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BILD-Zeitung und B.Z.

Wir kennen die Zeitung mit den vier Buchstaben, die niemand liest, aber jeder weiß, was dort geschrieben steht. Der verstorbene, ehemalige Bundeskanzler, Helmut Schmidt sagte einmal, dass er die BILD lesen würde, um zu wissen, was der Bürger denkt. Das klingt ein wenig danach, dass zumindest die BILD-Zeitung eine gewisse Verantwortung trägt, was sie dem Bürger serviert.

Aber weit gefehlt. Ich frage mich inzwischen ob dort überhaupt noch Journalisten am Schreibtisch sitzen, ob irgendwer auch mal liest, welchen Stuss die Leute schreiben, abgesehen davon, dass es kaum einen Artikel gibt, der frei von Rechtschreibfehlern ist. Der Witz daran ist, dass man sich nur allzu gerne darüber aufregt, dass unsere Kinder bezogen auf PISA immer schlecht und schlechter abschneiden, aber keineswegs eine Vorbildfunktion ausübt, vielleicht ausüben will, aber das wegen fehlender Qualität nicht kann.

 

Am Wochenende gab es für mich zwei Fehler, die bezeichnend sind, wie schlecht mit Formulierungen umgegangen wird und wenn ich für jeden Rechtschreibfehler, Formulierungsfehler usw. die Leser finden 1 Euro über ein Jahr bekommen würde, ich hätte ausgesorgt. Natürlich kann man jetzt meinen Blog durchforsten und wird massig Fehler finden, aber ich bekomme kein Geld dafür, dass ich schreibe, ich habe keine Redakteure vom Dienst, keine Rechtschreibprüfungen zur Verfügung. Oder wurde all das abgeschafft?

 

Ein Profi-Tennisspieler ist so lange ein Profi-Tennisspieler, wie er aktiv im Weltzirkus unterwegs ist. Ein Super-Profi wie Boris Becker wird dabei irgendwann einmal zu einer Legende und wird das auch zeit seines Lebens bleiben, denn mehr geht da nicht mehr. Wenn dann aber eine Zeitung (es quält mich gerade hier Zeitung zu schreiben, das Rechtschreibniveau in den Tageszeitungen ist auch nicht mehr fehlerfrei. Früher konnte man stolz darauf sein, einen gefunden zu haben, heute kann man stolz darauf sein, keinen zu finden) schreibt, dass Boris Becker eine „Ex-Tennislegende“ ist, was will sie uns damit sagen? Dass sein Glanz verpufft ist? Na ja im Fall Boris Becker mag das stimmen, aber korrekt ist dieser Ausdruck nicht, denn eine Legende wird er bleiben. Eine Ex-Tennislegende gibt es einfach nicht, vielleicht, wenn er mal gestorben ist, aber selbst hätte der Zusatz „Ex“ einen schlechten Beigeschmack.

 

Aber: Egal was immer Boris Becker in seiner Zeit nach seiner Sportkarriere gemacht hat oder nicht, den Nimbus eine Tennislegende zu sein, kann und darf ihm niemand nehmen und eine BILD-Zeitung schon gar nicht. Abgesehen davon, frage ich mich, wer das bei einer Prüfung durchgelassen hat. Er ist und bleibt eine Tennislegende, pleite hin oder her, ja oder nein.

 

Der nächste gravierende Fehler, dieses Mal bei der B.Z. und ich meine, dass dieser eine gewisse Absicht verfolgt, sie schreibt in einer Überschrift: „Und wieder verspricht Merkel, dass es gelingen kann“. Frau Merkel hat gesagt, dass es gelingen kann, zu einer Einigung zu kommen. Kann = Möglichkeit ungleich Versprechen. Das ist ein sauschlechter journalistischer Stil. Wer immer diesen Mist verzapft hat, will unbedingt Misstrauen säen, gleich mal Lorbeeren einsammeln, wenn es koch nicht hinhaut, Frau Merkel mit diesen Worten festnageln. Holla die Waldfee! Er oder sie sollte sich für diesen Bullshit schämen.

 

Natürlich kann sie nur „kann“ sagen. Mann, die Kanzlerin würde sich doch nie auf das Glatteis begeben und etwas versprechen, dessen Einhaltung an der SPD liegt. Natürlich hat derjenige, der oder die den Artikel geschrieben hat, leider kein Kürzel unter den Artikel, keinen Namen unter diesen Bullshit gesetzt hat. Kann ist, und das sollte man auf der Journalistenschule, eher schon in der Grundschule gelernt haben, Möglichkeit und nicht IST-Zustand oder gar Tatsache oder gar Versprechen. Zeugenaussage als Beispiel: Das Auto kann blau oder aber auch grün gewesen sein. Kann sein, kann nicht sein. Ich denke das reicht dann auch schon.

 

Was dann passiert, finde ich sehr viel schlimmer: Aus dieser mehr als schlampigen Arbeit, für die der Mensch dann auch noch Geld bekommt, leitet der Leser ab, dass die Kanzlerin die GroKo, den Erfolg der Gespräche versprochen hat und wenn dem aber nicht so werden wird, auf Frau Merkel sauer wird, auch wenn die Gespräche deswegen gescheitert sind, weil man keinen Konsens gefunden hat. Ich hätte es auch so glauben wollen, hätte ich das gesamte Interview nicht gesehen und mehr noch gehört. Das ist keine neutrale Berichterstattung, die man gerade bei diesen Themen erwarten kann.

 

So gesehen kann ich D.T. verstehen, der alles als Fake abtut und die Menschen glauben es ihm, weil sie inzwischen mannigfaltig viele Beispiele kennen, wo die Presse sich Fehlverhalten hat, Blödsinn geschrieben hat, hier wie dort und, dass das Niveau immer schlechter wird. Im Moment finde ich die deutsche Presse sehr nah an dem, was er Fake nennt. Ich könnte ja jetzt behaupten, ich lese die B.Z. nicht. Okay, mache ich wirklich nicht, aber ich beschäftige mich gerne mit dem schweren Sudoku und normalerweise bleibe ich an keinem Artikel, der da geschrieben steht, hängen – man weiß ja alles Fake – und nur weil ich alle Interviews aller maßgeblich beteiligten gestern in den Nachrichten gesehen und gehört habe, weiß ich, dass in der B.Z. augenscheinlich Quark verbreitet, der Versuch gestartet wird, die Leserschar zu manipulieren. Das nenne ich dann man dummen, aber gleichzeitig gefährlichen Journalismus.

 

Ich wünsche mir in 2018 mehr guten Journalismus, wenige Rechtschreibfehler, weniger Fehler, bei denen man sich fragen muss, ob der oder die da schreiben eine Ahnung von den Begriffen haben, die sie verwenden. Kann ja mal passieren. Ja kann, aber eigentlich gibt es da einige Prüfungsinstanzen und die sind alle blind oder blöd?

 

Die BILD-Zeitung schreibt sich immer auf ihre Fahnen, dass sie Verantwortung trägt, dann trage sie diese bitte auch an der Basis ihres Tuns, an der korrekten Anwendung von Begriffen, denn die Geschichte mit Boris Becker, die ich oben beschrieben habe ist kein Einzelfall, leider. Rechtschreibung, das ist unabdingbar, das ist etwas, das jede Zeitung beherrschen muss, da darf kein Fehler durchrauschen wie auf einem Wasserfall. Rechtschreibfehler in einer Zeitung ein absolutes „No Go“. In diesem Sinn, schreiben wir fehlerfreier, strengen wir uns alle ein wenig mehr an: Laßt es Euch gut gehen!

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