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Der Heimwerker

„Schatz, der Wasserhahn tropft.“ oder „Liebling, ich bräuchte im Büro ein Regal.“

So fängt meist alles an und mit der Antwort „Ja, ich kümmere mich darum, aber muss das jetzt sein, ich gucke gerade Fußball.“ nimmt das Unheil seinen Lauf. Eigentlich sollte man es besser wissen und gleich in den gelben Seiten nach einem Handwerker gucken. Aber nein, man ist ja geduldig und gibt dem Seinen immer wieder eine Chance, obwohl man weiß, dass es alles andere als handwerklich brillant sein wird, aber was kann man schon an einem tropfenden Wasserhahn oder einem Regal falsch machen?

Das Fußballspiel ist vorbei, der Baumarkt hat noch geöffnet, aber nun ja so arg tropft er ja nicht und wenn man noch etwas fester zudreht, dann kommen deutlich weniger Tropfen aus dem Wasserhahn. „Das Regal kann doch sicher auch noch bis nächste Woche  warten.“ klingt es ziemlich träge aus dem Wohnzimmer. Und leise ruft der kleine innere Teufel: „Gelbe Seiten! Gelbe Seiten!“

Der Wasserhahn wird inzwischen mit roher Gewalt zugedreht, die Ordner zieren immer noch den Fußboden. Es sind inzwischen zwei Wochen vergangen. Die freundliche Erinnerung, dass der Wasserhahn tropft und das Regal auch noch nicht da ist verpufft in den Weiten des Universums. In der dritten Woche schafft auch seine männliche Kraft es nicht, dass das Wasser sich beharrlich seinen Weg aus dem Wasserhahn bahnt. Die Ordner interessieren da weniger.  Die Mahnung beides zu erledigen wird bestimmter, der innere Teufel ruft schon lauter „Gelbe Seiten!! Gelbe  Seiten!!“

Dann aus dem Nichts heraus rüstet sich Mann den schwierigen Weg zum Baumarkt zu beschreiten, worin er dann gefühlte 5 Stunden verweilt. Nach 2 realen Stunden kommt er zurück mit einem Container voll Werkzeug, Geräten und Teilen als wolle er das Haus neu bauen. Ermattet sinkt er in den Sessel danieder. „Jetzt bin ich aber geschafft!“ klingt es daraus hervor, „Morgen, gleich morgen früh mache ich den Wasserhahn und dein Regal.“ verspricht er mit zittriger Stimme. Am nächsten Morgen, Mann hat frei und schläft bis Mittag, entsteigt dem Bett und murmelt „Jetzt kann ich keinen Radau machen, es ist Mittagszeit.“ Unüberhörbar ruft der innere Teufel „Gelbe Seite!!! Gelbe Seiten!!!“

Aber dann irgendwann am Nachmittag, nachdem er die CD-Rom mit den gelben Seiten auf dem Tisch liegen sieht , legt er los. Er ackert, stöhnt und krächzt, der Wasserhahn sich all seinen Versuchen widersetzt die defekte Dichtung freizugeben. Nach unendlich langer Zeit ist dies geschafft, Dichtung ausgetauscht, Wasserhahn wieder installiert, Wasser auf- und zugedreht. Es hält, im Moment. Nun das Regal, man hätte einfach eines bei Ikea kaufen können, aber nein, ein Mann hat immer Holz im Haus und so sägt und schneidet er die Bretter zu, bohrt weiß ich wie viele Löcher, schraubt und hämmert um nach drei Stunden harter Arbeit ein windschiefes Regal zu präsentieren, das aber geschickt an den Seiten so gestaltet ist, dass die Ordner auf keinen Fall der Schwerkraft folgen können. Freudestrahlend präsentiert er sein Objekt und erwartet höchstes Lob. Das entsetzte Gesicht der Auftraggeberin übersieht man besser. Alsdann egal, die Arbeit ist gemacht, der Blick auf die Uhr verrät: die Bundesliga fängt gleich an.

In der Küche indes beginnt der Wasserhahn, angesichts des noch rumliegenden Werkzeugs, leise, ganz leise und sehr zögerlich zu tropfen, während das Regal im Büro auf rechten Seite leicht nach unten rutscht, aber immerhin die Ordner stehen noch. Das Werkzeug in der Küche und um das Regal bleibt noch eine Weile liegen, es könnte ja sein, dass man es in ungefähr 6 Wochen noch einmal brauchen könnte.

Zwei Tage später rinnt das Wasser aus dem Hahn, das Regal fällt mit lautem Getöse von der Wand, das Werkzeug liegt unbewegt immer noch da wo er es liegen ließ. Der innere Teufel schreit: „GELBE SEITEN!!!!! GELBE SEITEN!!!!!“. Überredet. Manche Dinge erledigt Frau einfach besser selbst.

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