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Berlin – Schlußlicht

Ich habe es gewusst, eher geahnt, dass Berlin nicht nur keine Flughäfen und andere Gemäuer im Zeitrahmen bauen kann, nein, die Stadt kann auch nicht verwalten. Wer in Berlin „aufs Amt“ muss, hat im Vorfeld schon gerollte Finger- und Zehennägel. Das ist einfach grausam. Wenn ich dann das Interview der BZ mit Carsten Spallek (CDU), Stadtrat Mitte, über Berlins Verwaltung lese, verstehe ich die Welt nicht. Sind wir Bürger nur noch bescheuert?

In diesem Interview kann Herr Spalleck das Ergebnis nicht nachvollziehen. Na, wenn er etwas braucht, greift er zum Hörer und ruft seinen Kollegen direkt an. Das macht Otto Normalverbraucher nicht, weil er genau den, den er zur Umgehung unangemessen langer Wartezeiten, nicht kennt. Ich fände es gut, wenn er einfach mal seine Leute losschickt, um sich das anzuschauen. Testläufer schicken, die kein Amt kennt, Anrufe tätigen lassen, ohne, dass der Angerufene erkennt von wo der Anruf kommt und so weiter.

Berlin ist Schlußlicht, in jeder Beziehung, egal ob das bei der Pisa-Studie ist, oder ob es die Verwaltung trifft, oder die Einhaltung von Terminen neu zu errichtender Gebäude. Es gibt hier keine Schuldigen, kein alleinschuldigen Umstand. Es ist eine Reihe von Gründen weshalb etwas nicht geht. Ich stelle ganz oben hin, dass die Bezahlung nicht angemessen ist. Wenn zwei in gleichem Alter, gleiche Arbeit leisten, dann muss auch die Bezahlung gleich sein, egal, ob der eine verbeamtet ist und der andere dies nicht ist. Das geht gar nicht. Es heißt gleiche Leistung, gleiche Bezahlung. Wenn ich lesen muss, dass gute Lehrer abwandern, weil die Bezahlung nicht stimmt, dann muss ich mit dem Kopf schütteln, Pleite der Stadt hin, Pleite her. Wenn an Lehrmitteln gespart wird, aus gleichem Grund keine AGs in den Schulen angeboten werden, dann wird klar, warum die Kinder der Stadt eine hohe Frustrationsschwelle haben. Eltern müssen mitunter mehrerer Jobs annehmen, wollen sie über die Runden kommen, weil es keine Jobsicherheit mehr gibt, weder in Berlin, noch sonst wo. Wenn früher die Fixkosten ein Drittel des Gehaltes ausgemacht haben, dann ist das heute über die Hälfte des Einkommens und zusätzlich verlangt der Staat in diesem Fall, dass mehr Vorsorge für das Alter betrieben werden muss. Das geht gar nicht. Im Übrigen ist Umzug in eine billigere Wohnung nicht der Weisheit letzter Schluß, das kann und darf nicht verlangt werden. Wenn ich höre, dass verbeamtete Lehrer bei gleicher Leistung gut 500 Euro mehr verdienen, dann graust mich das. Wenn dem so ist, dann muss auch der Abgeordnete danach bezahlt werden, ob er studiert hat oder nicht, ob er Politikwissenschaften studiert hat, oder Elektroinstallateur gewesen war, bevor er in die Politik gegangen ist. Das geht gar nicht und da würden die Abgeordneten der Stadt ab so was von fix auf den Tischen und Bänken stehen, wie wir das noch nie gesehen haben.

Wenn in Verwaltungen der Krankenstand hoch ist, der Antragsteller, wir sind alle keine Bittsteller sondern Antragsteller, niemals einen festen Ansprechpartner hat, dann ist da etwas falsch im Gebälk, dann knirscht da etwas, da nagt der Holzwurm, der schnellstens gefunden werden muss, bevor das Gemäuer einstürzt. Wenn man sich Urlaub nehmen muss, dann einen halben Tag bei einer Behörde verbringt nur weil man einen Personalausweis haben muss, dann läuft da etwas gar nicht rund. Da fehlt Personal hinten und vorne und in der Mitte sowieso. Wenn es wichtiger ist, unsinnige 30iger Zonen einzurichten, als sich um die Bürger zu kümmern, dann passt da auch etwas nicht mehr. Wenn die Polizei viel lieber Radarfallen bedient als in Fußgängerzonen in Uniform präsent zu sein, oder sich mal ganz normal wo auch immer zu Fuß und in Uniform zu zeigen, dann fehlt der Bezug zum Bürger.

Nicht der einzelne Beamter ist der Buhmann, der ist mindestens genauso gefrustet, wie der Bürger, nicht die Beamten, Verwaltungsangestellten sind es, die dafür verantwortlich zeichnen, sondern in dem Fall die Politiker, die sogleich abstreiten, dass dem so ist. Als meine beiden Töchter noch schulpflichtig gewesen waren, hat Herr Wowereit, zum Beispiel, die Unverschämtheit besessen, zu erklären, dass in Berlin kein Schulunterricht ausfallen würde, dabei wusste er genau, dass es gut ein Viertel an Unterricht war, der nicht stattgefunden hat und Vertretungslehrer, die Ringelpietz mit Anfassen machten weil sie nicht wussten wie weit der Kollege im Stoff bereits ist, die zählen nicht, das ist einfach kein Unterricht und selten war das obendrein auch noch. Ich könnte noch sehr viel mehr aufzählen, aber ihr kennt das alles selbst und ich möchte nicht morgen, wenn Klatschtag ist, immer noch an diesem Artikel sitzen, weil ich nicht fertig werde Beispiele aufzuschreiben.

Wenn Bürger ihre Stadt negativ bewerten, dann soll und muss das Grund genug sein, dass diejenigen, die das zu verantworten haben, schauen alles wieder ins Lot zu bringen. Es widerstrebt mir nach Rücktritt, Vortritt und seitlichem Tritt auch noch zu rufen. Das ist blöd und doof, weil die anderen das auch nicht besser machen, oder gemacht hätten, machen wir uns da nichts vor. Es reicht eben nicht in Berlin glanzvoll Modewochen durchzuziehen, zu einer Metropole gehört eben mehr. Bei allen Ämtergängen vergesst nicht dort sitzen auch Menschen und auch wenn ihr Euren Morgen dort verbringen müsst: Laßt es Euch gut gehen.

 

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