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Zuckerkaramelle

Während der vergangenen Tage habe ich mich mit einer Freundin über Schwestern unterhalten, das hat einiges an Erinnerung ausgelöst, die mich teils zum Lachen gebracht hat, manchmal auch nachdenklich gestimmt hat. Dabei kamen  noch ganz andere Erinnerungen an frühere Zeiten, keine unbedingt besseren Zeiten, aber halt andere Zeiten und die Erkenntnis alles hat seine Zeit und daran kann man nichts ändern. So sehr man sich manchmal auch wünscht das eine oder andere Ereignis wäre früher oder später gekommen. Aber ich empfehle Euch macht mal einen Trip in die Vergangenheit, in Eure Kindheit, das wird viele Facetten haben, lustige wie tragische, da wird alles drin sein und es wird spannend sein.

Meine Schwester war die ältere, es waren etwas mehr als sieben Jahre zwischen uns, dazwischen gab es noch meinen Bruder, aber Schwestern und Brüder, das ist eine ganz eigene Beziehung, das ist anders. Ich hatte einen großen Bruder auf den ich im Notfall zurückgreifen konnte, während sie einen Kameraden hatte mit dem sie allerhand Unsinn getrieben hat. Auch das ist etwas, das wohl alle Zeiten so bleiben wird, auch das Rollenverständnis älterer Geschwister und der des Nesthäckchens. Wir hatten schwierige Zeiten, aber auch tolle Zeiten, was uns allen dreien aber gemein war, wir hatten eine tolle Kindheit trotz schwieriger Zeiten, die unsere Eltern manchmal leben mussten.

Meine Eltern waren selbstständig, nach dem Krieg wurde der Betrieb meiner Großeltern aufgebaut und meinem Vater blieb nur wenig als sich darin zu engagieren. Damals war das nicht mit pünktlich Feierabend, genauso wenig wie das Selbstständige heute tun können. Da waren Pausen streng geregelt, damit der Betrieb auch während der Mittagszeit weiterlaufen konnte. Also musste Punkt zwölf bei uns das Essen auf dem Tisch, na gut, wenn es mal fünf Minuten später war, ging die Welt auch nicht unter. Trotzdem Punkt 12 war Essen angesagt, etwas, das meine Eltern immer beibehalten haben. Um 12 Uhr gab es Mittagessen. Das machte unsere Besuche zu Hause manchmal etwas problematisch, weil wir, wenn wir frei hatten, immer Langfrühstücker waren und dann gleich um 12 Uhr … nicht gut, oder wenn man in der Stadt war, gleich nach Hause rennen, weil 12 Uhr war auch nicht gut. Aber regelmäßiges Leben ist noch lange nicht die mieseste Idee, da ist alles etwas kontrollierbarer, alles besser zu strukturieren. Oder hat sich das überlebt? Ich weiß auch, dass meine Eltern immer irgendwann morgens einen Apfel, eine Banane gemeinsam gegessen haben, oder was es sonst noch an Obst gibt. Sie haben wohl auf Bo-Frost zugegriffen was das auf den Tisch bringen von Gemüse anging, aber sie haben dazu immer Salat oder auch frisches Obst als Nachtisch gehabt. Das war aber alles erst später, als sie sich beruflich, zwar immer noch selbstständig, aber doch umorientiert hatten. Da änderte sich auch die Aufgabenteilung, während mein Papa gekocht hat, hat meine Mama die Wohnung auf Vordermann gebracht.

Eines Tages, ich muss noch relativ klein gewesen sein, vielleicht 6 oder 7 Jahre alt, da kam meine Schwester wie so oft auf die Idee Karamelle herzustellen. Das konnte sie gut, sehr gut sogar. Sie war in frühen Jahren oft bei meiner Oma und diese war eine begnadete Köchin gewesen und da hat meine Schwester dann eine Menge gelernt. Es brauchte dann einige Anläufe, verbrannter Zucker und verbrannte Aluminiumtöpfe, bis das Karamell genauso war, wie sie das gewollt hat. Der Nachteil aber war der, dass meine Mama beim nächsten Mal Kuchen backen vor der fast leeren Zuckerdose stand und erst mal zum Goerdelerplatz rasen musste um welchen zu kaufen, was aber dadurch verzögert wurde, dass die Geschäfte damals noch bis 15 Uhr über Mittag geschlossen hatten. Erinnert ihr Euch noch? Die Läden schlossen über die Mittagszeit bis die Konsummärkte das irgendwann aufgeweicht hatten. Meine Mama war not very amused, aber es hatte einfach keine Konsequenzen außer der, dass wir doch bitte ansagen sollten, wenn wir, was auch immer, verbraucht hätten. So waren meine Eltern, wegen so etwas wurden wir nicht geschimpft. Aber das Karamell, ich erinnere mich an diesen wunderbaren Geschmack den er hatte, so was kann man nicht kaufen, das gibt es einfach nicht. Ich selbst habe nie versucht das nachzumachen, warum eigentlich? Keine Ahnung.

Ich habe gestern Abend mit meiner Mama telefoniert habe ihr erzählt was mir eingefallen und prompt erzählte sie mir, dass sie den Kuchen backen wollte und keinen Zucker mehr hatte und wir lachten gemeinsam über diese Erinnerung. Ich empfehle Euch solch Kleinreisen in die Vergangenheit und ihr werdet es erleben, dass so manches Mal ein Lächeln auf Euer Gesicht gezaubert werden wird, vielleicht aber auch mal eine Zornesfalte, aber das lasst ruhen, holt Euch die schönen hervor, das passt zu dem heutigen Sonnenschein in Berlin besser: Laßt es Euch gut gehen!

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