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Geschenk

Vorgestern und gestern habe ich, angeregt durch Jens, der ein Bild bei sich eingestellt hat, das er in Nizza aufgenommen hatte, nach Bildern gesucht, die ich in Nizza aufgenommen habe. Wie das so ist: Ich dachte, Nizza, Nizza, da war ich mit meinen Töchter vor zehn Jahren gewesen. Wir machten damals Urlaub in Italien und fuhren von dort aus über Monaco nach Nizza. Die Krönung des Tages waren diese wunderbaren Austern, die besten, die ich je gegessen habe. Bilder sind bei uns auf einer externen Festplatte, sortiert nach Jahr und manchmal auch Thema.

Sie ist so praktisch, diese digitale Bilderwelt. Das geht schnell: externe FP an den PC und dann kann das auch schon losgehen. Nun, ich hätte durchaus gestern zu tun gehabt, aber ich blieb bei den Bildern hängen. Klicke mich durch, schaute mir dies Bild und das Bild an, erinnerte mich dunkel, dass wir da oder dort gewesen sind. Ich kann mich dunkel erinnern, dass wir eine Picasso-Ausstellung besucht haben, aber beim besten Willen weiß ich nicht mehr genau wo das gewesen war. Man sollte sich doch mehr aufschreiben, denn so sehr man sich das auch wünscht manchmal spielt die Erinnerung „Ätsche-bätsche!“ und bleibt einfach weg. Vielleicht erinnern sich die Kinder noch daran wo genau diese Ausstellung war.

Ich habe mir noch andere Ordner mit Bildern angeschaut, der letzte Urlaub  in den USA, dort John’s Pass und verflixt ich habe ein wenig gebraucht, bis der Name gegenwärtig war. Mini Golf, mit Becken in denen echte Krokodile schwammen. Regen, der auf das Fenster prasselte, so dass die Sicht stark eingeschränkt war. Wunderschöne Erinnerungen. Dann irgendwann kam ich an einen Ordner, ohne Namen, einfach nur ein Datum. Angeklickt, der erste Blick und mir war klar, dass diese Bilder eine unserer Töchter gemacht hat. In diesen Ordnern verweile ich nicht, denn das sind ihre Bilder, ihre eigenen Erinnerungen, die sie mit Freundinnen teilen und nicht mit mir. Das ist gut so.

Dennoch mein geübtes Auge blieb an einem Bild hängen. Das ist Andreas, mein Sternenkind. Natürlich kann ich nicht anders als dieses Bild anzuklicken. Was ich nicht erkannt habe war, dass es ein kleines Video ist. Also ich klicke, das Video geht auf und ich sehe nicht nur meinen Sohn, sondern ich höre ihn auch. Gänsehautfeeling pur, ganz stark. Keine Tränen, nach all den Jahren ist die Trauer immer noch da, der Schmerz aber ist ein anderer, er ist heute besser auszuhalten. Vergehen wird beides nie, weder die Trauer noch der Schmerz, das erwarte ich auch nicht, denn mit beidem habe ich inzwischen gelernt zu leben.

Diese Videosequenz habe ich nur deswegen gefunden, weil ich nach Bildern von Nizza gesucht habe, eine Weile bei den Bildern geblieben bin. Ich bin froh diese kleine Reise in die Vergangenheit unternommen zu haben, denn ohne sie hätte ich diese Videosequenz nicht gefunden. Mein schönstes Geschenk in diesem Jahr, eins das mich unendlich reich und glücklich macht. Was brauche ich mehr?  

 

1 Kommentar zu „Geschenk“

  • Raoul says:

    Was für eine schöne Geschichte und ein Bidl von Jens als Initiator dessen. So kann das Netz auch Gedanken und Gefühle verbreiten.

    Liebe Grüße, Raoul

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