Archiv
Kategorien

Ade Lustlosigkeit

Ihr kennt sie alle, diese Tage, die mit „L“ beginnen und mit „keit“ aufhören, dazwischen finden wir dann „ustlosig“ und haben ihn den Tag der Lustlosigkeit. Ich hatte gestern so einen Tag. Das geht schon morgens los, wenn man aufstehen will und das Bett zieht und zerrt am Hemd der Hose oder wo auch immer. Dann würde man am liebsten liegen bleiben, die Welt draußen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Mein Vater, der überall wo man ihn hinpackte, schlafen konnte, pflegte dann immer zu sagen, dass sein Bett ihn festgehalten hat. Eine meiner Töchter sagt dann, dass es ihrem Bett schlecht ginge und sie es nicht alleine lassen kann, es kuscheln und trösten muss. Was sagt ihr dann, wenn sie Euch gepackt hat, die Lustlosigkeit?

Es ist dabei gar nicht so, dass man seinen Aufgaben nicht nachkommen will, man kann einfach nicht, ist unkonzentriert, produziert einen Fehler nach dem anderen, so dass man sich dazu entschließen muss, es bei den einfachsten Arbeiten zu belassen. Ich hatte gestern so einen Tag. Nicht, dass nix dabei heraus gekommen ist, nein, das nicht, aber ich habe mir bei allem sehr schwer getan, war ziemlich müde, obwohl ich nachts zuvor ausreichend geschlafen habe. Gleich nachdem ich aufgestanden war, beschlicht mich dieses Gefühl. Bei uns zu Hause haben wir dazu „ein lappedudeliges Gefühl“ gesagt. Die Pfälzer unter uns wissen wie es auszusprechen ist. Ich kam mir vor wie eine Gummiball, dem ein gefühltes Drittel an Luft fehlt, um springlebendig zu sein.

Vorgenommen hatte ich mir einiges: endlich weiterschreiben, Erledigungen für meine Schwiegermutter machen, Steuerausgleich gleich 3x vorbereiten, zu denen immer noch etwas fehlt, aber man kann ja vorarbeiten, mir eine Stunde Auszeit nehmen und noch Vieles mehr. Nun die Erledigung für meine Schwiegermutter hat geklappt, weil das musste sein. Aber dann, dann schlug sie erbarmungslos zu, gab mir den Rest und kam mit voller Wucht: der Leerlauf, ausgepowert, total müde, abgeschlafft und abgespannt habe ich mich dann durch die nachfolgenden Stunden gequält ohne eine Chance das die Gangschaltung wieder funktionieren würde. Da hat dann nix geholfen, kein noch so gutes Tee-Ritual oder Füße hochlegen, es ging einfach nix mehr voran. Nichts von dem, was ich mir vorgenommen hatte, ging.

Zum Glück musste ich kein Essen kochen, es gab Revovo, da konnte schon mal nicht schief gehen in dem Sinn, dass ich Salz mit Zucker, Essig mit Öl und weiß nicht was noch alles verwechselt hätte. Die einzige Maschine, die zu waschen war, habe ich gleich am Morgen erledigt, hier konnte also auch nichts schief gehen in Richtung dunkle Socke in weißer Wäsche. Es stand also nichts wirklich an, was schief gehen konnte, auf der anderen Seite ging aber auch das nicht, was ich mir vorgenommen hatte.

Ich habe mich dann da durchgequält, habe mal bei meinen zahlreichen Facebook-Kontakten nachgefragt wie das bei ihnen so ist und ob überhaupt und siehe da, sie alle kannten dieses Symptom und so erfuhr ich dann wohltuenden Trost. Am späten, sehr späten Nachmittag war es schlagartig vorbei, war sie von dannen gezogen, diese Lustlosigkeit, war einfach weg und ganz plötzlich habe ich es geschafft zu schreiben, einige Mails, die mir wichtig waren nachzuholen. Im Internet nach Förderbedingungen für ein Projekt zu suchen und und und plötzlich ging das also alles.

Trotzdem habe ich gestern nicht alles geschafft, was ich schaffen wollte. Nein, das ist nicht schlimm, ist nicht tragisch, weil ich für mich arbeite, allein mir verantwortlich bin. Aber was wäre, wenn ich  in einer Verpflichtung gewesen wäre? Wenn ich eine dead line gehabt hätte? Oh, ich will gar nicht daran denken, weil dann zu der Unlust auch noch das schlechte Gewissen dazu gekommen wäre. So ist das alles gut gegangen.

Übrigens, wer sie zufällig trifft, die Lustlosigkeit kann ihr sagen, dass sie nicht wieder kommen muss, ich würde sie, nicht vermissen, wenn sie bleibt wo der Pfeffer wächst. Ich werde sie garantiert nicht vermissen, sie wird mir nicht fehlen. Egal ob mit oder ohne Lustlosigkeit: Laßt es Euch gut gehen und paßt auf Euch auf!

 

Kommentieren