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Der rote Schal zwischen all den blauen

Gestern war es so weit, ich habe mein Geburtstagsgeschenk eingelöst und war bei Spiel Hertha BSC gegen den 1. FC Kaiserslautern gewesen. Wie immer war ich fasziniert und vollkommen erfüllt von diesem Live-Feeling, das man am Fernseher niemals haben kann. Sicher es fehlen die Wiederholungen, um zu sehen ob ein Elfer korrekt war, oder ob die rote Karte eine solche gewesen ist. So und nicht anders geht das einem Schiedsrichter mit dem Unterschied, dass er direkt am Geschehen ist, zumindest sein soll. Das war er auch, was natürlich keine Garantie dafür ist, dass er in Bruchteilen von Sekunden erkennt ob oder ob nicht. Im Großen und Ganzen war seine Leistung in Ordnung, außer bei der roten Karte wohl, aber ich weiß das nicht, will das nicht behaupten.

Es war lustig gewesen, im Stadion. Ich war alleine da und als ich zu meinem Platz hinkam, da saß auf dem rechts davon ein etwas älterer Herr, der mir die Hand hinstreckte und sich vorgestellt hat. Ich glaube er hat „Walter“ gebrüllt, was durchaus üblich ist. Nun könnte das bedeuten, dass er seinen Nachnamen nannte, was im Grunde auch egal ist. Er schielte ein wenig verwirrt auf meine Schals, denn ich habe sowohl einen für den 1.FCK als auch für Hertha BSC getragen. Mein Herz schlägt immer noch für den FCK und auch wenn sie verloren haben, so behielt ich ihn um, mein Fähnchen strecke ich nicht nach dem Wind. Gestern nicht und auch morgen nicht. Die Plätze links von mir waren noch frei, wurden dann aber von drei jungen Männern besetzt. Derjenige, der direkt neben mir saß schielte auf meinen Schal und bekam ein Schulterzucken und ein „Was soll ich machen? Ich kann es nicht ändern.“ als Antwort. Das war der Beginn eines tollen Abends. Als die Herthaner den Elfer, den sie ziemlich zu Beginn bekamen verschossen haben, war ich die Einzige die vor Freude laut gebrüllt hat. Die Fans um mich herum waren dagegen sehr ruhig. Fast still waren sie, selbst die Fans aus der Ostkurve mussten das erst mal verdauen.

Apropos Fans. Diese Ostkurve hat es in sich. Es geht so unglaublich viel von ihr aus. Ich glaube ich möchte ein Spiel der Hertha dort mittendrin erleben können. Das muss der Hammer sein, das muss jeden mitreißen, egal welch ein Trockenmusel der auch ist. Okay zugegeben, ich habe keine Ahnung was die Buben und Mädels dort singen und außer Ha-Ho-He Hertha BSC weiß ich da gar nix. Dennoch finde ich es unglaublich, das wird in allen Stadien so sein. Wir kennen die Bilder vor allem von Stadien wie das in Dortmund. Klar ich schaue mir das Spiel an, aber ich muss auch zugeben, dass ich jede Minute, ach was jede Sekunde dieser Atmosphäre in mich aufnehme und dann ewig lange von zehren kann. Vor allem es war friedlich im Stadion. Wie es davor gewesen war keine Ahnung. Es waren ohnehin nur eine Handvoll Lauterer Fans angereist, was ich durchaus nachvollziehen kann und außer mir liefen da nur vereinzelte rote Schals im restlichen Stadion außerhalb des Lauterer Fanblocks herum. Die kann man wirklich vernachlässigen, die sind in dem Feld blauer Schals regelrecht untergegangen.

Nach dem Elfer gegen die Lauterer wurde dann auch noch ein Mann von ihnen vom Platz gestellt noch früh in der ersten Halbzeit. Ob das gerechtfertigt war, keine Ahnung, ich hatte keine Wiederholung, die mir das gezeigt hätte. In der ersten Halbzeit waren die Lauterer einen Tic besser, das muss man sagen, sie haben in zwei drei Zügen das Mittelfeld überwunden nur der mögliche Torschütze muss Urlaub gehabt haben und zu Hause geblieben sein, denn da war nix, gar nix, kaum Torgefährlichkeit und die schnellen Angriffen versackten in der Herthaner Abwehr. Diese wiederum taten sich schwer über das Mittelfeld hinaus zu kommen. Das machten sie in der zweiten Halbzeit deutlich besser und irgendwann, das konnte man kommen sehen, rappelte das im Lauterer Kasten. Alle um mich herum jubelten, nur ich nicht. Der junge Mann neben mir, beugte sich etwas berührt zu mir herunter, tätschelte mir auf die Schulter und als ich meinte, das sei alles vollkommen in Ordnung jubelte er weiter. Wir wollen übrigens gemeinsam aufsteigen, er mit der Hertha ich mit den Lauterern und dann, dann wollen wir uns im Block C1 in der 29. Reihe, den Plätzen 17 und 18 beim Heimspiel der Hertha gegen den 1.FCK wieder treffen. Mindestens mental, weil das so oder so, mit oder ohne Aufstieg beider Mannschaften eher unwahrscheinlich sein wird. Letztendlich muss ich zugeben, dass die Hertha verdient gewonnen hat. Ist einfach so und wenn der 1.FCK aufsteigen will, dann muss er noch einige Schippen auflegen und ordentlich Dampf machen, spielerisch kann er das und nur hinten, ganz hinten am Abschluß da fehlt das noch richtig heftig. Die Hertha hat die Tabellenspitze erobert und ich sehe sie wieder oben im Oberhaus spielen, aber wenn sie das tut, dann muss auch die alte Dame noch einiges tun, um dann dort länger bleiben zu können. So reicht das noch nicht.

Als Fan des 1.FCK war ich inmitten der Hertha-Fans sehr gut aufgehoben und habe mich regelrecht behütet gefühlt. Ich wünsche mir und allen anderen auch, dass das immer so ist, dass immer alle so easy miteinander umgehen können, im Stadion und außerhalb dessen. Ich habe mich wohl gefühlt dort in mitten der Fans von Hertha mit meinen beiden Schals und als Fan vom 1. FCK. Auch wenn ich heute jeden meiner Knochen spüre, man wird halt älter und kann das mit der elenden Kälte nicht mehr so gut ab, so kann ich jedem nur empfehlen sich mal ein Spiel im Stadion anzuschauen, sich dieser Atmosphäre auszusetzen, einzutauchen in dieses Geschehen, den Alltag einfach mal vergessen. Das gehört dazu wie, nun kommt ein Insider, Dienstage auch dazu gehören: Laßt es Euch gut gehen.

 

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