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Tauwetter oder das Ende der weißen Pracht

Traurig sieht sie aus und grau, die weiße Pracht. Ich fand schon, dass sie sich lange in weißer Farbe tapfer geschlagen hat. Im Grunde kam sie doch gerade recht: die meisten hatten ohnehin ein paar Tage frei, die Kinder hatten Ferien, das passte doch alles. Nun aber ist genug, die Tage werden schon wieder länger und obwohl gerade erst der Januar begonnen hat, lechzen wir alle nach Wärme, Sonne und Sommer. Immer mit der Ruhe, das dauert noch.

Dabei sah es doch wirklich schön aus. In Berlin sah es sogar sehr lange sehr schön aus, weil die BSR nicht wirklich Herr der Lage war. Auf der anderen Seite wir waren doch alle immer und zu jeder Zeit darüber informiert, wann welche Schneefront in welcher Stärke gerade anrückt und sich über uns ausschütten wollte. Spätestens beim Blick aus dem Fenster, als draußen alles weiß war, musste dem letzten Verpennten klar geworden sein: „Mensch, das hat ja geschneit! Das könnte rutschig und glatt sein.“. Ich schreibe das, weil in Berlin, was den Winterdienst angeht Änderungen eingeführt worden sind, da greife ich mir an den Kopf und frage mich ob die noch normal sind. Die Jahre zuvor war es so gewesen, dass man einen Winterdienst beauftragen konnte, der dann auch versicherungsrechtlich dafür verantwortlich war, wenn er nicht rechtzeitig geräumt hat und dann jemand, der auch nach 500 m stapfen im Schnee nicht mitbekommen hat, dass es geschneit hat und glatt sein könnte, genau da gefallen ist. Das wurde geändert, dass man als Hausbesitzer das nicht übertragen kann. Wozu brauche ich dann einen Winterdienst? Die können nicht überall gleichzetig sein. Und sind die Menschen wirklich so doof und wissen nicht, dass man vorsichtig laufen sollte?

Gestern, als das angefangen hat zu tauen und sich auf dem Eis eine Wasserschicht gebildet hat, da war das schweineglatt, das war, wenn man unterwegs war, eine einzige Rutschpartie. Das in den Griff zu bekommen eine Kunst, die nur die wenigsten beherrscht haben. Aber davon abgesehen, wir haben es doch gewusst, dass es glatt werden wird und dass es so lange unter einer Wasserschicht noch Eis ist, glatt bleiben wird. Ich kann davon ein Lied singen, hat es mich im letzten Jahr aus genau diesem Grund ordentlich hingebrezelt. Mir war kaum was passiert und deshalb konnte ich später auch über mich lachen. Das Bild hätte ich gern gesehen: Ich sehr graziös und waagrecht in der Luft, verdattertes Gesicht, ungläubiger Blick bevor ich aufgeschlagen bin. Einzig erinnere ich mich an das entsetzte Gesicht einer Frau, die das gesehen und laut aufgeschrien hat. Wie das so ist, wenn man stürzt, es ist megapeinlich, man wird rot, springt, sofern das möglich ist, auf die Beine und verschwindet mit gesenktem Haupt, sich seiner Blessuren erst an heimischem Ort annehmend. Ich habe so schmerzlich gelernt worauf ich achten muss, wenn die weiße Pracht, sich zusammengepreßt zu Eis, unter einem Bad von Regenwasser versteckt.

Ich mag die extremen Wetter nicht so sehr, aber ich muss zugeben, dass es mir sehr gefallen hat zuzusehen, wenn es draußen geschneit hat. Auch bin ich nachts, wenn ich wach wurde zum Fenster, um zu sehen, ob es schneit, die Straße noch ohne Spuren ist. Es sieht einfach schön aus. Unser Hund fand das übrigens auch toll, ist mit seiner Nase unter den Schnee und losgelaufen, so dass er eine kleine weiße Haube auf derselben hatte, wenn er wieder aufgetaucht ist. Er und meiner Tochter fanden das klasse im Schnee herum zu tollen. Übrigens habe ich in Berlin noch nie so viele Schlitten gesehen. Der Nachteil und das muss ich leider zugeben war der, dass Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühle schlecht zu schieben waren.

Der Schnee ist bald vollkommen weg. Abgetaut. Die weiße Farbe ist einem schmutzigen dunkelgrau bis schwarz gewichen, Rollsplitt tut das Seine dazu. Irgendwie schade, es sah alles viel schöner aus in weiß, der Straßenlärm war gedämpft, hatte was. Aber auch wenn wir das gar nicht lesen wollen, der Winter ist noch lange nicht vorbei. Es dauert noch bis die ersten Schneeglöckchen zu sehen sind, sich ihren Weg durch die Erde nach oben ans Licht gebahnt haben. Aber sie werden kommen, dann wenn der Winter wirklich vorbei ist.

4 Kommentare zu „Tauwetter oder das Ende der weißen Pracht“

  • Mr. Rail says:

    Ja – es ist soweit und es ändert sich vieles. Mein Bordercollie Schneeflocke mutiert zur Matschflocke, seine Tricolor-Zeichnung (weiß-schwarz-braun) entwickelt sich zu reinem Uni (triefendbraun) und sein Blick trauert der weißen Pracht hinterher. Wunschwetter gibt es nicht – aber Wetterwünsche schon.

    Grüße

    Raily

  • Gitta says:

    Guten Morgen Mr. Rail,

    nun ich denke alle Hunde haben jetzt ein um einige Nuancen dunkleres Fell und nicht nur das, nein, sie tragen den Schmadder auch noch mit nach Hause.

    Wetterwünsche *seufz* wenn es danach ginge, dann hätte ich welche…

    Herzlich
    Gitta

    P.S. Liebe Grüße an Binea 🙂

  • barbara2 says:

    das mit der pflicht für hausbesitzer ist bei uns schon immer so, vermutlich weil der winterdienst eben nicht überall gleichzeitig sein kann. der nachbar hat einen. an einigen tagen war ich deutlich früher als der. immer bei schnee habe ich kehrwoche:-(

  • Gitta says:

    Das tut mir nun ehrlich leid, dass Du ausgerechnet dann Kehrwoche hast. Mir will das nicht einleuchten, dass Mensch so bescheuert ist und nicht merkt, dass es bei unter Null glatt sein könnte. Natürlich ist mir auch klar, dass im Falle eines Sturzes mit Verletzung nemand die Kosten tragen möchte, bzw. versucht diese an wen auch immer abzuwälzen. Vor allem finde ich es spaßig, wenn ich dann am Tag danach n der Zeitung Interviews mit „Gestürzten“ lese und was sind das in der Regel? Leute die auch hätten zu Hause bleiben können, weil sie längst schon in Rente sind und nur eben mal die Zeitung holen wollten. Da kann ich nur den Kopf schütteln. Ich sollte am Donnerstag zur Kontrolle nach Havelhöhe kommen. Zwischen der ersten Glätte und der zweiten snd wir dann gefahren. Das war vollkommen ohne Probleme. Danach snd wir nicht mehr aus dem Haus gegangen.

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