Freunde
Draußen scheint endlich die Sonne, der Tag ist hell, der Himmel blau und ich habe sentimentale Gedanken. Vielleicht liegt das daran, dass wir die Sonne wie eine alte Freundin begrüßt haben. Ein wenig sauer waren wir, weil sie sich lange nicht gemeldet hatte, aber das war dann vergessen als sie da war und wir sind glücklich, dass sie da ist. So ist das mit einer Freundschaft auch, manchmal hat sie ihren Ursprung im Sandkasten, überdauert die Sturm- und Drangzeit, liegt gelegentlich auch mal brach um dann wie Phönix aus der Asche wieder aufzusteigen. Manchmal entstehen Freundschaften dann, wenn man gar nicht damit rechnet.
Ich weiß nicht was für Euch Freundschaft ist. Ich habe das für mich ziemlich klar definiert, im Laufe der Jahre verfeinert, toleranter behandelt, ab und zu gegeben. Freundschaft ist für mich sehr wertvoll, ist das die kleine Schwester der Liebe. Sie stellt keine Bedingungen, ist ein unerschöpfliches Faß, weil Geben und Nehmen es niemals leer werden lassen. Freundschaft gibt es zwischen Frauen und Männern, zwischen Mann und Frau. Gelegentlich wird aus einer vergangenen Liebe eine lebenslange Freundschaft, auch das passiert, dann beginnt sie später als Sandkasten, kann aber genauso intensiv sein. Gelegentlich erkenn man aber auch sehr spät wer Freund, aber auch wer Feind ist. Letzteren möchte ich heute gerne ignorieren.
Freundschaft bedeutet für mich da zu sein, wenn nötig, im Hintergrund zu stehen, wenn erforderlich um dann, wenn gebraucht wieder da zu sein. Freundschaft erfordert kein „Danke“, auch wenn es gut tut es zu hören, weil es selbstverständlich ist für den Freund, die Freundin da zu sein. Aber man muss auch wissen, wann es an der Zeit ist in den Hintergrund zu treten, aber dennoch da zu sein. Freundschaft muss man hegen und pflegen, wie eine Zimmerlinde, eine Primel, eine Rose. Manchmal geht eine davon ein, einfach so. Dann lässt sich das nicht ändern, auch wenn das schmerzhaft ist.
Ich kenne aus meiner näheren Umgebung zwei junge Frauen, die sich seit nun fast zwanzig Jahren kennen, im nicht mehr ganz Kindergartenalter kennen gelernt haben und seit dem zarten Alter von ungefähr elf und dreizehn Jahren, oder war es zehn und zwölf Jahre? Was spielt das für eine Rolle ob eins mehr oder weniger, wichtig ist, dass ich eine solche Freundschaft noch nie zuvor erlebt habe, sie als Zaungast hin und wieder hautnah erleben darf. Das sind zwei vollkommen unterschiedliche Frauen, die sich aber genau in den wichtigen Punkten die ihre Freundschaft ausmacht einig sind. Sie sind gemeinsam durch einige Höhen und Tiefen ihres noch jungen Lebens gegangen, gemeinsam, gelegentlich über räumliche Distanz getrennt, aber auch dann irgendwie vereint. Ich kenne beide sehr gut, habe einiges aus der Nähe erlebt, kann mich aber nicht daran erinnern, dass sie sich mal so richtig gestritten haben, dass die Fetzen fliegen. Das muss Mensch im Grunde auch nicht haben. Ist es das, was man Seelenverwandtschaft nennt? Ich denke es kommt dem zumindest ganz nahe. Ich finde das unglaublich, bewundere und beneide das manchmal auch ein klein wenig, aber ich gönne es den beiden, deren Partner sich obendrein auch noch verstehen. Das ist irgendwie ein vierblättriges Kleeblatt geworden. Das passt, das ist eine Freundschaft fürs Leben.
Meine Freundschaften sind da etwas anders. Sie sind in sich, was in der Natur der Sache liegt älter, nicht unbedingt reifer, aber eben anders, haben altersmäßig sehr viel später begonnen, müssen deswegen nicht weniger intensiv sein. Sie sind unterschiedlich, vielleicht nicht mehr so ausgelassen, das kommt dann vielleicht wieder, wenn wir uns gemeinsam rückwärts entwickeln. Wer weiß das schon? Meine Freunde sind mit sehr wichtig und für einige würde ich durchs Feuer gehen, ohne mich dabei zu verbrennen.
Mit Figuren von meinem Oma Becker Blog hat Sylvia Wolgast das Shirt für lebenslange Freundschaft entworfen:
Ich wünsche Euch in unserer schnellen Zeit, in der Unmengen an Daten hin- und hergeschoben werden, Freunde mit denen ihr gerne Eure Zeit verbringt, mit denen ihr Pferde stehlen wollt, es gelegentlich auch tut, mit denen ihr über die Stränge schlagen wollt und das auch tut. Ich wünsche Euch Freunde, die für Euch da sind, wenn ihr gefallen seid und Euch die Hand reichen, damit ihr leichter wieder aufstehen könnt. Ich wünsche Euch Freunde, mit denen ihr lachen und feiern, aber auch gemeinsam weinen könnt, wenn es einfach so ist. Ich wünsche Euch Freunde mit denen ihr tolle Zeiten habt und die Welt um Euch vergessen könnt: Laßt es Euch gut gehen.