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Stricken, handwerken und anderes

Tapezieren, malern, hämmern, nageln, wenn es sein muss sägen, ich glaube, dass das Männer und Frauen gleich gut oder gleich schlecht können. Meine Töchter können Löcher in die Wände bohren, ich habe es noch nie versucht, bin mir aber sicher es im Notfall hinzubekommen. Dafür können Männer inzwischen nähen, kochen, bügeln. Ich finde das vollkommen in Ordnung. Warum soll eine Frau keinen Nagel in die Wand schlagen können und ein Mann nicht ein Hemd bügeln?

Handarbeiten, da fällt mir noch basteln ein, stundenlanges Schienenverlegen für die Modelleisenbahnen, Modellhäuser zusammenkleben (das habe ich auch sehr gerne gemacht) und weiß ich noch alles, während Frau strickend daneben sitzt. Stricken, handarbeiten, das war mir immer ein Gräuel. Natürlich kann einen Knopf annähen, eine Naht schließen, aber ein Gerät wie eine Nähmaschine ist mir sehr suspekt. Ich habe da meine Schwester bewundert, die irgendwann mal einen Nähkurs gemacht hat. Sticken, na ja. Stricken, das habe ich vor urgrauen Zeiten mal versucht, als es gerade „in“ war, in selbstgestrickten Pullovern herum zu laufen. Zwei rechts, zwei links, eine fallen lassen.

In dem Winter als ich mit Andreas schwanger war, habe ich mich darin versucht: stricken. Na ja, so ein Babypullover ist nicht groß, das sollte zu schaffen sein. In meiner Generation wurde in der Grundschule noch fleißig Handarbeit gelehrt und ein bißchen was sollte doch hängen geblieben sein, dachte ich. Kreuzstiche und weiß ich wie die alle hießen und noch heißen, häkeln mit und ohne Stäbchen und eben stricken. Ich war nie begeistert ob dieser Lehrstunden und immer froh, wenn dieses Übel zu Ende war. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wer die Schulstücke für mich beendet hat, aber irgendwie gab es immer eine Note *hüstel*, die ich gerne vergessen möchte.

Nun aber, damals im Winter 1979/1980 war es soweit ich begann zu stricken. Zuerst einige Pullover für das Baby. Nun Andreas konnte sich ja nicht dagegen wehren, wenn ich ihn in mein Gestricktes stopfte: die Arme zu lang, dafür die Ärmel zu eng, die Hosen, na ja da decken wir den Mantel der Nächstenliebe darüber. Ob der Ansicht meines Babys beschloß ich, das Stricken erst mal sein zu lassen. Aber was macht Frau dagegen, wenn um sie herum alle mit Nadeln klappern? So geschehen als meine älteste Tochter geboren war. Na gut, dann stricke ich halt wieder.

Nun bestrickte ich nicht nur meinen Sohn, meine Tochter, nein ich bestrickte meinen Mann und mich selbst. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Inzwischen strickte ich etwas großzügiger, mein Sohn hätte das Baby, seine Schwester, noch locker in seinen Pullover packen können, die Armlöcher des Pullunders meines Mannes endeten kurz über der Taille, meine eigenen Pullover hatten immer einen schiefen Ausdruck. Nein, nein, das war es dann wohl doch nicht. Irgendwann ließ ich die guten Stücke lautlos verschwinden.

Jahre später, es war Potters Höhenflugzeit, wollte meine Jüngste einen Schal haben, wie Hermine Granger in Harry Potter. Einen zu kaufen war nicht, weil genauso einen gab es nicht und ähnliche Exemplare kratzten schon beim Zwei-Finger-Test erbärmlich. Also mussten die Stricknadeln raus. Einmal in Fahrt, war ich dann schließlich nicht mehr zu bremsen und habe gestrickt wie eine Blöde: nicht nur einen Schal für jeden, nein es reichte dann noch zu einem weiteren. Blöd nur, dass diese Schals ein Eigenleben hatten und ständig gewachsen sind, so dass meine Kinder 5 Minuten früher aufstehen mussten, wollten sie, den Schal um ihren Hals gewickelt, das Haus verlassen.

Ich habe für mich beschlossen nie mehr zu stricken, obwohl, wenn ich dann so manche Strickanleitung lese, das fertige Objekt, natürlich von einem Profi gestrickt und einem solchen für die Kamera in Szene gesetzt, sehe, gerate ich immer wieder in Versuchung die Stricknadeln, die ich alle fein säuberlich aufgehoben habe, wieder rauszuholen. Dann aber, bevor ich das tue, gehe ich erst noch in der Küche vorbei, koche etwas Leckeres und denke über mein Vorhaben nach und komme zu dem Schluß es dann doch sein zu lassen.

3 Kommentare zu „Stricken, handwerken und anderes“

  • Hi Gitta,

    schön geschrieben. Mit dem Stricken hatte ich auch meine liebe Not – meine Mutter bekam für die Hose meines Teddys ein ausreichend. Mir wollte das Stricken einfach nicht in die Hände übergehen. Total verkrampft. Schrecklich. Meine Kinder stricken heute beide – ohne Probleme. Jim näht gerade Boxershorts mit der Nähmaschine und Zoe strickt in der Schule Socken für sich. Es sind gute Fingerübungen, die das Gehirn fordern und wichtige Verschaltungen entstehen lassen. Wahrscheinlich fehlt mir da was…

    Liebe Grüße

    Jens

  • Liebe Gitta,
    bleib einfach beim Kochen, da haben alle mehr von. Und irgendwann geht`s dann zum Golf!
    Liebe Grüße,
    Dorothea

  • Gitta says:

    Liebe Dorothea,
    wie immer hast Du Recht :-).

    Herzlich
    Gitta

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