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Neonazi-Aufmarsch gestoppt!

Nazis haben augenscheinlich den Hang strunzbeutelblöd zu sein, oder haben sie Probleme mit sich selbst und ihrer Überzeugung, weil ihnen irgendwie alles flöten geht und sie verzweifelt nach irgendetwas suchen, das sie hochhalten können und dem sie nachlaufen können. Wenn man sie denn lassen würde. Natürlich sind jene gefährliche Menschen, die andere verbal von etwas überzeugen können, das sie im Grunde heute überall nachlesen könnten, wenn sie wollten und lesen können. Aber blind nachlaufen ist natürlich die bequemere Variante.

Ich verstehe hier, wie auch bei anderen politischen Strömungen, deren Richtung gegen unsere Freiheit und unsere Demokratie geht, Menschen den Rednern, ohne zu denken, nachlaufen. Was ich junge Menschen gesehen habe, bei denen ich mir überlege, dass weder sie selbst, noch ihre Eltern irgendetwas mit dem, was im Dritten Reich zerstört worden war, zu tun hatten. Es ist bequem nicht nachzudenken und einfach nachzulaufen.

 

Nun zu den Ereignissen des vergangenen Samstages und der Reihe nach. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich noch einmal mit dem Hitlerstellvertreter Heß beschäftigen werde. Aber ist so, denn seinen Tod nahmen Nazis aus überall Europa zum Anlass sich in Berlin-Spandau zu treffen. Wie viele mögen es gewesen sein? Nach Schätzungen so zwischen 700 und 1000 Menschen. Sie wollten vom Bahnhof Spandau, über einen riesigen Umweg, zu der Sterbestätte von Heß zu marschieren und dort … was wollten die da? Da gib es nichts mehr, was daran erinnert, dass hier das Gefängnis für Kriegsverbrecher einmal gestanden war. Das wirkte auf mich wie etwas krampfhaft Gesuchtes, um einen Marsch initiieren zu können.

 

Heß ist eine geschichtlich umstrittene Figur, der 1941 die Biege nach Schottland machte, wo er in Kriegsgefangenschaft geraten war. Es gibt verschiedene Interpretationen für sein Verschwinden aus dem Dritten Reich. Ich hege den Verdacht, dass er eher abgehauen war, um dem Krieg zu entgehen. Dumm gelaufen, er war fortan bis ihn zu den Nürnberger Prozessen gefangen und wurde für zwei der vier Anklagepunkte zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. War nix mit nach 15 Jahren wieder raus, die russische Besatzungsmacht hat eine Begnadigung stets abgelehnt. Er wurde nie wieder ein freier Mann, er brummte die Strafe bis zu seinem Tod ab. So weit so gut.

 

Wenn er abgehauen war, dann müsste er in den Augen der Nazis ein Feigling gewesen sein. War er aber nicht, sie verherrlichen ihn und ich denke, dass es ihnen ohnehin egal, weil er die letzte lebende Figur war, die Hitler nahe war, mehr nachdenken muss man in ihren Augen nicht. Verherrlicht wird er, weil er bis zu seinem Tod standhaft in seinen Nazi-Ansichten geblieben war, marschiert wurde dreißig Jahre nach seinem Tod, weil er angeblich ermordet worden war.

 

Beleuchten wir ob es Mord oder Suizid gewesen war. Warum auch nicht, ihm war ganz sicher klar, dass er niemals lebend aus dem Knast kommen würde. Irgendwann dann mit 93 Jahren Selbstmord begangen hatte. Das nun bezweifeln die Nazis, was anderes haben sie ja nun nicht, dem sie irgendwie nachlaufen können oder wollen. Auf der anderen Seite haben alle Nazis, sofern sie es konnten, Suizid begangen, sich feige jeder Gerichtsbarkeit entzogen. Deswegen beharren die Neonazis darauf, dass es Mord gewesen war. Wie auch immer ein 93jähriger Heß hat so oder so keine Gefahr dargestellt und es entbehrt, für mich jeder Logik, dass er ermordet worden ist, vielmehr, dass er keinen Bock mehr hatte. Man muss nicht auf einen Stuhl steigen können, um sich aufzuhängen, das nebenbei erwähnt, weil ihm das sicher unmöglich gewesen wäre.

