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Damals …

Lehnt Euch einen Moment zurück und denkt an früher. Nein, ich meine nicht an die Zeit in der alles besser war, was es sicher nicht gewesen war, sondern an die Urlaube in Eurer Kindheit, sofern ihr welche gemacht habt. Wo seid ihr gewesen? Mit Eltern, Geschwistern, manchmal mit Euren Freunden und befreundeten Familien? Auf dem Campingplatz, im Appartement oder Hotel? Oder zu Hause im Schrebergarten? Wie macht ihr heute Urlaub? Nein, ich meine nicht wie ihr elektronisch mit der Welt verbunden seid, sondern wie viel habt ihr in euer Leben übernommen. Kleine Reise in die Vergangenheit.

Wir waren drei Kinder zu Hause, meine Eltern arbeiteten im elterlichen Betrieb meiner Großeltern mit. Wenig Einkommen, viel Arbeit. Am Anfang sind meine Eltern immer mal nur eine Woche, ein paar Tage mit Freunden in Urlaub gefahren. Die Frage wie es den Kindern zu Hause geht fuhr mit. Zuerst als meine Schwester geboren war, dann mein Bruder und Jahre danach ich selbst. Meinem Vater wurde das zu viel und er sagte zu meiner Mama, dass sie im kommenden Jahr mit all ihren Kindern in Urlaub fahren kann. Er machte in dem Moment ein großes Versprechen ohne zu wissen wie er das einlösen kann. Dann kam ihm die Idee: ein Wohnwagen. Aber kaufen? Zu teuer. Also wurde gebaut. Er baute, mit Hilfe von Fachkundigen, aus einem Anhänger einen Wohnwagen. Er war nicht groß, hatte einen Schrank und oben rum Klappschränke, hatte einen Tisch aus dem die Liegefläche für meine Eltern wurde, hatte zwei Betten übereinander für meine Geschwister aus denen am Tag Sonnenliegen wurden. Ich schlief auf einer Matratze auf dem Boden. Ein kleiner Herd, kein Kühlschrank, eine Waschschüssel in der Geschirr gespült wurde. Ein Zelt davor, wo gekocht wurde, sich selbst gewaschen wurde dort, wo sich alle auf dem Campingplatz wuschen: an der Menschensammelwaschstelle. Das wichtigste aber war der blaue Streifen, den der Wagen irgendwann mal bekam. Ob von Beginn an, das weiß ich nicht mehr, aber ganz sicher hatte er ihn als wir das erste Mal nach Spanien in Urlaub gefahren sind. Den ersten Urlaub verbrachten wir an der Côte d’Azur, mein Vater sprach perfekt Französisch, was uns sehr darüber hinweg geholfen hat, dass wir Deutsche und im Ausland nicht sehr gefragt waren. Die Sprache sprechen war der Schlüssel, der uns die Tür zu einem unbeschwerten Urlaub geöffnet hat.

Morgens sind wir mit Eimerchen, Schippchen, Sieb, Sonnenschirm, Liegeutensilien, Mama mit riesen Strandtasche runter an den Strand, mittags nur mit der Tasche nach oben, um Mittag zu essen hoch. Es gab alles was in der Umgebung eingekauft werden konnte. Supermarkt auf dem Campingplatz? Fehlanzeige. Brot gab es, Obst, Gemüse und Salat auch, Konserven? Getränke? Das weiß ich nicht mehr. Wir fuhren regelmäßig einkaufen, zum Fischmarkt, dann Getränke kaufen, Konserven auch, weil wenn es sie auf dem Campingplatz gegeben hat, dann waren sie teurer als im Ort und meine Eltern mussten sehr haushalten. Unser Metzger zu Hause hat, als er einige Konserven für seinen eigenen Urlaub hergestellt hat, für uns auch gleich welche gemacht. Dann gab es da noch den Vertreter der Firma Knorr, der uns die eine oder andere Konserve zugeschoben hat, oder einen Beutel Suppe, keine Ahnung was noch. Essen gehen ein Mal pro Woche.

Wir haben alles gegessen, was der einheimische Markt geboten hat von Fisch über Fleisch zur Wurst, Käse, Butter, Baguette, Muscheln frisch und als Konserven mit Sandbeilage. Mein Vater hat Schalentiere auf dem Markt gekauft nachdem er zuvor genau geguckt hat wie die Nachbarn diese zubereitet hatten. Außer Seeigel haben wir da alles ausprobiert. Das war alles relativ günstig damals noch. Als Kinder lernten wir den Umgang mit all dem, lange vor unseren Altersgenossen zu Hause aus unserem Viertel, die allenfalls in die Stadtranderholung fahren konnten.

Camping, Campingplatz ein anderes Leben. Kommunikativ, hier ein Plausch, dort ein Plausch, mal über der Wäscheleine mit der Nachbarin. Wenn man vor dem Wagen saß, beim Abendbrot oder Mittagessen, beim Glas Wein am Abend, wer auch immer vorbei gegangen ist, hatte Zeit für ein paar Worte. Man wusste, das ist der, der die Sprache beherrscht oder später das sind die, die englisch sprechen können.

Als Kinder brauchten wir keine Fremdsprache, das ging ohne, mit Händen und Füßen und später im jugendlichen Alter, da konnten wir englisch, aber da brauchten wir das auch nicht, weil Schmetterlinge hier und welche da und tränenreicher Abschied, wenn der Urlaub vorbei war und sie oder er abgefahren war.

Tolle Urlaube, herrliche Zeiten. Wir wollten auch mal campen, haben einen Wohnwagen gemietet mit den beiden Großen, aber mit unserem Andreas ging das einfach nicht, war der Stress für mich zu groß und die Erholung zu gering. Also ließen wir das, habe fortan Appartements gemietet, was aber nie so war, wie das auf den Campingplätzen früher war, auch wenn ich gehört habe, dass sich da so einiges verändert hat.

Danke, Jens für Deine Anregung zu dieser kleinen Reise in die Vergangenheit, ich finde das sind Schätze, von denen wir ein Leben lang zehren, die wir uns manchmal zurückwünschen und dabei wissen, dass es nie mehr so sein würde.

Träumt von Euren Urlauben, macht mal eine kleine Reise in die Vergangenheit, das lohnt sich auf jeden Fall, mal mehr mal weniger: Laßt es Euch gut gehen.

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