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Ich, ja, falscher Dampfer?

Ich muss Euch mal etwas fragen, vor allem diejenigen, die sich noch an die gute, alte Zeit, so gleich nach dem Krieg und etwas später erinnern können bis nach den 68igern erinnern können. Damals also… ja … nein im Grunde weiß ich gar nicht wie ich das anfangen soll, weil es durchaus möglich sein kann, dass ich mich meine Erinnerung trügt, weil das so alles gar nicht gewesen war. Oder war das damals schon so, nur haben wir das alles nicht mitbekommen?

Es geht um die große und kleine Bestechung, den großen und den kleinen Diebstahl. Vorweg, beides, Bestechung und Diebstahl, verurteile ich und Steuerhinterziehung ist immer noch kein Kavaliersdelikt, aber darauf will ich gar nicht hinaus. Was mir so unglaublich stinkt ist diese irre Reglementierung, die wir erlebt haben und gerade erleben. Wenn man früher einem Lehrer, einer Krankenschwester auf dem Dorf etwas Gutes tun wollte, dann hat man ihm/ihr ein Produkt seines Hofes gebracht, einen Kuchen gebacken und was nicht noch alles. Sicher, der war im Vorteil, der den größten Hof hatte, aber vielleicht war genau der am geizigsten und sein Kuchen der kleinste von allen. Wer weiß das noch? Heute geht das nicht mehr. Es ist inzwischen Bestechung und seit die BILD-Zeitung den Herrn Wulff aus dem Amt gejagt hat, könnte das schwerste Invorteilnahme sein oder der Verdacht der Bestechlichkeit oder auch nicht wie in diesem Fall.

Was ich aber nicht verstehe, wenn Männer und Frauen in der Pflege, in Berufen arbeiten und dort die Wurst, der Käse zum Beispiel pro Kopf bewogen und berechnet werden und dann eine Menge in den Müll geworfen wird, weil es eben nicht gegessen wird, dann verstehe ich nicht, dass das Personal, das sich krumm und bucklig arbeitet, obendrein auch noch – auf gut Deutsch – beschissen bezahlt wird, das nicht mit nach Hause nehmen kann und darf. Es wird dadurch keinen Mehrverbrauch verursacht werden, kein Fall eintreten, der sich negativ für die Bewohner der Einrichtungen auslegen lässt, ich sehe da nichts was negative Folgen haben könnte. Statt dessen fänden Lebensmittel noch sinnvolle Verwendung, aber nööö das ist dann Diebstahl, wenn Mitarbeiter das mit nach Hause nehmen. Rechtlich, juristisch in Ordnung, aber versteht das irgendwer? Ja, ja ich weiß, ich sollte es wissen, dass meiner derzeitigen Erfahrung mit dem Finanzamt dieses dann daher kommt dieses dann sogleich daher kommt und erklären wird, dass das nun einen geldwerten Vorteil darstellt und die bekommenen Wurstscheiben, wenn es sein muss grammweise, versteuert werden müssen. Mal ehrlich: geht das noch? Einerseits haben wir eine Gesellschaft im Überfluss, müllen Lebensmittel ohne Ende, beschweren uns darüber in unzähligen Fernsehmagazinen, den Schlagzeilen der Zeitungen und wo nicht noch überall und wir haben Lohngruppen, die sich abrackern und wenig verdienen und dann erklären wir das, was an frischer Ware übrig bleibt zum Diebesgut, wenn man es nicht in den Eimer wirft. Das soll einer verstehen. War das früher auch so? War das vielleicht schon immer so, aber diese Gesetze fanden zu Zeiten des nachkrieglichen Wirtschaftswunders keine Anwendung? Oder hat man sie erst so ausgelegt, seit es einfacher geworden ist Menschen wegen Centbeträgen aus ihrem Job zu treiben, was bei wirtschaftlichen Großversagern in ebensolchen Unternehmen noch mit Abfindungen in schwindelnder Höhe belohnt wird? Um das klar zu stellen: Wir sprechen nicht von extra mehr bestelltem Käse oder Wurst, sondern von dem, was da so täglich in der Küche berechnet und aus dieser auf die Stationen geliefert und nicht von den Bewohnern verzehrt wird. Ich sehe das, wenn ich meine Mama besuche und frage mich jedes Mal wieder, ob ich im falschen Film bin, wenn ich dann höre, dass all diese frische Ware, die lecker aussieht, nicht verzehrt, nicht mal berührt wird in den Müll geworfen werden muss.

Natürlich bei Ämtern etwas abzugeben, das wäre früher nicht im Ansatz negativ ausgelegt worden aber heute? Heute können sie noch nicht mal mehr das Gänseblümchen annehmen, das man vor dem Amt vom Rasen gepflückt hat und man selbst muss aufpassen, dass man nicht eine Anzeige bekommen, wegen Diebstahls des Gänseblümchens, versuchte Bestechung und was nicht noch alles. Dieses Selbstverständnis im Umgang miteinander, ohne Argwohn, ohne Angst, dass da immer wer da ist, der – egal was es ist – falsch auslegen kann. Wer weiß das schon, wer hinter ihm steht? Aber auch hier geht das gar nicht um die eine Blume der Bestechung, sondern nur um die Anerkennung der Arbeit, der Freundlichkeit, der Höflichkeit ganz allgemein. Das geht die Bank durch, wobei die Damen und Herrn auf Ämtern eher besser bezahlt werden, als die Männer und Frauen, die kranke und alte Menschen pflegen. Bin ich so auf dem falschen Dampfer, dass ich das falsch sehe? Aber ich kann den Sinn nicht wirklich sehen, weshalb man frische Ware wegwerfen muss. Sage mir das jemand. War das früher anders, besser, normaler im Umgang?

Sagt mir eure Meinung, sagt mir, ob ich gefühlsmäßig falsch liege, wenn ich das so sehe, wie ich das sehe, nicht juristisch, denn nicht immer muss das, was juristisch einwandfrei scheint, auch gut sein. Ich will bei diesem warmen Sommerwetter die Stimmung nicht vermiesen, aber diese Frage beschäftigt mich schon eine ganze Weile, trotzdem, dennoch, gerade deswegen, aber vielleicht muss man da doch wieder ein wenig umdenken: entweder den Stundensatz ordentlich anheben und richtig viel mehr bezahlen, oder solche kleinen Zubrote erlauben, sowohl von der Seite der Arbeitgeber aus, als auch von der Seite der Juristen aus. Sage mir keine, das würde dann ja vielleicht ausgenutzt werden, von den bösen Buben und Mädchen unter dem Personal. Darauf kann ich nur antworten,  dass die Mehrzahl derer, die in diesen Berufen arbeiten, keine bösen Buben und keine bösen Mädchen sind: In diesem Sinn: Laßt es Euch gut gehen!

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