Prisoners
Ich war Freitag im Kino, habe mir dort den Film „Prisoners“ angeschaut. Das ist kein Actionthriller, wer das erwartet ist hier am falschen Platz, sozusagen im falschen Film. Es ist vielmehr ein Kriminalfilm. Der Film lebt sowohl von der Geschichte, als auch von den Charakteren, die durch die Schauspieler richtig gut dargestellt wurden und er lebt auch von einer tristen Umgebung, wie wir sie im Herbst/Winter auch kennen. Da will man eigentlich nicht leben. Es ist aber auch ein Film in dem man die Handlungsweise eines jeden einzelnen nachempfinden kann.
Thanks giving, USA hinterstes Dorf am Rande einer Stadt, eine Straße, mitten im Wald, ein paar Häuser rechts und links. Mehr nicht. Ein grauer Tag, es ist regnerisch, nasskalt. Zwei Familien verschiedener Hautfarbe, was aber überhaupt keine Rolle spielt, auch wenn man das zuerst gerne annehmen würde. Die Familien, jeweils Mutter und Vater, ältere Kinder und mit einigem Abstand zwei jüngere Mädchen, sind miteinander befreundet, feiern gemeinsam Thanks Giving. Nach einem fulminanten Mahl, an dem der Zuschauer nicht teilnehmen darf, was er aber an dem benutzten Geschirr auf dem Tisch, an dem gebrauchten Geschirr in der Küche erahnen kann, verschwinden die beiden Mädchen beider Familien. Sie wollten in das Haus der Donners gehen um dort die Trillerpfeife zu suchen, die beiden älteren sollten sie begleiten, was in sich schon Unheil ankündigt, dennoch gehen sie alleine und kehren von dort nicht mehr zurück.
Die Suche nach den Kindern bleibt erfolglos. Das ist in sich schon ein Gefühl von Panik, was ich mir als Mutter immer nur ungern vorstellen wollte. Schnell wird klar, dass das Wohnmobil, das zuvor in der Straße gesehen worden war, eine Rolle spielt. Sein Fahrer, soll ein junger Mann gewesen sein, dessen intellektuelle Fähigkeiten nicht über die eines zehnjährigen Jungen hinausgehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er das Mobil gefahren hat, ist gering, zumal er, als er auf dem Parkplatz einer Tankstelle von der Polizei gestellt wird, das Mobil geradeaus an einen Baum fährt. Er wird festgenommen und muss wieder frei gelassen werden, weil ihm nichts nachgewiesen werden konnte. Seiner Tante, bei der er seit dem Unfalltod seiner Eltern lebt, holt ihn bei der Polizei ab.
Nun kommen die verschiedenen Handlungsweisen zum Tragen: Der ermittelnde Beamte (Jake Gyllenhaal), geht seinen gesetzlich vorgeschriebenen Weg, der Vater (Hugh Jackman) eines der entführten Mädchen als Gegenpart hierzu auf illegalen Wegen, der jede Grenze zur Selbstjustiz überschritten hat, dazwischen alles, was man sich vorstellen kann: ein überforderter Bruder, der, fast erwachsen, auf seine Mutter aufpassen soll, die nur noch mit Beruhigungsmitteln leben kann, ihre Zeit meist im Bett verbringt, der andere Vater wird gezwungen zu handeln wie er nicht handeln will, wohl wissend, dass dieser Weg nicht der richtige ist, eine Mutter, die diesen Weg ein kleines Stück mitgeht, ein Junge, der misshandelt und gequält nicht weiß wie ihm geschieht, ein anderer junger Mann, der auftaucht und auf falsche Wege führen soll. Das Ende bringt keine große Überraschung, das Handlungsmotiv ist nicht überzeugend.
Ich finde diesen Film sehenswert, weil hier alle Facetten menschlichen Denkens und Handels gezeigt werden, zwischen Illegalität und Gesetz, zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Handeln und Unfähigkeit zu handeln. Die geniale schauspielerische Leistung von Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal finde ich absolute Spitze. Mir sagte mal ein Regisseur als wir über einen Stoff sprachen, so viele Begebenheiten auf einen Schlag kann es gar nicht geben. Dieser Film beweist das Gegenteil, das ist Murphys Gesetz, absolut, weil sie viel falsch läuft, eigentlich alles was falsch laufen kann im Leben, läuft hier verkehrt und das macht den Reiz des Filmes aus. Ich stufe den Film für diejenigen, die einen guten Kriminalfilm sehen wollen als richtig gut gemacht und sehenswert ein.
Es kommt nun die Zeit der Abende auf der Couch, mit einem Glas Wein, etwas zu knabbern, einem guten Film, einem guten Buch. Dieser Film gehört ganz sicher zu jenen, die man sich ausleihen sollte. Langsam aber sicher wird es etwas frischer, so rundherum, wir waren nach den Temperaturen der letzten Woche schon richtig verwöhnt, so hätte es weitgehen können, aber nö es muss wieder kälter werden. Dennoch kann man rausgehen, das schadet nicht, wir sind ja nicht aus Zucker: Laßt es Euch gut gehen!