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Stress, Winter und Sexismus

Mich würde schon interessieren, was da im Moment los ist. Das Wetter schlägt Kapriolen. Eine Diskussion über sexistische Übergriffe ist angelaufen, die einen anderen Lauf nimmt als von der auslösenden Journalistin ursprünglich wahrscheinlich gedacht und das Ergebnis einer Stressuntersuchung hat alle Alarmglocken läuten lassen. Was ist los? Januarloch? Wintergeschehen? Depression? Keine Ahnung.

Fangen wir beim Wetter an, von -14° C trockener Kälte und schneebedecktem Boden irgendwann letzte Woche, springen wir heute, kaum sieben Tage später auf 10°C, Nieselregen und eintönigem Grau. Geht’s noch? Weil das so schön ist, soll der Winter in drei Tagen wieder zurückkommen und obendrein haben wir für heute Nachmittag in Berlin/Brandenburg Sturmwarnung. Hui! Wenn ich ehrlich bin muss ich zugeben, dass ich mich nicht erinnern kann, dass es in meiner Jugendzeit, die schon eine Weile hin ist, solche Extreme gegeben hat. In Berlin vielleicht eher als im Rheintal wo ich aufgewachsen bin. Wenn wir da mal drei Tage lang so viel Schnee hatten, dass wir Kinder Schlitten fahren konnten, dann war das schon was. Eisregen gab es schon, aber das jetzt?

Sonntag Abend bei Jauch, gestern Abend bei Lanz das Thema des „Sexismus“ bleibt aktuell. Ich habe darüber schon unter Politik, Sex und Crime hier http://www.gitta-becker.de/politik-sex-and-crime/#more-2037 geschrieben, will das nicht weiter ausweiten, aber einer der Gesprächspartner gestern Abend brachte das auf den Punkt: Das ist auch und vor allem eine Frage des Respekts voreinander. Ich glaube, dass Respekt voreinander in unserer Gesellschaft wirklich verloren gegangen ist. Das ist schade, sehr schade. Das fängt mit Respekt innerhalb der Familie an und hört in den Unternehmen, der Politik, der Gesellschaft insgesamt noch lange nicht auf. Das ist der Punkt. Respekt der Kinder vor den Eltern, untereinander, vor den Lehrern, auch dieser Respekt muss da sein, Respekt der Unternehmer vor ihren Mitarbeitern, ebenso wie unter Kollegen und umgekehrt, Respekt vor anderen Menschen halt.

Der Stressbericht rüttelt alle irgendwie auf. Ich höre das im Radio, höre das, was die Zuhörerinnen und Zuhörer via Telefon sagen, höre und lese im Internet, im TV, was die Arbeitsministerin dazu sagt. Kaum einer, der nicht darüber spricht. Sehr viel hängt, meiner Meinung nach, damit zusammen, dass ein großer Teil unserer gesicherten Geborgenheit irgendwo verloren gegangen ist. Es gibt keine Sicherheit was mit unseren Kindern nach der Schulzeit wird, keine Sicherheit, dass wir am Ende unseres Arbeitslebens eine Rente haben werden, die uns menschenwürdig leben lässt, es gibt keine Sicherheit, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben, dass wir nicht eines Tages einfach auf der Straße sitzen, es gibt keine Sicherheit, dass Verantwortliche verantwortlich agieren und dann, wenn sie das nicht getan haben, dafür gerade stehen müssen. Das stresst. Ich kann mit allen Unwegbarkeiten besser umgehen, wenn ich mich in sicherer Umgebung befinde, weiß, dass alles irgendwo Sinn macht. Dieser Sinn ist während der letzten Jahre zwischen Bankenkrise und Unehrlichkeiten unserer Volksvertreter verloren gegangen. Jeder kann machen was er will. Unternehmen setzen ihre Mitarbeiter unter Druck, bespitzeln sie wo sie nur können, was in sich unmenschlich ist, Mütter, Väter brauchen zwei und drei Jobs um die Familie durchzubringen, um Mieten und Nebenkosten bezahlen zu können. Kinder leiden natürlich unter diesem Druck, spüren, dass das die Unbekümmertheit ihrer Eltern im Umgang mit ihnen hemmt. Das alles verursacht  Stress, aber eine Art Stress, die keinen Spaß macht, die Menschen krank macht. Vielleicht sollte man das mal aufdröseln und dann bestünde da eine minimale Chance auf eine Besserung, die für uns alle gut wäre.

Was aber gegen Stress auf jeden Fall hilft sind meine stets empfohlenen Spaziergänge, die im momentanen Nieselregen keinen Spaß machen, aber es gibt ja Regenschirme, diese Teile, die man über sich aufspannt um nicht naß zu werden. Keine Ausrede, einfach ein paar Schritte laufen, mit Mann, Kind, Oma und Opa, egal wem auch immer: Laßt es Euch gut gehen.

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