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Wir müssen ihnen eine Stimme geben

Am vergangenen Samstag war das Champions League Endspiel in London, grenzenlose Freude und unvergessliche Stunden. Wir wissen alle wie es ausgegangen ist. Es war aber auch der 25. Mai, der Tag der vermissten Kinder. Nicht nur hierzulande, sondern überall, weltweit. Ein trauriger Tag für so viele Eltern. Ein Tag, der ihre Hoffnungslosigkeit nur symbolisieren kann, der ihrer Trauer ein Datum in der Öffentlichkeit gibt, der ihrem Schmerz einen Sonnenaufgang, den Untergang und tiefschwarze Nacht beschert.

Ich sollte versuchen neutral darüber zu schreiben. Aber das kann ich nicht, weil ich das zum Kotzen finde, dass sich Menschen an Kindern vergreifen, dass den Müttern das genommen wird, was sie in sich gefühlt und auf das sie sich gefreut haben, das sie lieben. Väter werden in eine Welt gestürzt, in der sie sich schuldig fühlen ihr Kind nicht gut genug beschützt zu haben, in der ihnen alles genommen wird: Ihr Glaube an das Morgen, ihre Hoffnung, ihre Liebe. Ich finde das noch mehr als zum Kotzen, wenn Männer sich Kinder greifen, sie mißbrauchen und dann töten, wegwerfen wie lästigen Müll, nackt, zart, leblos, tot. Dafür gibt es nur Wut in mir, aber noch viel mehr beschissen finde ich es, dass sie genau wissen was sie getan haben und dann aber nicht den Arsch in der Hose haben, nicht mal anonym, den verzweifelten Mütter und Vätern, irgendwie Hinweise auf die Stellen zu geben, wo sie die Kinder finden können, damit sie diese betrauern, damit sie irgendwann doch vielleicht Ruhe können. Über 1.800 Kinder werden vermisst. Mehr als 1.800 Kinder von denen niemand weiß wo sie sind, was mit ihnen ist, ob sie leben, ob sie es doch gut haben, oder ob sie in irgendwelchen Bordellen greisen Lüstlingen zu Diensten stehen müssen, getrieben von geldgeilen Männern und Frauen. Auch Frauen missbrauchen, die sind da nicht besser. Aber diese Kinder, diese über 1800 Kinder sind einfach weg, fort, die wenigsten kommen wieder. 1.800 Mütter und Väter deren Alltag keine wärmende Sonne hat, die nur die Kälte des Verlustes spüren. Schaut Euch Eure Kinder an, nehmt sie in den Arm, auch wenn ihr gerade auf sie sauer seid, drückt sie, liebt sie und wenn ihr Euch über sie ärgert, dann denkt in diesen Tagen nach dem 25. Mai, der durch das sportliche Großereignis untergegangen ist, und denkt an die Eltern, die ihre Kinder nicht in den Arm nehmen können, die vielleicht genau an diesem Tag mit ihnen geschimpft haben und denen jede Gelegenheit genommen worden ist, das wieder gut zu machen, die ihnen doch noch so viel zu sagen und zu geben hätten.

Es sind aber auch die Kinderseelen, diese kleinen Menschen an die wir denken müssen, deren Schutz unser aller Aufgabe ist. Nein, nicht weggucken, hingucken, verhindern, Leben retten, aufmerksam sein. Nein, nicht abwinken, nicht sagen‚ darüber will ich gar nicht erst nachdenken, wie würdet ihr das diesen Menschlein erklären wollen, dass ihr Großen, ihr Erwachsenen angesichts dieses Elends wegschauen wollt? Große, fragende Augen in denen die Angst wohnt. Welche unvorstellbare, grausame Angst muss ein Kind in diesen Augenblicken durchleben, muss ein kleines Mädchen, ein kleiner Junge in solch grausamen Moment fühlen. Was tut es? Ruft es nach seiner Mama, seinem Papa? Oder versagt die Stimme, weil die Angst so unendlich groß ist. Sie rufen vielleicht doch, aber da kommt nichts, keine Antwort, keine Hilfe und dann wird es Nacht. Aber für einige wird es immer und immer wieder Tag und wieder Nacht. Worte reichen niemals aus, um auch nur einen Hauch dessen zu fühlen. Unsere Vorstellungskraft versagt, wenn wir eine Idee davon haben wollen. Es gibt Wege, Möglichkeiten zu verhindern, wir arbeiten daran, ich arbeite daran.

Zu schreiben, wie ich das am Ende meiner Artikel immer tue: Laßt es Euch gut gehen, würde ich heute als Hohn empfinden, statt dessen kopiere ich Euch den Link der Pressemitteilung des Deutschen Bundestages zum 25. Mai hier in diese Mail hinein http://www.bundestag.de/presse/pressemitteilungen/2013/pm_130524.html

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