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Glück, Pech, Zufriedenheit

Ein sehr weise Frau sagte einmal zu mir: Wenn du gerade kein Glück hast, hast du dann Pech? Wenn Glück ein Moment ist und Pech auch nur ein Augenblick, was liegt dann dazwischen?

Zwischen Glück und Pech liegt die Zufriedenheit, aber auch die Unzufriedenheit. Autoren schreiben und wünschen sich für ihre Werke Feedback. Nur wenige kommen in den Genuss, dass ihren Werken Raum für geschriebene oder gesprochene Rezensionen in gängigen Medien gegeben wird. Wenn sie das geschafft und einen namhaften Verlag hinter sich im Rücken haben, dann haben sie dort automatisch ein Dauerabo. Ist so und ich möchte nun nicht näher darauf eingehen, weshalb es so ist. Unbekannte Autoren fallen hier immer hinten runter, auch weil es mehr unbekannte Autoren gibt, als Sendezeiten und Platz in den gedruckten Spalten der Printmedien.

Also ist es so, dass eine Vielzahl von Autoren für ihre Werke Rezensenten suchen, Menschen, die bei Amazon und in ihren Blogs die Werke bewerten, über sie schreiben. Oftmals verschleudern sie geradezu ihre Werke, die häufig nicht besser und nicht schlechter sind, als die der namhaften Kollegen, die das Glück hatten im richtigen Moment den richtigen Menschen zu begegnen, um Bewertungen zu bekommen. Sie schreiben, neben ihrem Beruf, ihrer Familie, mit dem gleichen Enthusiasmus wie die berühmten Kollegen. Inzwischen, so habe ich da Gefühl, gibt es drei Mal mehr Autoren als Leser.

Was hat das mit Glück, Unglück, Zufriedenheit oder Unzufriedenheit zu tun? Ich hatte das Glück für mein Buch „Gänseblümchen“ einen Verlag zu finden, der es verlegt hat. Ich hatte da Glück, dass über das „Gänseblümchen“ in verschiedenen Printmedien berichtet wurde. Ich hatte das Glück, dass ich für meinen Roman „Das Rosenspiel“ einen Verlag gefunden hatte. Hatte das Glück, dass der Stoff, der Grundgedanke des Romans, verfilmt worden war, ich hatte das Pech, dass der Verlag Insolvenz anmelden musste. Ich hatte da Glück, dass über das „Gänseblümchen“ in verschiedenen Printmedien berichtet wurde. Ich habe das Glück, dass das Rosenspiel seinen Lesern gefällt. Da sind die Eckdaten des Glücks und auch des Pechs.

Inzwischen habe ich einen Punkt erreicht, der in dem Dazwischen liegt. Ich beginne mit der Unzufriedenheit. Ich bin heute nicht unterwegs mein Buch, die Biografie über mein Leben mit meinem an einem Dravet Syndrom erkrankten und daran verstorbenen Sohn wie Sauerbier anzubieten, sondern ich versuche immer und immer wieder auch mal mit Redaktionen zu kontakten, nicht um das Buch zu verkaufen, das wäre dann ein Sekundareffekt, sondern um auf das Syndrom aufmerksam zu machen, diese miese Krankheit mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Inzwischen ist Wigald Boning Schirmherr des Dravet e.V.s und ich könnte mir vorstellen, dass „Gänseblümchen“ für eine gemeinsame Lesung sehr gut wäre, da das Buch nicht von Traurigkeit geschrieben wurde, sondern mit all meiner Liebe zu meinem Sohn, die ich immer noch fühle. Dass ich immer wieder aktiv bin, Versuche bei Redaktionen starte, das erfüllt mich mit Zufriedenheit, unzufrieden bin ich darüber, dass das nicht so läuft, wie ich das für die Dravetler gerne hätte. Zufriedenheit erfüllt mich auch, da ich das Buch geschrieben habe, es sehr gut gelungen ist, meine Leser mit eine Welt zu nehmen, die so ganz anders ist, das die, die sie kenne, wenn ihre Kinder gesund sind, bzw. finden sich darin die Menschen wieder, deren Kinder daran erkrankt sind.

Ich bin auch mit meinem Buch „Rosenspiel“ zufrieden, erfreue mich daran, dass ich es geschrieben habe, nicht nur begonnen habe zu schreiben, sondern es auch vollendet habe. Das gelingt nicht immer, dass man ein Manuskript beginnt und auch vollendet. Ich für mich weiß, dass es gut ist, auch das stimmt mich zufrieden. Ich brauche keine öffentlichen Rezensionen, es reicht, wenn ein Leser oder eine Leserin mir mit zwei Worten sagt, ob ihr der Roman gefallen hat oder nicht. Das wiegt für mich mehr als jede noch so wohlwollende Rezension in großen, bekannten Medien. Mehr noch freut es mich, wenn ich nach einem zweiten Teil gefragt werde, da man nur zu gerne wissen möchte wie das mit der Protagonistin weiter geht.

Es ist nicht der Moment des Glücks der bleibt, das ist ein kleiner Moment, nicht größer als das Sandkorn in der Wüste. Es ist nicht das Gefühl des Pechs, das überwiegt, auch der ist nicht größer als der des Glücks. Es ist das, was dazwischen ist, das Gefühl einer tiefen, inneren Zufriedenheit, das geschafft zu haben, was ich mir vorgenommen habe, so wie ich das gewollt habe. Zufriedenheit hängt auch sehr deutlich mit einem Selbstwertgefühl zusammen, wann man geschafft hat, was man wollte ist das für beide gut. Die Unzufriedenheit mit dem, was ich bislang nicht geschafft habe, treibt mich an voran zu gehen, es für die vielen Dravetkinder immer wieder zu versuchen, den Weg in eine breite Öffentlichkeit zu finden, um mehr Forschung zu ermöglichen, mehr Investitionen in ihre Zukunft. Unzufriedenheit darüber, dass der Verlag des Rosenspiels insovlent geworden ist, kurz nachdem er es gekauft und gedruckt hatte, weil ich nun alles im Self-made-Modus machen muss, weil das zeitintensiv ist und nix für Menschen wie mich ist, die kein Verkaufstalent haben. Aber irgendwie bekomme ich das hin, wird das auch noch werden.

Summa Summarum, die Momente des Glücks und des Pechs betrachtend, die Unzufriedenheit der Zufriedenheit gegenüber zu stellen, überwiegt meine innere Zufriedenheit über das, was ich mit meinen beiden Büchern erreicht habe. Aber all das wiederum, wäre nicht ohne meine Leser möglich, denen all Dank gehört, deren Feedback mit trägt, die mir wichtiger sind, als jeder noch so bekannte Rezensent aus Funk und von den Printmedien. Ich danke Euch mit ganzem Herzen.

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