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Schiedsrichter

Da wäre ich also wieder nach meinem überraschenden Krankenhausaufenthalt.

Vor einiger Zeit habe ich einen der Bundesliga-Trainer sagen hören, dass er nicht verstehen könne wie man auf die Idee kommen kann Schiedsrichter zu werden, ackern und rackern sich ab, müssen permanent Prügel einstecken und sind grundsätzlich Schuld daran wie ein Spiel ausgeht. Wie kann man auf die Idee kommen Schiedsrichter zu werden?

Mal ehrlich Schiedsrichter? Herren oder auch Frauen über den Platz, unterstützt von rennenden Gehilfen und Gehilfinnen an der Seitenlinie, deren Entscheidungen gelegentlich vermuten lassen, dass ihnen während des Spiels mindestens eine ihrer beiden Kontaktlinsen verloren gegangen ist. Dafür, dass sie eine gewisse Fitness brauchen, sich nicht minder körperlich abrackern und dafür allenfalls eine Aufwandsentschädigung und Reisekosten bekommen. Wir haben in den Ligen keine professionellen Schiedsrichter und wenn die Zahlen richtig sind, die das Internet hierzu hergibt, dann bekommt ein Schiedsrichter für die Leitung eines Bundesligaspiels 3.800 Euro Aufwandsentschädigung, für ein Spiel in der zweiten Liga die Hälfte. Das ganze ohne Gewähr da die Zahlenwohl schon etwas älter sind. Für weibliche Schiedsrichter habe ich keine Zahlen gefunden, aber erfahrungsgemäß hinken wir Frauen da immer hinterher. Der schnöde Mammon wird hier wohl weniger der Grund sein.

Fällt mir noch Macht ein. Was hat ein Mann, der da mit einer Pfeife in seiner Hand, die er oder sie, manchmal mehr oder weniger oft an den Mund führt um mit einem schrillen, charakteristischen Pfeifton Beachtung zu erlangen. Macht über Millionen von Euro, die da über den Platz rennen – bei den Männern wohl bemerkt, wir Frauen können von deren Einkommen nur träumen. Nun hat er also diese einzigartige Macht 22 Männer oder Frauen regelrecht nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Er kann gelbe Karten ziehen und zeigen, rote zücken und Spieler des Platzes zu verweisen. Macht über Millionen, über Menschen, egal ob Stars oder Freizeitkicker.

Ich habe heute Fußball, Frauen-WM, geguckt, bin bekennender Fan unserer Mannschaften und weil ich aus Gründen der Rekonvaleszenz die Couch besetzt habe und nicht immer lesen mag. Ich habe auch die mangelhafte Schiedsrichterleistung beim nicht sehr guten Spiel der deutschen Mannschaft gegen Nigeria bewundern dürfen, allerdings dachte ich, dass es an der Größe des Bildschirms lag, dass die mehr als bescheiden war, um nicht zu sagen beschissen. Ein Beispiel von heute: da fliegt eine Torhüterin durch den Torraum, bekommt den Ball nicht zu fassen, ihre Mitspielerin denkt „Wow! Klasse den hol ich mir!“, fängt ihn locker mal auf ohne darüber nachzudenken, dass das ein Handspiel ist und was macht die Schiedsrichterin? Richtig, die pfeift NICHT! Was bitte war das? Das habe sogar ich gesehen!

Ja da kann man sich aufregen, da wird man sauer! Da regt man sich auch, da ruft man „Schiedsrichter Telefon!“ oder „Schiedsrichter raus, Kaffee ist fertig!“. Nein, ehrlich so etwas kann und darf nicht passieren. Dafür werden die Pfeifer ausgebildet und geschult und für eine solche Fehlentscheidung gibt es keine Entschuldigung.

Nach dem Spiel dann ein kleiner Blick auf die Tour de France. Man kann in diesem Zusammenhang das Wort Doping nicht mehr hören. Ein Mann wie Contador, der unter Verdacht zu dopen, der schlicht und ergreifen bei der Tour nichts zu suchen. Das vergällt das Zuschauen zu 100%. Doping. Wie naiv kann man sein, um anzunehmen, dass im Sport nicht gedopt wird? Das Problem ist das, dass die Sportler und ihre Ärzte den Kontrolleuren immer einen Schritt voraus sind. Das ist so, das muss kann man nicht anders sehen. Ich heiße das nicht gut und muss sagen entweder alle oder keiner. Was haben wir, wenn alle? Mehr Leistung, mehr Höhenflüge, aber mehr kaputte Menschen am Ende ihrer Karriere, am Ende ihrer sportlichen Laufbahn. Denn egal was immer sie reinpumpen, es wird sich rächen.

Lassen wir Doping in keiner Art und Weise zulassen, dann wir es kein höher, kein weiter, kein schneller gehen, dann haben wir enge Wettkämpfe gegeneinander ohne Rekorde. Angesichts der Schäden, die diese Mittel an den noch jungen Menschen verursachen bin ich für einen Sport, der echter Wettkampf ist ohne neue Rekorde. Mir ist die Gesundheit aller lieber als jeder unechte Rekord.

Nachher werde ich noch ein Spiel heute gucken: Martha, das brasilianische Frauenfußballwunder. Weltfußballerin und nicht nur ein Mal. Ihr erstes Spiel bei der WM habe ich verschlafen, werde das zweite nachher zu genießen wissen: auf der Couch, eingemummelt in meine Decke bis zu Nase, Beine hoch gelegt. Ich wünsche diesem Spiel vor allem eins: eine fähige Schiedsrichterin.

 

4 Kommentare zu „Schiedsrichter“

  • barbara2 says:

    oh jetzt weiss ich endlich, was das war mit der schiedsrichterin bei dem letzten deutschland spiel
    wer kümmert sich denn jetzt um deine schwiegermutter?

  • Gitta says:

    Irgendwer muss ja Schuld daran sein, wenn unsere Mädels lausig spielen, oder? Sie haben n icht so gut gespielt, das muss an dieser Stelle aber auch gesagt werden. Aber morgen ist wieder ein Spiel, da können sie ja zeigen, dass sie es besser können.
    Meine Schwiegermutter war in der Verhinderungspflege und kommt heute nach Hause. Ein wenig mulmig ist mir schon, weil ich immer noch sehr heftig schwächle, dass ich keine Ahnung habe wie ich sie aus dem Bett holen soll. Morgen kommt erst mal der Pflegedienst und dann werde ich sehen wie wir das machen, zum Glück hat meine Tochter gerade Urlaub, die Arme.

  • barbara2 says:

    dann erhol dich trotzdem gut

  • Gitta says:

    werde ich tun, danke.

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