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Prominente und Politiker fangen beide mit „P“ an

Die Welt ist verrückt, irgendwie schon, oder? Bei Twitter liefern sich Boris Becker und Oliver Pocher, zwei absolute Leuchten in unserem Land ein Wortgefecht, auf anderer Ebene tun das Politiker obwohl Koalitionsverhandlungen noch gar nicht begonnen haben, wird gleich schon mal angekündigt, das diese, die Verhandlungen bis ins Jahr 2014 hinein dauern können und der Bundespräsident, von dem man ansonsten nie etwas hört, lädt nun alle Vortänzer derer zu einem Gespräch ein, die zum Koalieren sich einladen. Er will sie zur Vernunft mahnen.

Klingt für mich langsam alles wie eine Suppe, auf verschiedenen  Ebenen, die so weit nicht voneinander entfernt sind. Donnerstag haben wir übrigens Feiertag, ihr wisst schon Tag der Deutschen Einheit. Was habt ihr alle gemacht, damals als am 9. November 1989 die Mauer gefallen ist? Ich lebe heute zwar in Berlin, damals aber nicht, da lebte ich rund 600 km von Berlin entfernt. Für uns dort war die DDR etwas Graues, etwas von dem man nichts wusste, etwas, das hinter Mauern verborgen blieb. Natürlich gab es im Fernsehen Berichte über den Staat, über das Regime, es gab ausreichend viele Spionageskandale, wir wussten, dass Menschen eingesperrt wurden, für angebliche Straftaten, die keine waren, wir wussten, dass die Menschen nicht reisen durften und wenn dann waren es Privilegierte, die ins benachbarte Ausland durften, das wie die DDR selbst hinter einem eisernen Vorhang lag. Meine Eltern erzählten davon als sie mal Urlaub in Bulgarien gemacht haben, wie sehr sie Ost- und Westbewohner unterschieden. Wir wussten, dass die DDR viel Geld für die Transitwege nach Berlin bekam, aber wo die wirklich hingeflossen sind, wer weiß das schon?

Dann irgendwann hatten die Deutschen in der DDR die Schnauze voll, viele flohen nach Ungarn in die deutsche Botschaft, die irgendwann mal hoffnungslos überfüllt war, sie gingen in den Städten der DDR auf die Straße, friedlich, wir hatten Angst, dass die Panzer der damaligen UdSSR den Aufstand niederwalzen würden, dachten an den Prager Frühling, der so tragisch geendet hatte. Aber es geschah nichts. Es wurden immer mehr Menschen, die über Ungarn aus der DDR geflohen sind und immer mehr, die auf die Straße gegangen sind. Für uns schien es, durch unsere Berichterstattung verursacht, als spitzte sich die Situation mehr und mehr zu. Wir saßen vor dem Fernseher, schauten fassungslos zu, was da in Berlin und der gesamten DDR geschah. Auf einer Pressekonferenz gegen 19 Uhr sagte Schabowski damals, dass die DDR-Bürger frei reisen dürften, ohne irgendeinen zwingenden Anlaß. Ab sofort. Gleich. Umgehend. Wir saßen immer noch vor den Bildschirmen, dazwischen gab es Abendbrot, die beiden Großen wurden ins Bett gebracht, das Nesthäkchen trug ich bei mir, ich war damals schwanger. Wir befürchteten immer noch das Eingreifen von wem auch immer. Was würde geschehen? Wir waren genauso gebannt wie wenige Wochen zuvor, als am 30. September 1989 den Flüchtlingen in der deutschen Botschaft in Ungarn die Ausreise in die Bundesrepublik erlaubt worden war. Dann am 9. November gegen halb zehn am Abend durften die ersten Bürger der DDR nach West-Berlin reisen. Die Mauer war offen, sie würde fallen. Dafür, dass ihr das geschafft habt, allein, ohne Hilfe von außen, dass ihr den Mut hattet auf die Straße zu gehen, dafür bewundere ich euch heute noch und verneige mich vor euch für diese Leistung.

Seit dieser Zeit ist eine Menge passiert. Manchmal sind wir immer noch kein geeintes Volk, schätze mal, dass dies noch zwei oder gar drei Generationen dauern wird, manchmal können wir immer noch voneinander lernen, ohne dabei abfällig zu wirken, manchmal improvisieren wir gemeinsam. Manchmal aber sind wir ein geeintes Volk. Wir haben gewählt, wir haben eindeutige Aufträge erteilt, die Politiker auszuführen haben. Punkt. Das aber nicht erst in 2014, sondern jetzt, gleich. Wenn sie aber, die Politiker und Politikerinnen, das in der gewählten Konstellation nicht hinbekommen, dann sollen sie uns abermals wählen lassen und zwar gleich und nicht erst in 2014. Bei der Zusammensetzung des Bundesrates, wie sie derzeit ist, kann es nur eine große Koalition geben. Anders geht das alles gar nicht, anders wären wir ein blockiertes Land, wie das in diesen Tagen in den USA Realität ist.

Wir alle, können verlangen, dass „die da oben“ ihre Befindlichkeitsstörungen nicht auf unserem Rücken austragen, dass sie die Ärmel hochkrempeln und das Kind wuppen und zwar flott und hopp-hopp. So genug der Geschichte, der Politik und des öffentlichen kleingeistigen Streites mancher Promis, deren Sterne im Begriff sind zu verglühen und zu verschwinden, die sich so oben halten wollen. Ich wünsche Euch einen tollen Herbsttag, nutzt das Wetter, geht raus, genießt die Herbstsonne, die immer noch wärmende Kraft hat: Laßt es Euch gut gehen!

 

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