 

So nun stellt sich da irgendwer hin, ich konnte ihn weder sehen, noch alles verstehen und will mir, als Anwohnerin eine Begründung für diese Demo machen, warum sich Nazis hier versammelt hätten, zwei Tage nach dem 30. Jahrestag von Heß‘ Selbstmord. Bla bla bla, das hätte er sich auch sparen können, denn jene, die es interessiert, die lesen es im Internet nach und alle anderen halten den ohnehin für bekloppt. Das hat das gesamte Geschehen in meinen Augen in eine Lächerlichkeit gezogen, die ihresgleichen sucht.

 

Daraus aber nun eine Mordtheorie zu zimmern, scheint mir abstrus und dumm. Selbst wenn dem so wäre, nehmen wir das mal so an, der Mann war 93 Jahre alt, vielleicht war es töten auf Verlangen, weil er keinen Bock mehr hatte, weil sein Abgang aus dem Dritten Reich längst schon sinnlos geworden war. Der Mann wird total überbewertet, er war ein Verbrecher, er war der Stellvertreter des damaligen Machthabers, wenn auch ohne jede Macht, ohne eine Gefahr für wen auch immer zu werden.

 

Nun also marschieren die Nazis in Spandau, haben eine lange Route angemeldet, die die meisten wegen ihrer körperlichen Statur, nix mit groß, stark und blond, und der Wärme gar nicht hätten laufen können. Das war aber auch egal, sie waren kaum 100 m weit gekommen, da war ohnehin Ende.

 

Samstag gegen 9 Uhr: Heute Morgen haben sich immer mehr Polizeifahrzeuge der Klasse Mannschaftswagen versammelt um meine Straße herum versammelt. Es erinnerte mich stark an Hitchcocks „Die Vögel“, wo nach und nach immer mehr Vögel die Kleinstadt umkreisen und umzingeln. Bei mir in der Straße, um die Ecke, vor den Arcaden und gegenüber, die Klosterstraße entlang, soweit das Auge reicht Polizeifahrzeuge. Die Wagen alle besetzt mit Beamten, die Vorbeigehenden freundlich zulächelten. Ich finde es ehrlich gesagt großen Mist, um nicht zu sagen große Scheiße, dass diese Beamten ihre Köpfe für ein paar Neonazis hinhalten sollen, in deren Reihen sich muskelbepackte Glatzköpfe aufhielten, über deren sonstiges Tun und Handeln man nicht mal im Ansatz nachdenken möchte.

 

Mehrere Gegendemos war auch angemeldet und zog zwei Straßen weiter zu dem Gelände auf dem Heß bis zu seinem Tod festgehalten worden war und an dessen Aufenthalt dort glücklicherweise nichts mehr erinnert, nicht mal ein Gebäude dort. Das wurde alles sofort nach seinem Tod plan gemacht. Gut so. Die größte Gegendemo erreichte dann auch ihr Ziel und wir konnten bis zu hören, dass dort gesprochen worden war.

 

Kaum waren die Nazis, die in unserem Land wirklich niemand braucht, in anderen Ländern auch nicht, auf dem Weg, wurde ihnen der Weg durch Sitzblockaden versperrt. Ich gestehe, auch wenn die Blockaden durch die Polizei aufgehoben werden mussten, für den Aufmarsch dieser braunen Narren, der in Wahrheit ein „dumm-rum-steh-Marsch“ war, war definitiv Ende. Während der Wartezeit lief Wagner und wie oben bereits erklärt, versuchte irgendein Typ den Anwohnern zu klären, weswegen man diesen Aufmarsch, der keine war, machen wollte. Hand aufs Herz, wen interessiert heute noch, ob dieser alte 93jährige Mann ermordet worden war oder nicht. Er war für alle ein Nazi und somit ist wurscht wie und warum, Hauptsache dass. Es sammelten sich aber immer mehr Menschen, die am Straßenrand standen und „Nazis raus“ und mehr skandierten. Entgegen dem Tagesspiegel waren das nicht ausschließlich Linke, das waren Menschen aller politischen Richtungen, die da standen. Unterscheiden wir hier bitte, jene die man die Linken nennt und jene, die niemals wieder Nazis in unserem Land haben wollen und eben keine Linken sind.

