Wahlnachlese mit Papst
Berlin hat gewählt. Ich weiß, das war bereits vor zwei Tagen gewesen, aber ich hatte gestern einfach keine Zeit, war unterwegs und erst spät zurück. Die FDP unter 2%, heftig, hart. Die Piraten knapp 9 % deftig, aber auch hart. Protest. Aber Protest gegen was? Die Grünen haben zugelegt, noch sind sie nicht an der Macht, die SPD hat verloren, wenn auch geringfügig, aber doch. Die CDU gewonnen, aber zu gering. Und der Papst kommt.
Letzteres zuerst. Ich gehöre nicht zu der Gefolgschaft des Papstes, nicht meine Partei. Was das hier für einen Aufriß ist, das ist nicht zu glauben. Klar er ist Staatsoberhaupt des Vatikanstaates, aber muss das sein? Anwohner müssen ihre Fenster geschlossen halten, ach Mensch Leute, wenn jemand dem Mann etwas tun will, dann wird er das tun, egal ob diese Anordnung gegeben wurde oder nicht. Wie naiv seid ihr eigentlich, ihr Sicherheitsbeauftragten? Nachdem er, der Papst m Bundestag eine Rede halten wird, müssten all die Kosten, die dieser Besuch verursacht, vom Staat und nicht von Berlin getragen werden. Vergangenen Samstag hat der Papst das Wort zum Sonntag gesprochen. Wenn er in gleicher Art im Deutschen Bundestag spricht, dann befinden sich diejenigen, die dort sitzen sogleich in einem angenehmen Schlummern. Einige Parlamentarier weigern sich zu erscheinen, was sie ohnehin meist nicht tun. Zumindest belegen das die meist leeren Ränge bei Debatten, die aus dem Bundestag übertragen werden. Also weder etwas Neues, noch etwas Überraschendes.
Kommen wir zu den Wahlen. Gestern schickte mir eine sehr nette Frau Grüße in die Piratenstadt und ich habe mich dabei gefragt, ob das peinlich sein muss. Wenn ich mir die Typen angucke ja, wenn ich an die Anfangszeiten der Grünen nachdenke eher nicht. Die haben auch nicht anders angefangen, haben bei Debatten im Bundestag, auch in den Landestagen, gestrickt und kaum etwas von dem durchgesetzt, was sie durchsetzen wollten. Dass unser Land den Atomausstieg beschlossen hat, ist alles andere als ihr Verdienst, sondern, bedauerlicherweise, der des tragischen Unglücks in Japan. Heute sind die Grünen eher das, was man eine stinknormale Partei nennt, als das, was sie mal sein wollten. Natürlich können sie inzwischen einiges auf ihre Fahnen schreiben, aber ist das mehr als ein Sandkorn, das mit der Masse von einer Seite auf die andere rieselt?
Über die Piraten fallen jetzt alle her, Journalisten, „erfahrene“ Berater, Politiker, Moderatoren. Jeder möchte mal ein paar Kilometer auf diesem skurrilen Zug mitfahren, um irgendwann wieder abzuspringen. Das ist in Ordnung, aber nicht in Ordnung ist, dass Wähler einer Partei und sei es auch nur aus Protest ihre wertvolle Stimme geben.
Die SPD hat Wähler verloren, die CDU welche dazu gewonnen, nicht signifikant, eher normal. Die Grünen haben ordentlich zugelegt, scheinen noch von der Wahl in Baden Württemberg zu profitieren, obwohl es um die Grün-Rote-Landesregierung dort ziemlich still geworden ist. Oder irre ich? Frau Künast hat die Berliner Showbühne wieder verlassen und ist wieder auf Bundesebene unterwegs. Das hat sie von Anfang an ganz klar gesagt, dass sie nur als Regierende in der Berliner Politik bleiben werde. Dennoch hat die anfängliche Begeisterung der Wähler nachgelassen und wenn es zuerst noch den Anschein hatte, dass sie den Regierenden ablösen könnte, so hat sich das im Laufe des Wahlkampfes relativiert.
Die FDP, die Wahl hatte einen katastrophalen Ausgang für die Partei. Unter 2 Prozent. Mann, wer hätte das gedacht. So falsch liegt Herr Rössler nicht mit seiner Forderung Griechenland in eine geordnete Insolvenz zu schicken unter Beibehaltung des Euros. Das ist möglich, auch so die ganzen Ratings auszuhebeln. Langsam erhebt sich der Verdacht, dass die Rating nicht nach realen Daten abgegeben werden, sondern ein Land nach dem anderen in der Eurozone. Weswegen? Der Euro als einheitliche Währung war zu stark geworden und wäre sicherlich noch stärker geworden. Außerdem war er auf dem Weg den Dollar aus seiner Position als globale Zahlungswährung zu verdrängen. Zurück zur FDP. Es tut mir sehr leid, das so sagen zu müssen, aber wenn ich Herrn Westerwelle mit Herrn Rösler vergleiche und zurückdenke, dass Herr Westerwelle die FDP aus ihrer vorherigen Krise herausgeführt hat, dann sehe ich diese Qualitäten bei Herrn Rössler nicht. Nicht wirklich. Irgendwie gibt mir der gute Mann das Gefühl ihn in den Sandkasten setzen zu müssen. Sorry, ist so, ich kann nichts gegen dieses Gefühl machen.
Damit bin ich durch, nach Schreib- und Tippfehlern schaue ich nachher. Euch wünsche ich einen tollen Tag, vor allem habt viel Spaß.