation, die gemeinsam mit ganz normalen Jugendlichen war, die sich rührend um Andreas gekümmert hatten und einem Pfarrer, der einer neugierigen Gemeinde bei der Einsegnung den Blick verwehrte, weil wir uns hinter unseren Sohn stellen durften. Da war alles gut, kein Neid, kein Schielen auf die anderen, ich, wir waren einfach nur glücklich und stolz mit ihm.
Ich habe aber auch Neid erlebt, an dem eine Freundschaft kaputt gegangen war. Mein Klavier war der Anlaß gewesen. Kurze Zeit später ein Teppich Auslöser und das war es. Ursache waren andere Begebenheiten, die weiter auszuführen sich nicht lohnt. Ist schon sehr lange her. Vorbei. Es tat weh zugegeben, weil wir unglaublich viel gemeinsam unternommen hatten, viel erlebt hatten. Aber was gehen will, das kann man nicht halten.
Es gibt dann auch ein Neid, der Menschen dazu bringt sich bis über beide Ohren zu verschulden, weil die Tusse, die Kremer von nebenan mehr hat, als man selbst. Wir kennen alle solche Geschichten, wo Neid zerfrisst, Seelen gefangen hält. Nein, das kenne ich nicht. Von mir aus kann der oder die nebenan haben was sie wollen, was interessiert mich das. Der direkt nebenan hat zum Beispiel ein Motorrad. Ehrlich was soll ich mit einem solchen gefährlichen Vehikel? Natürlich gebe ich zu, dass ich nur zu gerne ein bestimmtes Fahrzeug mal gerne hätte, weil ich große Autos mag: je größer je lieber. Nein, ich will keinen Laster, das wäre dann doch eine Nummer zu groß, dabei hatte ich schon einige Autos. Mein erstes war ein azurblauer, wunderschöner Käfer. Berg runter war der unglaublich schnell. Es war mein tollstes Auto. Aber darauf neidisch sein, dass irgendwer genau das Auto fährt, das ich gerne fahren würde? Nein, das ist nicht meine Tour, nicht meine Welt.
Allerdings war ich tierisch neidisch in diesem Frühjahr, das wahrlich lange auf sich warten ließ, auf die Regionen dieser Erde, so die Karibik meine ich, diese Ecke. Da wäre ich gerne gewesen und im Badeanzug am Strand viel lieber spazieren gegangen als in Berlin im Wintermantel. Wer von Euch ist neidisch? Nein, ihr müsst Euch nicht outen, ich behandle hier Eure Antworten vertraulich, wie immer, hier sollte nun ein Smiley hin. Bald kommt unsere Zitrone aus dem Winterlager und wenn sie kommt dann ist der Sommer wirklich nicht mehr fern. Die Zeit nutzen, raus aus dem Haus, die Sonne genießen, das Wochenende wird mies werden, trotzdem: Laßt es Euch gut gehen!