Freitag oder Ende der Woche
Da geht nicht viel heute, denkst du, während dein erster Fuß aus dem Bett heraus den Boden erreicht. Es ist kein Freitag, der 13., kein Vollmond, aber es ist eben Freitag und eine arbeitsreiche Woche voller Emotionen liegt hinter dir. Du bist müde, hast keine Lust aufzustehen und wirst es doch tun, da eine alte Frau, die nicht mehr wirklich weiß, dass sie bei ihren Kindern lebt, sehnsüchtig auf ihr Frühstück wartet. Dann steht da noch der Hund vor dir, der dringend mal muss und dein türkischer Bäcker wartet mit seinen Brötchen.
Du wirst nach dem Frühstück deine Mails checken, gucken ob etwas an deiner Pinnwand bei Facebook steht, Xing eine neue Nachricht bereit hält und landest dann bei Twitter, wo wie jeden Freitag fleissig #ffs verteilt werden. Du landest zuerst beim fiftyfiftyblog und Jens erzählt dir logisch und schlüssig, du sollst heute, antizyklisch zu den Sternen, deine Füße hochlegen und Arbeit halt Arbeit sein lassen. Es ist Freitag, alles wie immer, wie die ganze Woche schon.
Dennoch ist es nicht wie immer. Es fühlt sich anders an heute. Emotional hat es mich diese Woche richtig geschüttelt, positiv geschüttelt. Lohn meiner Arbeit, nicht in Cash, aber in wohltuenden Worten von Menschen, die das was sie tun aus Überzeugung tun. Ehrliche Worte, geradeheraus. Ich weiß, dass ich stets einfache Formulierungen wähle und meine Liebe zu langen Sätzen von meiner Tochter gnadenlos abgewürgt wird. Warum soll ich in einer komplizierten Sprache schreiben, wo dann später in einer Schule die Schüler damit gequält werden, heraus zu finden, was der Autor denn wohl gemeint haben will und weil der Lehrer anderer Meinung ist, wahrscheinlich liegt auch er falsch, hat der arme Schüler seine bestens untermauerte Arbeit auch noch versemmelt. Ich weiß wovon ich rede, habe zwei Töchter bis zum deren Abitur begleitet und habe selbst sehr spät, im Jahr 2001 zeitgleich mit meiner ältesten Tochter, mein Abitur gemacht und ich erinnere mich, dass im Vorkurs, den man mir ob meines vorangeschrittenen Alters empfohlen hat, die Deutschlehrerin davon schwärmte, dass das Dach eines Fischerschuppens am Wasserstehend, mit schillernden Ziegeln gedeckt ist, die blau schimmernd in der Sonne liegen. (Ha, das war jetzt ein langer Satz) „Nö, ist nicht mit blauschimmernd und Ziegeln und in der Sonne.“, hab ich gesagt, worauf mich die gute Frau fassungslos angeguckt hat „wenn im Text steht, dass es ein schwarzes teergedecktes Haus ist, dann …“. Oder? Immerhin saß sie da und lachte über sich selbst. Bei meiner letzten Deutschlehrerin war ich unten durch als ich dann mal fragte, ob die deutsche Literatur denn nix Lustiges, Fröhliches auf Lager hätte. Lachen denn deutsche Literaten nie, oder schreiben die diese schwer getragenen Stücke deshalb, weil sie genau wissen, dass damit irgendwann, wahrscheinlich wie sie selbst, Schüler gequält werden. Nun diese Diskussion war nicht sehr ertragreich, ich konnte fortan schreiben was ich wollte, ich kam auf keinen grünen Zweig mehr bei ihr, zumal ich das ausgesuchte Werk dann auch noch verrissen habe. Geschafft habe ich mein Abitur dann doch, auch wenn Deutsch zu meinen Prüfungsfächern gehörte. Ein Graus, niemals nicht will ich in einer Schule landen und von unwissenden Lehrern analysiert werden, damit die Schüler sich ja keine eigene Meinung bilden mögen. Übrigens war es als späte Schülerin eine tolle Zeit für mich, die ich sehr genossen habe. Ein klein wenig kam ich mir schon wie Pfeiffer mit „3f“ aus der Feuerzangenbowle vor. Man lässt sich einfach nicht mehr vorführen in diesem Alter.
Es war diese Woche irgendwie anders, bei Xing hatte ich kleine Diskussion über den Büchermarkt angestoßen, die sehr informativ war und das bestätigt hat, was ich im Grunde schon wusste. Keine Überraschung also, aber dennoch erschreckend oder soll ich sagen eher abschreckend? Nein so weit will ich dann doch nicht gehen. Aus der Diskussion und den Zeitungsartikeln ist klar zu erkennen, dass der Leser, der allerletzte ist, der ein Buch zum Bestseller werden lassen kann, das bestimmen andere dadurch, dass sie den Leser in dem Moment zu dem Buch hin manipulieren, dass man auf Platz 1 gerne haben möchte, da er die Buchhandlung betritt. Ich schließe mich da nicht aus. Bislang jedenfalls, werde das aber zu ändern wissen.
In den letzten Tagen begegnete ich einer Twitterin, die ihre Entscheidung ein Buch zu lesen oder nicht, allein vom Erscheinungsdatum abhängig macht. Da sie die zu lesenden Bücher alle geschenkt bekommt, könnte es ihr wurscht sein aus welchem Jahr sie sind. Ich bin mir sicher, dass ihr durch diese Art der Auswahl, neben „Gänseblümchen“ und „Das Rosenspiel“, so manches gute Buch durch die Lappen geht. Klingt nicht nach eigener, freier Auswahl.
Es gibt aber auch die freien, unabhängigen, leidenschaftlichen Leser und Leserinnen, die ein Buch in die Hand nehmen, egal wann dieses erschienen ist und von wem geschrieben, lesen es, werden eins mit ihm oder auch nicht und schreiben dann darüber, leidenschaftlich, authentisch, ohne eine Beeinflussung von irgendjemanden zuzulassen. Diese Menschen muss es geben, egal ob sie Bücher lesen, in der Politik im Hintergrund stehen, in den Firmen das Frühstück bringen. Sie sind alle wichtig. Über sie habe ich gestern hier berichtet.
Nun es ist Freitag und ich überlege gerade, ich werde Arbeit nun doch Arbeit sein lassen und somit Jens Rat folgen.
und der vollmond ist morgen am samstag. der hat mich heute nacht bzw. morgen angesehen aus einem sternklaren nachthimmel. sehr schön
aber irgendwie habe ich auch ausser dem absolut notwendigen nichts vor die füsse bekommen.
Wie nun? Du bist genauso betröpelt wie ich heute Morgen aufgestanden? Noch müde, etwas unmotiviert und einzige die Pflichten haben Dich getrieben? Vollmond. das war früher unser Schreckgespenst, war doch eine meiner Töchter wirklich mondsüchtig, ist irgendwo rumgelaufen, under Treppen gelegen. Wir haben diesem Spuk immer ein Ende gemacht und sie mit in unser Bett genommen, wo sie dann über zwei drei Tage, bis sie wieder ruhig geschlafen hat, ihr kreiselartiges Unwesen trieb. Heute ist das alles in Ordnung und hat sie wie Andreas‘ Neurologe Ulli vorausgesagt hat ausgewachsen.