Wie bei Muttern …
Alte Hausmannskost wie bei Muttern. Bei uns hat in den letzten Jahren als ich noch zu Hause war, noch keine eigne Familie hatte, der Chef gekocht. Mein Vater hatte das Regiment in der Küche, meine Mutter brachte in der Zeit die Wohnung in Ordnung. Beide hatten einen gemeinsamen Betrieb, der dies so erforderlich gemacht hat. Mein Papa hat gut gekocht, mit gelegentlich großem Überraschungseffekt, vor allem später, wenn ich mit meiner Familie aus Berlin angerückt war. Aber es gab diese speziellen Gerichte, die nur meine Mutter machen konnte, an die er sich nie gewagt hat.
Er. Mein Papa, kaufte auch alles ein und wenn er dies tat, dann kam er mit sieben Taschen nach Hause und amüsierte sich köstlich, dass es wieder gelungen war. Das wurde in der Familie zum geflügelten Wort: sieben Taschen Einkauf. Wenn er wusste, dass wir kamen, war die Metro sein Revier, auch wenn er nie im Vorfeld wusste zu welcher Mahlzeit wir überhaupt da waren. Sein Revier war auch seine heiß geliebte Kühltruhe. Sie stand unter seinem Regiment, allein er hatte die Verfügungsgewalt über sie. Dies auch deswegen, weil niemand sonst sich darin auskannte. Kein Gefrierschrank mit Schubfächern, das wäre deutlich zu einfach gewesen. Das war ein Monstrum von Gefriertruhe in der er dann bis nach unten verschwand bis er das vermeintliche Paket seiner Begierde gefunden hatte, von dem er annahm, dass das drin war, was er uns versprochen hatte. Übrigens war es verpönt Etiketten zu kleben, das war unter seiner Würde, er weiß doch, was er eingefroren hat.
Am nächsten Tag, die Familie traf sich zum Mittagessen, freute sich auf das, was er angekündigt hatte, bis er mit einem breiten Grinsen im Gesicht etwas vollkommen anderes auftrug. Sein Kommentar: Es hätte so ausgesehen wie… Das Angebotene war kein bißchen schlechter als das, was da auf dem Tisch stand, keine Frage er konnte gut kochen, aber es war eben nicht das, was er versprochen hatte.
Es gehörte dazu, wenn wir nach Hause kamen, dass es Wunschessen gab. Für uns waren das bestimmte Gerichte, die man in Berlin nicht bekommt, zum Beispiel Rippchen. Die Berliner werden nun sagen, dass es die sehr wohl in Berlin gibt. Es gibt Berliner Rippchen, aber das ist weit von dem Rippchen entfernt, was wir unter Rippchen verstehen. Oder Mama machte im Herbst Zwiebelkuchen, oder eingelegte Heringe oder saure Nieren zu denen dann auch noch meine Schwester mit Familie anrückte. Volles Haus. Oder Dampfnudeln mit Vanillesoße. Das waren alles die Gerichte die meine Mama gekocht hat. Ich habe mir die Rezepte zum Teil in mein Rezeptbuch eingeschrieben, das ist ein altes Tagebuch dessen Seiten sich schon lösen und als Einzelblätter drin liegen. Da steht dann aber auch das Rezept des Käsekuchens meiner Schwiegermutter drin, welches der beste Käsekuchen ist, den ich kenne, oder das Rezept des mit Nüssen gefüllten Hefekranz, den meine Tante immer gebacken hat.
Das sind alles Rezepte, die ich kaum verändert habe, vielleicht durch verschiedene Aromen ein wenig verfeinert, aber im Kern eben nicht verändert. Wir kochen normalerweis täglich, natürlich wärmen wir auch von Vortag auf, denn zum Beispiel Krautwickel, oder Rouladen und einiges mehr schmeckt einfach besser, wenn sie im Rudel gekocht werden, manchmal sind sie auch erst perfekt wenn sie aufgewärmt wurde. Dieses Konzept geht mit zwei Stück irgendwie nicht auf.
Im Moment gibt es allerorten im Fernsehen Kochsendungen, immer noch, das Interesse scheint nicht zu schwinden. Manchmal denke ich klingt gut, abr genau so oft denke ich das muss der Mensch nicht haben, was die zusammen kochen und irgendwie habe ich den Eindruck, dass eben weil es so viele Kochsendungen sind, dass die Köche uns erzählen im Himmel ist Jahrmarkt und darauf warten, dass wir nach den Buden fragen. Obendrein verwenden sie gelegentlich Zutaten, die man im Supermarkt um die Ecke nicht kaufen kann. Da muss man erst mal im Internet nachschauen, was das, was der oder auch die da rein mixt überhaupt ist. Zum Beispiel verwendet Kolja Kleebert in einem Gericht „Doppelte Braunschweiger Segelschiff Mumme“. Keine Ahnung was das ist, noch nie in meinem Leben gehört. Eine kleine Produktinformation, es ist das: Ein aus Wasser und Gerstenmalz gebrauter Malzextrakt, süß, sirupartig und sehr kräftig. Der erste Energiedrink aus dem Jahre 1492. ¼ doppelte Braunschweiger Segelschiffmumme mit ¾ Milch ergibt eine natürliche Kraftnahrung für Groß und Klein. Als Zusatz feiner Saucen, beim Schmoren und Braten. Verzaubern Sie Ihre Gäste mit einem einzigartigen Geschmack! Seid ehrlich: Wer hat schon davon gehört? Ich werde schauen, ob ich das in der Umgebung bekomme. Ich finde das nicht gut, dass ich mir dann die Erklärung aus dem Internet herausfischen muss.
Genug geplaudert über Mamas Hausmannskost und Papas Gefriertruhe. Ich wünsche Euch heute einen wunderschönen Herbsttag, denn es ist Herbst geworden, auch wenn es hier nicht regnet und verhältnismäßig warm ist. Die Gelegenheit raus zu gehen in der Mittagspause ist günstig, an der Ecke winkt schon der Currywurststand, diese kleine Sünde dürft ihr Euch ruhig gönnen: Laßt es Euch gut gehen.