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Rentnerfernsehen Teil II

Bleiben wir beim Rentnerfernsehen, mal ehrlich, ganz ehrlich, ich frage um zu erfahren, ob ich richtig oder falsch ticke, wobei ich mich gelegentlich von meiner Meinung nicht abbringen lasse und schon gar nicht in diesen Fällen. Es geht um Auszeichnungen und die Fernsehübertragungen hierzu. Ist spannend zuzuschauen wir drei Kandidaten auf die Auszeichnung vorgestellt werden, aber klar ist, dass zwei davon die Verlierer sein werden? Ist die Ausstrahlung  von der Verleihung „Die Goldene Kamera“, „Bambi“  spannend oder nicht?

Gestern habe ich gelesen, dass die Zuschauerzahl für die Ausstrahlung der Überreichung der Goldenen Kamera um 1,25 Millionen gesunken ist und lediglich 3,98 Millionen Zuschauer dem Spektakel gefolgt sind. Die Verleihung des Bambis im November sahen nur „mickrige 2,61 Mio“ wie kress.de gestern geschrieben hat. Damit verschwindet die Übertragungen solcher Preisverleihungen in der Bedeutungslosigkeit. Jede andere Sendung würde auf diesem Weg irgendwann dem Rotstift zum Opfer fallen. Ob wir das noch erleben? Immerhin ist das eine Sendung des ZDF und es ist durch unseren Beitrag finanziert und scheinbar  von uns nicht mehr gewollt.  Die Generation meiner Mutter guckt das, aber warum nur? Weil es sich dabei angenehm schlafen lässt.

Ich gratuliere allen Preisträgern von Herzen, gönne es jedem. Aber da wird ein Preis ausgelobt, entschieden wird teils von Fachjury, teils vom Publikum und noch bevor die Kandidaten dort erfahren, wer den Preis bekommen wird, wissen wir es schon längst, weil es durch die Medien gegangen und die Sendung eine Aufzeichnung ist, obwohl oben links in der Ecke des Fernsehers „live“ geschrieben steht. So wird die Freude des Gewinners für den Zuschauer zur Farce und sorgt für Langeweile. Sollten drei Kandidaten zur Wahl gestanden haben, dann muss man mit den Verlierern Mitleid haben, sitzen diese wie Schlachtvieh auf dem Präsentierteller, müssen sie nach Bekanntgabe gute Miene zum bösen Spiel machen. Das ist so was von unfair. Das ist so fies von den Machern, von den Veranstaltern. Das ist bei der Verleihung des Oskars nicht anders. Ich würde, wenn eingeladen, zu einer solchen Veranstaltung nur dann gehen, wenn ich nicht nominiert wäre. Das würde ich mir nicht geben, da gewinnt eine Konkurrentin, die ich absolut nicht leiden kann, der ich am liebsten die Augen auskratzen würde und die im Grunde mir nicht das Wasser reichen kann, genau den Preis. Es wäre noch erträglich, ginge der Preis an eine Freundin. Erzähle mir aber bitte niemand, dass das bei den Kerlen anders ist. Kommt Leute, was ist das? Sklavenmarkt? Betrachtung der angebotenen Ware. Nein, das kann nicht sein, das darf es nicht geben.

Kommen wir zu der Sendung selbst. Auch ein gut gelaunter, vielseitiger Harpe Kerkeling kann über die Langeweile einer solchen Sendung nicht hinweg helfen. Seid doch mal ehrlich, das, was die Laudatoren und Laudatorinnen da erzählen, das könnte man doch auch in der Zeitung nachlesen. Oder noch einfacher, man könnte einfach die Gewinner bekannt geben und dann ist gut. Aber muss man wirklich gut gestylten Leuten zugucken wie sie Beifall klatschen, muss man den Verlieren ins Gesicht gucken und den Worten der gerührten Gewinner lauschen? Nein, nicht wirklich. Habe ich auch nicht gemacht, ich habe reingeschaut, doch, das habe ich, habe mir die wirklich gute Laudatio auf Sigourney Weaver angehört, ich hätte sie auch gelesen und ihren deutsch/englischen Mischmasch danach auch noch, habe das Lied von Unheilig gehört, aber das war es dann auch. Ich bin dann gegangen und habe mich geärgert wer für diese Ausstrahlung alles daran verdient – auf Kosten von uns allen. Solche Sendungen sind Muster ohne Wert. Hansi Hinterseer schaffte bei der ARD 4 Millionen Zuschauer und es war seine letzte Sendung gewesen, er wurde abserviert. Die werberelevanten Zuschauer von 14 – 49 Jahren sahen in der Hauptsache Sendungen bei SAT1, RTL usw.

Eben wird mir klar weshalb SAT1 mit SAT1 Gold einen Rentnerkanal eingerichtet hat: Man möchte in direkte Konkurrenz zu ARD und ZDF treten, deren Markenzeichen „Rentnerfernsehen“ mehr und mehr Bestätigung erfährt.

Ich bin mir nicht sicher, ob da etwas falsch sehe und frage mich wirklich weshalb das überhaupt aufgezeichnet und ausgestrahlt werden muss. Wirklich muss das der Zuschauer haben? Scheinbar nicht, sonst würde diese Art Programm mehr Zuschauer an den Bildschirm locken und es nicht von Jahr zu Jahr weniger werden. Ist das der Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders?  Diese Sendung hat keine Spannung, ist kein Spiel, kein Sport und ist ohne jeden kulturellen Anspruch. Sie ist schlichtweg sinnfrei. Irgendwann mal sind dann noch rund 100.000 Zuschauer, das sind dann die über Hundertjährigen, die ohne jede Werberelevanz sind, der Rest aus der Generation meiner Mutter. Ich möchte das mal so ausdrücken: Ich habe den Eindruck, dass die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten noch nie so schlecht wie in den letzten Jahren gewesen sind. Statt sich dem allgemeinen Trend zu öffnen, bleiben sie stur bei ihrem Konzept aus dem Jahre anno zwick. Nicht, dass die Tatorte nicht sozial-kritische Themen haben dürfen, nicht, dass Spielfilme mit richtig guten Themen nicht produziert und ausgestrahlt werden sollen, nicht dass man, hat man einen Beitrag in einem Magazin gesehen dieser in gefühlten hundert weiteren dann auftaucht, sondern ich meine die Anstalten müssten mal ausgefegt werden, Altes raus, Platz für Neues schaffen. So weiß ich, dass bewusst auf düstere, schwere Aufnahmen gesetzt wird, Manuskripte mit amerikanischer Aufnahmeart, die in ihrer Art heller, freundlicher sind, grundsätzlich abgelehnt werden. Da muss man sich über Zuschauerschwund einfach nicht wundern.

Ich weiß die Verleihung des Oskars wir in den USA ausgestrahlt und weltweit auch und ist nicht minder langweilig anzusehen. Vielleicht gehen die Amerika anders mit diesem Thema um als man dies hierzulande tut. Anstatt sich die Verleihung eine Preises welcher Art auch immer antut, könnte man sich mit Freunden treffen, gut essen gehen, miteinander  plaudern, oder sich im Kino einen Film anschauen, einen Spaziergang machen und danach irgendwo noch auf ein Glas Wein einkehren. Es gibt so viel, was man tun kann: Laßt es Euch gut gehen.

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