 

Und die Neonazis? Sie standen weiter in der Sonne, was angesichts der geistigen Inhalte ihres Körpers keine größeren Schäden anrichten konnte. Sie standen lange, bis man auf die Idee kam, sie dann doch, weit vor ihrem Ziel umzuleiten, die Strecke deutlich zu verkürzen, so machten sie nach gerade mal 100 m eine Kehrwende und liefen durch meine Straße, begleitet von dem wütenden „Nazi raus“-Rufen der Anwohner. Wäre es nicht ungesetzlich, so hätte es mir gefallen, wenn wir alle ein paar alte, faule Eier gehabt hätten. Aber nein, wir machen das nicht, stellen uns nicht auf eine Stufe mit diesen Figuren.

 

Apropos widersprachen die meisten dem Idealbild der Nazis, aber ja es waren auch blonde, wasserstoffblonde, junge Frauen dabei. Das hat mich wiederum erschreckt, dass doch ein paar junge Frauen und junge Männer, einer mit roten Haaren, passt auch nicht ganz, mitgelaufen sind. Lesen die keine Geschichtsbücher? Wissen die nicht, dass man mit einem Handy, außer zu daddeln, auch Informationen lesen kann? Haben die noch nicht mitbekommen, dass die Nazis nach 12 Jahren Regentschaft sich durch Suizid feige vom Acker gemacht haben, oder dann auch bei den Nürnberger Prozessen zum Tode verurteilt worden waren, weil sie in dieser kurzen Zeit Europa in Schutt und Asche gelegt haben und unzählige Menschen in ihren Konzentrationslagern ermordet haben? Wissen sie nicht, dass wir nun lange und ohne Nazis als Regenten, seit nunmehr über 50 Jahren in Frieden und Freiheit schon leben? Muss ich annehmen, sie können gar nicht lesen, glauben jeden Scheiß, den man ihnen erzählt? Fehlt ihnen jedes kritische Denken?

 

Ich verstehe nicht, dass es immer noch Leute gibt, die den Leuten nachlaufen, die selbst keinen Krieg erleben mussten, die den Tod unzähliger Menschen bejubeln und sich nicht im Klaren darüber sind, dass selbst das, was sie über Heß‘ Tod erzählt haben, sofern es zu verstehen war, über weite Strecken einfach nur gequirlte Scheiße war. Der Witz wird der sein, dass sie in zehn Jahren wiederkommen werden und dann wieder daran gehindert werden, den Ort, an dem ihr „Held Heß“, der im Grunde gar keiner gewesen war, bis zu seinem Tod gelebt hat. Muahahaha.

 

Fakt ist, sie sind wieder nach Hause gefahren, ohne das wirklich zu tun, was sie tun wollten. Eins sei an dieser Stelle noch bemerkt: Es gab Anschläge auf die Zufahrtswege der Bahn nach Berlin. Ich richte das nun an jene, die das verübt haben: Das brauchen wir nicht, wir werden auch ohne diesen Mist, der unendlich viele, normale Reisende gehindert haben an ihr Ziel zu gelangen, mit so ein paar braunen Glatzköpfen fertig. Schreien sie in Grund und Boden und hindern sie daran ihr Ziel zu erreichen. Lasst das in Zukunft, dann lasst sich das andere besser genießen.
Es waren aufregende Stunden, die wir da erlebt haben und ich muss der Polizei ein Kompliment aussprechen, sie haben die Ruhe behalten, dass in unserer Wohnstraße die Angelegenheit nicht eskaliert war, denn aus allen Löchern, Seitenwegen und Seitenstraßen kamen plötzlich die Gegner, die keine Neonazis in unserem Land haben wollen, hervor. Danach war der Spuk vorbei, wie er begonnen hat. Die Fahrzeuge der Polizei verschwanden, wie die Vögel aus Hitchcocks Thriller eines Tages verschwunden waren.

 

Ich wünsche Euch allen einen tollen Start in diese Woche, macht es gut und: Laßt es Euch gut gehen

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