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So ein Hundeleben

Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, in einer Zeit, als man noch auf Straßenbahnen während der Fahrt  aufspringen konnte und Kinder auf der Straße spielten. In dieser Zeit, da war ich noch klein und wir lebten alle, ähnlich einer Großfamilie beieinander, hatten meine Großeltern einen Hund angeschafft, der während des Tages als Freigänger sein Leben genoss und während der Nacht als scharfer Wachhund Dienst schob. Er war ein grauer, furchteinflößender Schnauzer von beachtlicher Größe.  Zu meinen Geschwistern und mir war er zahm und lieb, passte auf, dass uns niemand zu nahe kam. Dieser Hund hatte einige Eigenarten, an die ich mich jetzt gerade erinnere, da ich an den Hund von Freunden denken muss, der eine absolut witzige Eigenart hat. Welche? Erzähl‘ ich gleich.

Zuerst zu Seppel, so hieß unser Hund: er fuhr unglaublich gerne mit der Straßenbahn und da die Türen meist offen standen war das für ihn kein Problem, da aufzuspringen. Er fuhr dann einmal hin- und zurück, manchmal mit Umsteigen. Er stieg bei uns gegenüber, wo die Haltestelle war ein und fuhr los. Er machte das sehr schlau, denn er tat so, als gehöre er zu einem der Fahrgäste. Erst als der Schaffner den Fahrgast aufforderte, seinen Hund nicht zu vergessen, fiel auf, dass er absoluter Schwarzfahrer war. Bis das dann endgültig geklärt war, dass der Hund niemandem gehört, war die Endhaltestelle erreicht und Seppel verließ die Bahn, um dann mit der nächsten wieder nach Hause zu fahren. Er stieg manchmal auch um, kam aber immer rechtzeitig zu seinem Dienstbeginn wieder zurück. Der Hund war bekannt in der Stadt, ebenso wie meine Großeltern und meine Eltern durch ihr Unternehmen und so wurde es ihnen zugetragen, wenn Seppel bei seinen Ausflügen gesichtet wurde.

Was er nicht mochte, überhaupt nicht leiden konnte war wenn der Scherer kam, dann musste er gleich am Morgen in den Zwinger und da bleiben. Wenn dann der Scherer da war, musste mein Vater ihn ihm Zwinger einfangen, zwischen seinen Beinen einklemmen und ihm mit zwei Händen das Maul zuhalten.  Dann erst konnte der Scherer rein, seine Arbeit m sich zu beißen. Er hat sich dann ziemlich schnell beruhigt und alles war wieder gut. Kunden, die artig „Guten Tag“ sagten ließ er ein, aber nicht wieder hinaus, wenn jemand „Auf Wiedersehen“ sagte, dann versperrte er laut knurrend den Weg nach draußen. Hörte aber dann sofort auf jedes Kommando und machte den Weg frei. Heute wäre das alles nicht möglich, da gäbe das ein riesen Geschrei und Gezeter, abgesehen davon, dass der Verkehr das gar nicht mehr zulassen würde, dass ein Hund dort frei laufen würde. Ach und bevor ich es vergesse, er muss katholisch gewesen sein oder süchtig, denn er liebte es in die gegenüber liegende Kirche beim Gottesdienst zu erscheinen. Dann hieß es: „Da guckt, der Hund von der Tankstelle.“  

Er war der letzte Hund, den wir hatten, war recht alt geworden bevor er eines Tage verschwand. Wir wissen bis heute nicht wo er geblieben war, ob er sich irgendwohin zurückgezogen hat, um seinen letzten Weg zu gehen. Das war Seppel. Der Zwinger war noch eine Weile geblieben, bis die Entscheidung gefallen war, keinen weiteren Hund zu kaufen. Das war Seppel und weshalb er so hieß, das weiß ich nicht.

Nun kenne ich einen Hund, so einen kleineren, über den man gerne fällt. Ein süßer Hund, wenn ich an Seppel denke, ein harmloser Hund, stets zu Scherzen aufgelegt, mit einer Eigenart, die er vehement durchsetzt. Er, ist eigentlich eine Sie, eine hübsche Sie und am Anfang als sie noch klein war, war das mehr Haut als Hund, alles lag in Falten um sie herum, wartete darauf ausgefüllt zu werden. Das tat sie dann auch relativ schnell, entwickelte ich zu einer Schönheit. Ich sollte Frauchen mal eine rosa Schleife für sie schenken. Steht ihr bestimmt sehr gut. Kleine Hunde, sagt man, würden dazu neigen zu kläffen. Das kann man bei ihr so nicht sagen, außer, wenn es an der Tür läutet oder wenn Frauchen und Herrchen in eine Kneipe gehen.

Ich schwöre, ich habe das selbst schon erlebt, weil Herrchen und Frauchen zu unserem Freundeskreis gehören. Wir verabreden uns gelegentlich in einer Kneipe zu immer netten und entspannten Abenden, quatschen viel, essen eine Kleinigkeit oder mehr, trinken, dazu was jeder mag. Die Frauen trinken meist ein Glas Wein, sofern sie nicht mit dem Auto nach Hause fahren müssen, die Herren trinken Bier. Sie auch. Ich meine damit die Hündin auch, bekommt in der Stammkneipe ihre Portion Bier in einem Schnapsgläschen.

Nun läuft das aber nicht in aller Ruhe ab, nein, die kleine Dame setzt sich hin und lässt einen Kläffer los. Bleibt dieser ungehört, dann wird noch mal gekläfft, eine Nuance lauter. Spätestens beim dritten Kläffer, jetzt in einer nicht überhörbaren Lautstärke, kommt das Bier, wird in dem Napf mit Wasser verdünnt und umgehend und sofort gegeben. So weit so gut, der Napf ist leer, die Hündin zufrieden. Kommt das Essen auf den Tisch, so ist sie sehr aufmerksam, geht auf die kurzen Hinterbeine und legt vorsorglich das Köpfchen mit leisem Singen auf Frauchens Beine, es könnte ein Häppchen ohne Umweg in ihr kleines Schnäuzchen fallen, so ein leckeres Stück Fisch oder Fleisch. Nach dem Mahl, kehrt der Durst zurück. Da sie unter dem Tisch nicht sichtbar ist, muss sie sich auf andere Art und Weise bemerkbar machen. Sie nimmt den Napf aus Metall mit ihrem Maul hoch und pfeffert ihn mit lautem Scheppern zurück auf den Boden, was zur Folge hat, dass Frauchen panisch, um einer Wiederholung vorzubeugen, sich danach bückt, das Bier des Herrchens stibitzt, im Napf mit Wasser mischt und das Fräulein zufrieden stimmt.

So hat wie jeder Mensch auch, der Hund seine Eigenheiten und solange dieser  nicht schwankend nach Hause geht, passt das, oder aber Herrchen und Frauchen und Hundedame schwanken gleichermaßen beglückt, ob eines netten Abends gen Haustür zu.

Lasst es Euch gut gehen heute, seht das alles entspannt und locker. Morgen ist dann wieder Donnerstag, Klatschtag und ich freue mich schon darauf.

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