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Nun muss aber auch mal genug sein!

Europameisterschaft der Leitathleten zu Ende, EM 2012 der Fußballer zu Ende, Spanien ist Europameisterschaft. Eigentlich will ich das gar nicht, aber irgendwie treibt es mich noch ein paar Worte dazu zu schreiben. Wir hatten drei unterhaltsame Wochen zwischen den Fußballspielen, die mit mehr oder weniger Humor gewürzt waren. Inzwischen haben sich Diskussionen entwickelt, die uns als schlechte Verlierer dastehen lassen, die so unwürdig sind, dass man auf gut Deutsch gesagt das Würgen, um es dann doch etwas moderater auszudrücken bekommt. Es zeigt sich wieder: die Deutschen ein Volk von Nörglern. Oder etwa nicht?

Zu allererst geht mein Glückwunsch an die spanische Fußballnationalmannschaft. Tolle Leistung, tolles Spiel! An die Italiener: Nehmt es nicht tragisch, es ist nur ein Spiel und in vier Jahren könnt ihr das wieder gut machen.

Die Europameisterschaft war insgesamt ein langweiliges Turnier. Keine rote Karte, keine ordentlichen Fouls, kaum Elfmeter, keine Rebellion auf dem Platz gegen den Schiedsrichter. Alles zu brav, zu smart, ohne Biß und ohne wirklichen verbissenen Kampf. Ich möchte nicht, dass die Spieler sich gegenseitig verletzen, das auf keinen Fall, das darf nicht sein, aber da war doch nix, das war doch lulli, das war „piep, piep, piep wir haben uns alle lieb!“. Was massenhaft zu war, waren, die vom Schiedsrichter ungesehenen Ohrfeigen, die Ellenbogenchecks in das Genick des Gegners beim hochspringen. Gelegentlich leiden Spieler, die in Strafraumnähe kommen unter einer unerklärlichen Fallsucht anstatt den Angriff zu beenden, was eine deutlich höhere Chance beinhaltet als ein madonnenhafter Fall, auf den kaum ein Schiedsrichter noch herein fällt. Diese Nickligkeiten, die in jedem Spiel nun zu Hause sind, die sollten die Spieler wieder abschaffen, das kommt einfach nicht gut und die Fallsucht in Strafraumnähe sollten sie behandeln lassen. Ansonsten war diese EM auf dem Platz einfach zu brav, die Spiele mit sehr wenigen Ausnahmen, vielleicht, nein höchstens drei Spiele, langweilig, stinklangweilig, wie man bei uns zu Hause in der Pfalz sagt.

Nun kommen ein paar Politiker daher und fordern, dass die Jungs die Nationalhymne laut mitsingen. Lasst das, das ist bescheuert, entweder tun sie das aus freien Stücken oder nicht, oder beschert uns eine flottere, die man gut mitsingen, vielleicht auch noch im Rhythmus dazu beklatschen kann. Die Männer stehen dann auf dem Rasen wie ein Gospelchor, einzig die weißen Gewänder fehlen. Mir ist ein ehrliches Schweigen lieber, wie ein gespielter, mit zusammengepetzten, geschlossenen Augen, falsch und unehrlich heraus gepreßter Möchtegerngesang. Singt ihr eigentlich alle mit, wenn unsere Hymne erklingt? Zu Hause? Oder in der Kneipe? Da bestimmt, damit es jeder sehen kann, vielleicht ist da ja auch ein Wähler dabei. Ich bin überzeugt davon, dass nicht jeder unserer Politiker unsere Hymne kennt.

Ich habe es in meinem Blog glaube ich schon mal über die ewigen Besserwisser geschrieben, die sich sicher sind, dass wir mit anderer Mannschaftsaufstellung sicher gewonnen hätten. Gut das könnte sein, aber wir wissen das nicht, es zu behaupten ist dumm. Die beiden Toren waren durch simple doofe Fehler entstanden. Fehler muss man machen, ein Leben ohne Fehler wäre genauso langweilig wie die meisten Spiele bei der EM gewesen waren. Es ist erstaunlich wer sich zur Zeit gerade alles zu Wort meldet und meint es besser gewusst zu haben. Ja ja ja ihr alle seid die besten Trainer, die das Land je hatte und auf die wir sehr gerne verzichten. Mit anderen Worten: haltet die Klappe, behaltet Eure Weisheiten für Euch. Ich finde das auch sehr erstaunlich wie schnell die Befürworter, die Sympathisanten der Mannschaft ihr Fähnlein gedreht haben und zu den größten Kritikern geworden sind, angestachelt durch sinnlose Fragen einzelner Moderatoren und Journalisten. Keiner von all denen hatte ein Wort des Trostes für die Mannschaft. Sie, die Jungs waren es, die das Spiel verloren haben und die auch Trost brauchen und nicht nur dummes Gequatsche. Sie brauchen aufmunternde Worte, auch wenn die meisten von ihnen von heute auf morgen die Fußballschuhe an den Nagel hängen könnten.

Herr Löw, Sie haben einen guten Job gemacht und ich hoffe sie machen den auch weiterhin. Lesen Sie bitte keine Zeitungen, schauen keine Sportsendungen oder Talkshows. Fahren Sie, sofern sie dies noch nicht gemacht haben, in Urlaub, erholen Sie sich, überlegen Sie woran es gelegen hat, dass es daneben gegangen ist. Vielleicht eine Kombination aus einer Fehlentscheidung und fehlendem Biß, weil alle sich lieb haben sollten. Ich weiß es genauso wenig wie die anderen 79 Millionen 999 998, anderen Trainer, Sie und mich ausgenommen, dieses Landes. Sie werden das am Ende wissen und wenn Sie sich dann stellen wollen in Ordnung und wenn sie den Schwamm drüber wischen und neu anfangen wollen auch gut.  Nach der EM ist vor der WM und man kann den Spaniern nicht zumuten den WM-Titel 2014 feiern zu müssen, oder?

Damit sollte die EM abgehakt, erledigt sein. Ich wünsche den Jungs einen tollen Urlaub und gute Erholung. Das wünsche ich Euch übrigens auch, wo immer ihr auch seid: Laßt es Euch gut gehen!

 

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