Chinesische Lotterie
Ich könnte, wenn ich wollte unglaublich reich sein. Aber ich will bescheiden bleiben und ignoriere die fast täglich einschlagenden Mails chinesischer und europäischer Mitbürger, die ständig Gelder von Verstorbenen oder aus Lotterien, wo ich nicht mitspiele, anbieten. Gestern zum Beispiel waren das 11, irgendwas Millionen Dollar, dann 25, irgendwas Millionen Dollar aus chinesischen Konten verstorbener Mitbürger und etwas über fünf Millionen Euro Lotteriegewinn, diesen bekäme ich aber nur, wenn ich die 10% Kosten o.ä. begleichen würde. Dreist, oder?
Der kann doch die 10% am Gewinn abziehen und mir den Rest überweisen. Ja, ich weiß, das ist gemein, was die mit den Menschen machen. Vor einigen Wochen war in einem der Magazine, könnte Wiso oder frontal gewesen sein ein Bericht zu sehen in dem es genau darum ging und wo vor allem alte Menschen um ihr Hab‘ und Gut gebracht worden waren. Einmal wurden Abos angeboten, dann wiederum 10 % oder eine feste Gebühr als Unkostenbeitrag, weil das Gewinn-Geld in einem komplizierten Verfahren auf das Konto der Gewinner überwiesen werden muss. Ich gebe zu, dass ist eine ganz miese Masche, das ist es immer, wenn Menschen abgezockt werden. Junge Menschen werden jetzt sagen „schön blöd, wenn man darauf reinfällt“, ältere Menschen sind da halt ein wenig anders gestrickt. Da solche Art der Abzocke nicht nur per Internet verschickt wird, trifft das eine Menge alter Menschen.
Wenn ich aber ehrlich bin juckt es mich in den Fingern da mal zu reagieren, aber mein Verstand sagt mir lass es sein. Dann hätten wir noch die Chinesen-Mafia, die Konten angeblich Verstorbener ohne Familie plündern will, natürlich ungefähr 50:50. Das müssen eine Menge Europäer sein, die ganz ohne Familie, Millionen von Dollar bei chinesischen Banken deponiert haben und dann einfach mal so verblichen sind. Amen. Das ist so bescheuert, das sich mich frage, ob da schon irgendjemand mal auf so eine Mail reagiert hat und wenn, was dann passiert ist.
Dann wäre da noch der 5-Millionen-Euro-Lottogewinn aus einer Lotterie, die ganz zufällig meine Mailadresse aus einem Pool (welchem?) gefischt hat und nun gratuliere man mir zu 5,5 Millionen Euro. Die Sache hat nur einen Haken: um in den Genuß des Gewinns zu kommen, müsste ich eine Summe, die 10% des Gewinnes ausmacht auf ein Konto, das mir natürlich erst nach Kontaktaufnahme mitgeteilt werden wird, überweisen. Es handelt sich eigenartiger Weise um eine südeuropäische Lotterie, der Gewinner Agent und sein Jurist aber sitzen wie an der Kennung zu sehen ist in Litauen. Ah ja! Ich habe überlegt hinzuschreiben, dass das alles sehr nett ist, und sie sollen doch einfach die zehn Prozent an der Gewinnsumme abziehen und den Rest überweisen. Passt doch, oder? Aber die Vorstellung, dass irgendwann vor meiner Haustür die Boys mit den Baseballschlägern auftauchen hält mich zurück. Muss ich nicht haben. Also laß Ich das.
Ihr habt sie sicher auch diese reich machenden Mails, die täglich einschlagen, Mails die Euch zum Jackpot einer Lotterie gratulieren, an der ihr nie teilgenommen habt. Aber schaut Euch um, schaut Eure Kinder an, Euren Partner und dann seht ihr, dass ihr reich seid, dass ihr das alles nicht braucht. O.k. ich gönne Euch den Jackpot, nachdem ich ihn gewonnen habe. Er macht vielleicht nicht unbedingt glücklich, aber er beruhigt ungemein. Ich wünsche Euch sonnige Herbsttage: Laßt es Euch gut gehen.